Hebt Georg Stumpf an, über ein Thema zu referieren, spricht er meist langsam, jedes Wort einzeln abwägend. Unzählige Managerfloskeln schleichen sich ein in die Rede – so lange, bis Stumpf an einem Punkt anlangt, an dem ihn das Thema wirklich zu interessieren beginnt. Dann legt der hochgeschossene Wiener ein Tempo vor, dem die Zuhörer nur mit Mühe zu folgen vermögen.

Georg Stumpf, dreiundreissigeinhalb Jahre jung, Absolvent der Wirtschaftsuniversität Wien. Der «Herr Magister», wie ihn seine Mitarbeiter nennen, ist ein Schnelldenker. Einer, der einen 300-seitigen Vertrag per Dreifingersystem liest, Plansoll- und Ist-Zahlen miteinander vergleicht und innert kürzester Zeit ihre Schwachstellen entdeckt.

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Aufrecht wie ein Gardeoffizier sitzt er im teuren Nadelstreifenanzug mit roter Krawatte in seiner mit dunklem Holz gestylten Büro-Loft im 50. Stock des Wiener Millennium Tower. Hier liegt ihm die Stadt zu Füssen. Doch Stumpf schenkt der Panoramaaussicht wenig Aufmerksamkeit. Er wirkt höflich, leicht unterkühlt, distanziert. Auf den ersten Blick kein Sympathieträger. «Wir müssen langsam wieder Vertrauen aufbauen. Ich kann die Vorbehalte uns gegenüber verstehen», sagt er und fixiert durch die Brille sein Gegenüber. Keine Anzeichen von Ermüdung, obwohl er gerade von einer einwöchigen Monster-Besichtigungstour mit Unaxis-Managern aus Asien zurückgekehrt ist.

Stumpf gibt sich nicht umsonst verständnisvoll, zuweilen mit einem beinahe entschuldigenden Unterton. Zu viel Porzellan ist im vergangenen Jahr zerschlagen worden, zu oft wurden seinem Namen Attribute wie «gieriger Finanzhai», «Abzocker» oder «Unternehmensfledderer» zugeschrieben. Denn Stumpf ist Teil jenes österreichischen Trios, das vor einem Jahr einen feindlichen Übernahmekampf um den Schweizer Traditionskonzern Unaxis anzettelte und für sich entschied. Die Hauptaktionäre von Unaxis hebelten sie aus. Die hatten es verschlafen, frühzeitig einzugreifen und dem Angriff der Österreicher Paroli zu bieten. 1,2 Milliarden Franken hat die Übernahme gekostet, mehr als die Hälfte davon stammt aus Stumpfs Schatulle.

Es ist die Geschichte von Mirko Kovats, Ronny Pecik und Georg Stumpf, drei Geschäftspartnern, die auszogen, um gemeinsame Geschäfte zu machen, von denen schliesslich einer auf der Strecke blieb. Ausgerechnet jener, der plakativ immer im Vordergrund stand, als Kopf der Truppe galt und, wie sich im Nachhinein herausstellte, den geringsten Einfluss am ganzen Deal hatte.

Dass Unaxis zu einem Übernahmekandidaten werden konnte, liegt an der jahrelangen Leidensgeschichte des einstigen Traditionskonzerns. Führungswechsel, unklare Strategien und Missmanagement hatten die einstige Oerlikon-Bührle zu einem Schatten ihrer selbst werden lassen. So kam es, dass Unaxis schliesslich für 2004 ein Rekordminus von 378 Millionen Franken einfuhr. Damit war das Vertrauen der Finanzgemeinde aufgezehrt. Der Kurs sank innerhalb eines Jahres um 40 Prozent, der Buchwert lag Ende 2004 gar unter dem Börsenwert des Unternehmens. Das blieb den Angreifern aus Österreich nicht verborgen – zumal die prall gefüllte Kriegskasse der Unaxis mit mehreren hundert Millionen Franken Begehrlichkeiten geweckt hatte.

Ein ungleiches Trio, das sich da zusammengefunden hat. Zum Ersten Georg Stumpf, Sohn aus vermögendem Hause, der es nicht nötig hätte, in seinem Leben auch nur einen Finger zu rühren. Im Umgang nüchtern, emotionslos, faktenorientiert: «Im Geschäft zählen für mich nur Zahlen», sagt er. Zum Zweiten Mirko Kovats, direkt, aufbrausend und streitlustig: «Ich polarisiere und provoziere gerne», heisst es bei ihm. Das verbindende Element zwischen Stumpf und Kovats ist der Dritte im Bunde: Ronny Pecik, ein Bonvivant, Charmeur, einer, der es mit allen kann, höflich bis zur Unterwürfigkeit, einer, der Ausgleich schafft, wie Kovats ein Aufsteiger im Donaustaat – und doch Aussenseiter geblieben.

Der Drang nach Macht und Erfolg schweisste das Trio zusammen, das Ziel vor Augen, Geld und Anerkennung zu erlangen, aggressiv, in der Wahl der Waffen nicht eben wählerisch. Bei Stumpf war es ein fordernder Vater, der den einzigen Sohn zu immer grösserem Einsatz antrieb. Vielleicht deshalb wirkt Georg Stumpf bisweilen verbissen. Und vielleicht ist er deshalb geworden, was er heute ist: ein Workaholic. Auf der Strecke blieb die Passion von Georg Stumpf senior: die Musik. Eine Karriere als Dirigent brach er ab. Mit 18 hängt der Junior das Golfen an den Nagel: «Es nimmt zu viel Zeit in Anspruch», sagt Stumpf, der es immerhin zum österreichischen Meister geschafft hat. Seither lebt er nur noch für seine Karriere. In Rekordzeit schliesst er das Betriebswirtschaftsstudium summa cum laude ab und macht sich mit 22 selbständig.

