Die Bündner Firma, die später zur Ems-Chemie der Familie Blocher wurde, entwickelte und vertrieb in den 1950er Jahren eine Weiterentwicklung des Brandkampfstoffes Napalm mit dem Namen Opalm. Dies schreibt die Zürcher Historikerin Regula Bochsler im Buch «Nylon und Napalm».

Die in der Schweiz entwickelten Opalm-Bomben wurden unter anderem im Krieg in Osttimor eingesetzt. Die indonesische Armee soll 1960 15 Tonnen Emser Opalm gekauft haben.

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Bochsler schreibt, die Ware sei falsch deklariert und auf normalem Wege spediert worden. Es sei Opalm für mindestens 3500 Bomben nach Indonesien verkauft worden. Die damalige Militäroperation der Indonesier gilt als die grösste humanitäre Tragödie in der Geschichte Osttimors.

Mit Schweizer Know-how entwickeltes Opalm wurde gemäss Bochsler auch im Jemen eingesetzt, wo die ägyptische Luftwaffe in den 1960er Jahren Dörfer bombardierte. Zu den Kunden zählten weiter die Militärs in Burma oder die algerische Befreiungsfront FLN. Auf Filmaufnahmen sind Bomben mit der Aufschrift Opalm zu sehen.

Ex-Nazis im Sold

Der Gebrauch solcher Brandwaffen gegen die Zivilbevölkerung ist von der UNO seit 1980 verboten. Die Waffen waren weltweit in Verruf geraten, nachdem Bilder von verbrannten Kindern in Vietnam weltweites Grauen auslösten. 

Bochsler stützt sich in ihrem Buch auf Archivmaterial aus dem In- und Ausland. Sie hat Zeitzeugen befragt und sogar alte Mordakten durchforstet. Vier Jahre dauerte die Recherche. Der Zugang zum Emser Firmenarchiv wurde ihr verwehrt, eine Stellungnahme von Magdalena Martullo steht aus, Christoph Blocher will sich an nichts erinnern. Der «Tages-Anzeiger» berichtete über den Fall.

Bochsler weist zum ersten Mal nach, dass die Ems-Vorgängerin Hovag damals einen Brandkampfstoff entwickelt hatte, der in Bürgerkriegsgebieten verkauft wurde. Damit steht die Ems zum zweiten Mal am Pranger der Geschichte. Bereits in den 1990er Jahren deckte die Bergier-Kommission auf, dass die Vorgängerfirma in der Nachkriegszeit Ex-Nazis beschäftigt hatte.

Hovag, Ems und die Blochers

Die Ems-Chemie ging aus der Hovag hervor. Das Unternehmen, das heute auf Hochleistungspolymere spezialisiert ist, produzierte einst einen Benzinersatz.

Christoph Blocher stieg Ende der 60er-Jahre bei der Ems ein. Er war ein Zögling des 1979 verstorbenen Hovag-Gründers Werner Oswald und leitete die Firma ab 1973. 1983 kaufte er das Unternehmen. Nach seiner Wahl in den Bundesrat Ende 2003 kappte Blocher alle formellen Bindungen zur Firma. Die Leitung übernahm seine älteste Tochter Magdalena Martullo-Blocher. Sie hält bis heute die Mehrheit am Unternehmen.

Sämtliche Ereignisse in Zusammenhang mit der Opalm-Produktion stammen aus der Zeit, als die Blochers noch nicht für die Ems-Chemie tätig waren.

(ise)