Beinahe ein Vierteljahrhundert forcierte der promovierte Jurist Hannjörg Hereth das internationale Wachstum der ursprünglich reinen Cash-and-carry-Grossmarktkette Metro. Genialster Schachzug: der steuersparende Umzug der Metro Holding aus Deutschland in den Kanton Zug vor beinahe 40 Jahren. Im Schlepptau zügelten auch die Metro-Teilhaber Otto Beisheim (82) sowie die Geschwister Reiner Schmidt (65), Michael Schmidt-Ruthenbeck (63) und deren Schwester Viola mitsamt Gatten Ludwig Reisner (62) privat in die Schweiz.

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Seit seinem erzwungenen Abgang aus dem Verwaltungsrat der Metro in Baar ZG will der inzwischen 70-jährige Hereth zunehmende Rechtlosigkeit bei seinem früheren Arbeitgeber beobachten. Überspitzt formuliert, sieht der Advokat im Dunstkreis der Metro-Mehrheitsaktionäre eine kriminelle Vereinigung am Werk. Mit Gegenanträgen zur Generalversammlung der Metro am 18. Mai liefert Kleinaktionär Hereth nun neuen Zündstoff. Die Gründungsgesellschafter des Handelsriesen, zu denen auch die Duisburger Industriellenfamilie Haniel gehört, sollen mindestens fünf Jahre lang die tatsächlichen Beteiligungsverhältnisse innerhalb ihres Aktionärspools den Ämtern wissentlich falsch mitgeteilt haben. «Die Mehrheitsaktionäre haben die ihnen obliegenden Meldepflichten gemäss dem Wertpapierhandelsgesetz seit Ende 2000 mindestens bis zum Bezug der Dividenden für das Geschäftsjahr 2004 massiv und vorsätzlich verletzt», urteilt der Jurist Hereth, und folglich «Dividenden unberechtigt bezogen».

In der Tat mischte kurz vor Silvester 2000 verdeckt eine obskure Gesellschaft mit Namen Baluba Investment aus Panama im Metro-Aktionariat mit. Unter einem gleich lautenden Firmennamen Baluba tauchte sechs Monate später, wiederum ungemeldet, ein Unternehmen von der britischen Kanalinsel Guernsey im Metro-Zirkel auf. Diese Transaktionen hüteten die Akteure, gesetzliche Meldepflicht hin oder her, wie ein Staatsgeheimnis. Zumindest der Metro-Aufsichtsrat Erich Greipl muss Kenntnis gehabt haben von diesen dubiosen Händeln. Der Wirtschaftsprofessor nämlich sitzt nicht nur im Kontrollgremium der Aktiengesellschaft. Er agiert seit Jahren als Vollstrecker des Patriarchen Otto Beisheim und amtet als Geschäftsführer der Metro-Vermögensverwaltung, die traditionell die Stimmen des Trios Beisheim, Schmidt-Ruthenbeck und Haniel poolt.

Für den Gegenantragsteller Hannjörg Hereth dürfte dieser neuerliche Rechtsbruch allerdings eine Petitesse sein, verglichen mit der Verschiebung von Milliardenwerten, die der Jurist seit Jahren an den Generalversammlungen anprangert. «Der Wert der veruntreuten Vermögensgegenstände», schreibt Anzeigenerstatter und Jus-Professor Hans-Joachim Voges, «ist mit rund sechs Milliarden D-Mark beziffert.» In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hatte Metro kurz vor Jahresende 1998 bei einem Schweizer Notar gegen 250 Gesellschaften und diverse andere werthaltige Positionen zu geringen Buchwerten aus der Bilanz der börsenkotierten Gesellschaft expediert und unter die blickdichten Fittiche des früheren Metro-Finanzchefs Siegfried Kaske bugsiert. Rund zehn Prozent der Telefonfirma Debitel zum Beispiel verschwanden aus dem Metro-Vermögen für läppische 18 Millionen D-Mark. Übernehmer Kaske kassierte nur ein halbes Jahr später rund den 30fachen Verkaufspreis, als die Swisscom Debitel übernahm, nämlich umgerechnet gegen eine halbe Milliarde Franken.

Das «Manager Magazin» gibt dem Opponenten Hereth für die Generalversammlung am 18. Mai Schützenhilfe und bewertet die Bilanzierungsmethoden bündig: «Wer nichts zu verbergen hat, handelt anders.» WP