Tut es der orange Riese für seine Kundschaft? Oder als Reaktion auf die frechen deutschen Discounter Aldi und Lidl, die sich hierzulande immer helvetischer geben? Dieser Tage jedenfalls drückt die Migros ihren neuen Claim ins Land: «Migros macht meh für d’Schwiiz».

Was dabei fast untergeht: Die Migros macht auch immer mehr für Deutschland. Bisher schon waren 8341 der insgesamt 97’727 Migros-Mitarbeitenden in Deutschland angestellt. Und letzte Woche kamen durch die Übernahme der deutschen Bio-Kette Basic weitere 500 hinzu. Der Basic-Kauf reiht sich ein in eine Kette von Migros-Versuchen, in Deutschland erfolgreich zu werden. Was in der Vergangenheit längst nicht immer gelang.

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Migros in Deutschland: Fehltritte, Versuche, langer Schnauf

Mit Migros-Supermärkten hatte das Unternehmen in Süddeutschland keine Fortüne. Das Ansinnen, im nördlichen Nachbarland mit Fitness aufzutrumpfen, wurde wieder aufgegeben. Zuvor hatte sich die Migros verlustreich vom deutschen Deko-Händler Depot getrennt, mit dem man nie auf einen grünen Zweig kam. Und ob die teure Deutschland-Offensive mit Galaxus.de wirklich gewinnbringend gelingt, steht noch auf keiner Festplatte geschrieben. Langen Schnauf braucht es dafür auf jeden Fall.

Klar also, dass bei Bekanntwerden der Basic-Übernahme manch eine M-Genossenschafterin und manch ein M-Genossenschafter in Zitter-Modus geriet: Eine marode Bio-Kette, abgestraft von den deutschen Konsumenten, die aufgrund von Inflation lieber günstiger einkaufen gehen – wie soll da die übernehmende Tegut, eine Tochter der Genossenschaft Migros Zürich (GMZ), wieder Schwung reinbringen?

Basic-Übernahme: Ein bio-logischer Schritt

Zweifel sind da angebracht. Aber auch ein gewisser Optimismus. Wenn die Übernahme im Konkurrenz-Ausstich nicht überbezahlt worden ist, kann der Schritt mit Basic in die richtige Richtung gehen. Die Migros-Tochter Tegut, die sich Basic nun einverleibt, ist mit einem Umsatz von 1,25 Milliarden Euro ein starker Player in Deutschland.

Der Lebensmittel-Vollsortimenter kann mit seiner Einkaufsmacht und seinem grossen Angebot die Basic-Läden etwas vom reinen Bio-Kurs ab- und auf eine Schiene umleiten, die einem grösseren Publikum als dem reinen Bio-Inner-Circle behagt. Mit Basic gelingt Tegut der Vorstoss nach München, wo die Kaufkraft besonders hoch ist. Ein bio-logischer Schritt also.

Kommt dazu, dass Tegut ziemlich gut darin ist, Trends der Zukunft zu erkennen. Statt sich selber mit ersten Schritten auf dem glitschigen Online-Terrain abzumühen, ging die Deutschland-Tochter der Migros Zürich schon 2017 eine Partnerschaft mit dem Online-Giganten Amazon ein, der in Deutschland eine sehr wichtige Rolle spielt.

Der Pakt mit Amazon wurde seither weiter ausgebaut. Gut denkbar, dass Tegut dereinst auch die Neuerwerbung Basic in diesen Bund aufnehmen wird. So könnte es dem zuletzt glücklosen Bio-Händler gelingen, den Kreis der Kundschaft massiv auszudehnen. Und so das Migros-Standing in Deutschland zu verbessern. Wenn alles gut geht.

Andreas Güntert
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