Da die Schweizer Fachhochschulen demnächst auch Master-Lehrgänge anbieten werden, wird die Vielfalt an Titeln und Schulen für Laien immer undurchschaubarer. Universitäten und Fachhochschulen werden dadurch in Bezug auf die neuen Studienabschlüsse «Bachelor/Master» gleichwertig und stehen in einem Konkurrenzverhältnis. Das ruft nach Neupositionierungen.
Mit einem anerkannten Qualitätssiegel wie AACSB, FIBAA, EQUIS oder AMBA dürfen sich nur die von den zuständigen Akkreditierungsstellen geprüften Bildungsinstitutionen, fast ausschliesslich Universitäten, schmücken. Etwas vom Glanz der begehrten Gütesiegel fällt auch auf Partnerinstitutionen von akkreditierten ausländischen Unis. Fachhochschulen haben nach Aussagen von Emil Kern vom Swiss Centre der University of Strathclyde in Zürich (KS GBS) momentan noch keinen Zugang zu diesen begehrten Akkreditierungen, weil vor allem die für Forschung gesetzten Kriterien zu hoch sind. Eine Ausnahme bildet die von der FIBAA zertifizierte Zürcher Fachhochschule Winterthur. Kern rät daher den MBA-Interessenten, auf die Akkreditierung wie AACSB, EQUIS, AMBA usw. zu achten. «Fehlt diese, haben Sie es mit einer Schule zu tun, die keine Universität ist oder die Akkreditierung nicht geschafft hat.»
MBA wird hier zu Lande als Weiterbildung begriffen, aufbauend auf einem akademischen Abschluss und einigen Jahren Führungspraxis. Daher hat sich der Begriff «Executive MBA» eingebürgert. Auf diesem relativ offenen Markt kämpfen Universitäten und Fachhochschulen gleichermassen. Es ist deshalb zu erwarten, dass sich irgendwann einmal eine Unterscheidung bei der Titelvergabe aufdrängt, zum Beispiel MBA der Universität Zürich bzw. MBA der Fachhochschule Winterthur.
Grundsätzlich ist der Titel MBA noch immer ungeschützt, aber es hat sich bezüglich Inhalt und Umfang eine klare Praxis etabliert. Emil Kern hält die Tatsache, dass der Abschluss eines Fachhochschul-Nachdiplomstudiums mit «Executive Master» (statt Post Graduate Certificate) übersetzt wird, für einen fatalen Fehler, weil «Executive Master» und «Executive MBA» sich sprachlich (und damit für den Laien) kaum, aber inhaltlich massiv unterscheiden. Mit dieser Regelung ist der Begriffswirrwarr erst so richtig entstanden.
Leader bei den universitären MBA-Anbietern sind die Universität St. Gallen und deren Institute. Der Start für ein Vollzeit-MBA im Jahr 2005 ist bei den Ostschweizern beschlossene Sache, und die Uni St. Gallen hat die Karten längst gemischt. Von dem Kuchen versprechen sich weitere Unis eine schmackhafte Tranche, darunter die Universitäten Bern und Zürich sowie die ETH, die ebenfalls ins MBA-Geschäft eingestiegen sind.
Ein anderes Modell zeigt die Universität Bern/Rochester und spiegelt das erfolgreiche Zusammengehen zweier etablierter Universitäten aus verschiedenen Kulturkreisen wieder und profiliert sich gleichzeitig durch ihre Fokussierung auf den Sektor Finance. Ihre MBA-Abgänger geniessen traditionell die grösste Reputation bei den Finanzinstituten. Das Beispiel für ein drittes Modell bietet die Partnerschaft einer Schweizer Fachhochschule mit einer ausländischen Universität, wie die Liaison zwischen der Fachhochschule beider Basel FHBB und der He-riot-Watt University Edinburgh zeigt.
Auf Erfolgskurs sind auch private Business-Schulen, die mit anerkannten ausländischen Unis zusammenarbeiten. Zwei Beispiele dieser Kategorie sind die GSBA/SUNY Zürich und IMD/Harvard Lausanne. Ein relativ neues Modell ist das Hosting einer ausländischen Universität durch eine Schweizer Business School. Dafür steht beispielsweise KSGBS/University of Strathclyde (Glasgow). Und dann gibt es auf dem Schweizer Markt auch reine Marktauftritte von grossen universitären Brands wie London Business School, Henley University, Open University und Duke University. Die Studien finden in diesen Fällen jedoch nicht in der Schweiz statt.
