Wenn Hotelmanager Giuliano Guerra über die Travel-Charme-Hotelgruppe und ihre Hintermänner referiert, spricht er vage von einer «Schmidt-Gruppe aus Nordrhein-Westfalen». Guerras Verwirrspiel dürfte ganz im Sinne der geheimnisvollen Geldgeber der Travel Charme Hotel GmbH mit Rechtssitz in Berlin sein. Denn diese Investoren heissen mit ausgeschriebenem Namen Schmidt-Ruthenbeck – und betreiben die Herbergenkette allenfalls im Nebenerwerb. Ihre Haupteinnahmequelle ist die multinationale Handelsgruppe Metro mit Sitz in der Schweiz.

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So kommt bald zusammen, was zusammengehört. Travel-Charme-Sprecherin Astrid Ehring bestätigt, dass eine Expansion in die Eidgenossenschaft, seit vielen Jahren Wahlheimat von Reiner und Michael Schmidt-Ruthenbeck, geplant ist: «Wir sehen in der Schweiz einen Markt für drei Travel- Charme-Hotels.»

Vater Wilhelm Schmidt-Ruthenbeck hatte seit 1964 gemeinsam mit Otto Beisheim und der Haniel & Cie. Cash-&-Carry-Grossverbrauchermärkte eingerichtet. Sohn Michael Schmidt-Ruthenbeck kontrolliert heute die Interessen der Familie beim zweitgrössten Handelskoloss Europas.

Im Aufsichtsrat der börsenkotierten Metro vertritt Schmidt-Ruthenbecks Wirtschaftsprüfer Volker Claus ihre Interessen.

Der Wirtschaftsprüfer dürfte auch den Weg ins ostdeutsche Hotelbusiness gewiesen haben. Denn deutsche Steuervögte honorierten nach der Wiedervereinigung Investments in das marode Ostdeutschland mit einem generösen Steuernachlass von gegen 50 Prozent.

Die Schmidt-Ruthenbecks schossen reichlich ein, als sie vor zehn Jahren – schon verdeckt – ganz diskret aus dem Nachlass des «Reisebüros der DDR» zehn der früher volkseigenen Beherbergungsbetriebe übernahmen. Schamvoll publiziert Travel Charme heute, die Häuser «mit einer Investition von 245 Millionen Euro modernisiert» zu haben. Branchenbeobachter behaupten jedoch, dass der tatsächliche Zustupf deutlich höher ausgefallen sei, womöglich gar die doppelte Höhe gestreift habe.

Als Traumhotel unter den zehn Schmidt-Ruthenbeck-Hotels gilt das Kurhaus Binz auf der Insel Rügen. Erbaut zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Erkern und Türmchen, soll allein die Renova-tion dieses Gemäuers mit heute 126 Zimmern rund 80 000 Franken verschlungen haben – pro Raum!