Die Migros verlangt von ihren Lieferanten, einen Verhaltenskodex einzuhalten, um menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu garantieren. Aber mehr als jeder zweite überprüfte Lieferant erfüllt den Kodex grösstenteils nicht – und damit mehr als im Jahr zuvor, wie die Migros gegenüber der Wirtschaftssendung «Eco» bestätigt.

Ein wichtiger Punkt bei der Wahl der Lieferanten von Waren sind die Produktionsbedingungen. «Keine Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit, fairer Lohn, menschenwürdige Arbeitszeiten, gesunde und sichere Arbeitsplätze» – dies und vieles mehr verlangt die Migros von ihren Lieferanten mit dem Verhaltenskodex BSCI (Business Social Compliance Initiative), heisst es in dem Bericht.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Mehr als die Hälfte erfüllt nicht

Allerdings: Sehr viele der weltweit 561 Fabriken, die Produkte an die Migros liefern und dem Verhaltenskodex unterstehen, erfüllten diesen laut «Eco» gar nicht. So sei im vergangenen Jahr bei 246 Lieferanten eine Prüfung mit dem Ergebnis durchgeführt worden, dass 51 Prozent den Verhaltenskodex «grösstenteils nicht erfüllen», wie die Migros im kürzlich erschienenen Geschäftsbericht schreibt. Weitere 31 Prozent der überprüften Lieferanten «müssen noch kleinere Mängel verbessern», und nur gerade 18 Prozent schnitten gut ab. 

Damit habe sich die Qualität der überprüften Lieferanten gegenüber dem Vorjahr sogar noch verschlechtert: 2011 erfüllten 48 Prozent der überprüften Firmen den BSCI-Kodex grösstenteils nicht, 24 Prozent hatten kleine Mängel, und 28 Prozent schnitten gut ab.

Migros setzt Frist

Die Migros begründet die Werte im Geschäftsbericht so: «Diese Zahlen liegen im Branchenschnitt. Häufigste Ursache für die Nicht-Erfüllung sind Arbeitszeit-Überschreitungen und fehlende Management-Systeme». Und die Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr erklärt der orange Riese damit, dass «wesentlich mehr Erstaudits durchgeführt wurden», also viele Lieferanten erstmals überprüft worden seien.

Ein Lieferant werde erst dann ausgetauscht, wenn dieser innerhalb einer gewissen Frist – je nach Betrieb zwischen drei und zwölf Monaten – die Mängel nicht beseitige. Pro Jahr betreffe das allerdings nur bis zu drei Lieferanten, so Migros-Sprecher Urs Peter Naef gegenüber «Eco».

(vst)