Vor Rankings wird gewarnt
Was die jährlich durchgeführten und veröffentlichten Rankings angeht, besteht ein wahrer Wildwuchs. So waren sich die vier grössten US-amerikanischen bzw. britischen Finanzzeitungen bei der Besetzung von Platz eins alles andere als einig: Das «Wall Street Journal» taxiert die Tuck School of Business als die Beste, für die «Financial» Times ist es Wharton, das «Forbes»-Magazin schwört treu auf Harvard, und die «Business Week» findet, diese Ehre gebühre der Kellogg School of Management.
Da spielen unerschütterliche Aussagen von Alumni ebenso mit in der Bewertung wie die von Wirtschaftsbossen, die nicht wenig Euros oder Dollars in die Schulen investieren und dort später ihr Kader abholen. Oder von good old boys connections, wenn etwa ein Vertreter eines Magazins wieder mal bei Professor X auf dessen Ranch eingeladen ist und man sich längst vor dem Dessert einig ist.
Irgendwann wirds unübersichtlich, beispielsweise wenn Salärfragen zur Diskussion stehen die bekanntlich nach Erfahrung oder Standort eines Unternehmens weit auseinander klaffen können oder Umfragen nach Geschlecht, Alter und Nationalität für Verwirrung sorgen. Denn gerade diese Faktoren spielen bei den Salären keine unwichtige Rolle. Sicher dürfte sein, dass die Top-Ten-Schulen, die seit Jahren die Rangliste der angelsächsischen Bewertungen anführen, ausgezeichnete Schulen sind. Andere Schulen haben aber währenddessen nicht geschlafen und beweisen mehr und mehr, dass grosse Namen mit grossen Klassen unpersönlicher sind und die Kleinen mit individuellen Konzepten langsam aufholen. Emil Kern vergleicht dies gerne mit Filmproduktionen: Schwerfällige, oft monströse Hollywood-Filme versus kleine, geniale und experimentelle Produktionen.
Die wichtigsten internationalen Publikationen, die regelmässig (ein- bis zweimal pro Jahr) Rankings veröffentlichen:«Financial Times», «Business Week», «Wall Street Journal», «U.S. News & World Report», «Forbes», «The Princeton Review», «Hispanic Business Magazin», «Der Spiegel».
Die Ziele: Das Bologna-Aktionsprogramm
1. Zweistufiger Studiengang Bachelor/Master.
2. Die neu vergebenen Diplome sollen verständlicher werden, damit Interessenten und der Arbeitsmarkt die Diplome rascher erkennen. Ein Zusatzdiplom, das «Diploma Supplement», soll künftig alle Details zum Diplom enthalten.
3. Die Mobilität unter den Studierenden soll weiter stark gefördert werden.
4. Ein europäischer Qualitätssicherungs-Dialog wird aufgebaut
5. Studiengänge sollen im Hinblick auf bessere Transparenz in Zukunft akkreditiert werden, um eine gewisse Qualitätsgarantie abzugeben.
6. Europäische Dimension: Über nationale Grenzen hinweg sollen bei den Studiengängen vermehrt die gesamteuropäische Perspektive eingenommen, Kooperationen angestrebt und «joint degree programs» ausgearbeitet werden.
Rankings: Die Welt der Ranglisten
Einen klaren Blick braucht es, will man herausfinden, ob sich die Rankings auf Vollzeit-MBAs oder Executive MBAs beziehen, ob sich das Urteil auf den Stellenwert in der ganzen Welt oder in Europa bezieht. Ein Beispiel: Das Ranking der «Financial Times» vom 20. Oktober 2003 listet die Bewertungskriterien während und nach dem Studium folgendermassen auf:
- Salärerhöhungen in Prozenten rund 3 Monate nach MBA-Abschluss
- Karrierefortschritte
- Internationale Erfahrung
- Gründe für ein MBA
- Betreuung durch die Schule
- Anteil weiblicher Studenten
- Anteil «Women on Board»
- Anteil Frauen in der Fakultät
- Internationalität der Fakultät
- Internationalität der Studenten
- Internationalität des Board
- Austausch mit anderen internationalen Schulen ausserhalb der Stammschule
- Anzahl der Doktorate nach dem MBA
- Rating der Publikationen in 40 internationalen akademischen Zeitschriften
Vier Schweizer Schulen
Von den ersten 20 Schulen im Europa-Ranking der «Financial Times» vom Oktober 2003 sind vier in der Schweiz
Platz 3 GSBA Zürich
(weltweit Platz 11)
Platz 5 IMD Lausanne (weltweit Platz 19)
Platz 9 Univ. of Rochester Bern
(weltweit Platz 30)
Platz 20 Universität St. Gallen (weltweit Platz 63)