Freunde und Bekannte verwenden gern den Superlativ, wenn sie über Stumpf sprechen: «Der intelligenteste Klient, der mir je untergekommen ist», so Prominenten-Rechtsanwalt Karl Pistotnik. «Ein hervorragender Manager und Unternehmer», heisst es auch bei René Alfons Haiden, Exchef der Bank Austria. «Ein fleissiger, tüchtiger Bursch, der beinharte Verträge macht», meint Richard Lugner, Bauunternehmer und Klatschspaltenfüller.

Geht es um Georg Stumpf, gibt es offenbar kein Mittelmass, nur Extreme. Während die einen in den höchsten Tönen schwärmen, lassen die anderen kein gutes Haar an ihm. Letztere sind vor allem anzutreffen wenn es um den Millennium Tower geht, Österreichs höchstes Geschäftsgebäude. Georg Stumpf realisierte das Hochhaus mit 26 Jahren. Ein Projekt, das die meisten als unrealisierbar und als Flop des Jahrhunderts taxierten. Wie Stumpf es bloss angestellt habe, eine Genehmigung für einen Turm zu bekommen, der höher ist als das Wahrzeichen Wiens, der Stephansdom, fragen sich Insider. Antworten gibt es bis heute nicht.

In Rekordgeschwindigkeit realisierte der Tower-Bauer sein Projekt. Nach nur zwei Jahren eröffnete er den Turm mit dazugehörigem riesigem Einkaufszentrum. 2003 dann verkaufte er alles an die deutsche Münchmeyer Petersen Capital (MPC). Sein Gewinn: geschätzte 230 Millionen Euro.

Er habe schlechtes, billiges Material beim Bau verwendet, mokierte sich die
österreichische Presse. Von Mietern hagle es Dauerbeschwerden. Gustav Peichl, einer der Architekten des Millennium Tower, der Georg Stumpf prinzipiell als «geschäftstüchtigen und intelligenten» Menschen einstuft, «der mit seinen Geschäftspraktiken oft am Rande der Legalität wandert», plaudert aus dem Nähkästchen. Es sei Stumpfs Geschäftspolitik gewesen, Rechnungen nicht zu bezahlen. «Er wartete so lange, bis man ihn einklagte. Erst wenn er einen Prozess verloren hat, begleicht er die Rechnungen», so Peichl, der selbst vor den Kadi ziehen musste, um sein Geld zu bekommen. Einige Zulieferfirmen, die sich einen langen, teuren Prozess nicht leisten konnten, gingen in Konkurs.

Spricht man Stumpf darauf an, bleibt er demonstrativ gelassen: «Viele Unternehmen stellten zum damaligen Zeitpunkt sehr günstige Offerten und sahen dann vielleicht erst im Nachhinein, dass sie nicht kostendeckend agierten.» Am liebsten wäre es ihm ohnehin gewesen, sein Name wäre im Zusammenhang mit dem Millennium Tower gar nie in der Presse erschienen. Es gebe zu viele Neider. Aber das lasse sich bei einem Prestigeobjekt halt nicht vermeiden.

Lange Zeit deutete nichts darauf hin, dass sich die Lebenswege Stumpfs und des 24 Jahre älteren Kovats je kreuzen würden. Während Stumpf bereits mit 30 Jahren den Zenit seiner Karriere erreicht hatte, startete Mirko Kovats erst viel später durch, in einer vollkommen anderen Branche. Knapp 40-jährig beginnt der Enkel ungarischer Einwanderer («Ich war mit meinem Vornamen noch nie sehr glücklich») konkursreife Firmen aufzukaufen. Die Jahre zuvor verkaufte Kovats Werkzeugmaschinen in Osteuropa. Viele Jahre verbrachte er dort, teilweise unter rauen Bedingungen, aus dem Koffer lebend. Eher wahllos investiert er dann Anfang der neunziger Jahre in bis zu 40 Firmen, kauft diese, stösst sie ab, investiert wieder, bekommt Subventionen und zieht sich wieder zurück. Zwei davon, die Zahnradfabrik Rudolf Kienast und die Wiener Brückenbau, gehen Pleite.

Später investiert er in Diskotheken und Hotels, betreibt seine Geschäfte jahrelang von einem Hotelzimmer aus. Erst ab 1997, mit dem Kauf des Werkzeugmaschinenherstellers Emco, stellen sich erste Erfolge ein. Dann, am 6. April 2000, wird er wegen Konkursverschleppung und willkürlicher Zahlungen vom Oberlandesgericht Wien zu sechs Monaten bedingt verurteilt. Er kauft weiter ertragsschwache Unternehmen auf und verbindet diese unter dem Namen ATB, später A-Tec Holding miteinander.

Flankiert wird Kovats von Ronny Pecik, einem gelernten Starkstromelektriker, der wohl durch Zufall ins Investment Banking gerutscht ist und seit 15 Jahren die Finanzierungen für Kovats’ Projekte bestreitet. Pecik ist es auch, der Prominente wie Niki Lauda, Engelbert Wenckheim, den Haupteigentümer der Ottakringer Brauerei, oder Michael Gröller, Exchef des Mayr-Melnhof-Konzerns, mobilisierte, 20 Millionen Euro für die Beteiligung an Unaxis zu investieren. «Ein kleiner Betrag», wie Stumpf sagt, aber das Mitmachen dieser Personen sei ja auch mehr als Netzwerkpflege anzusehen.

Einer von Peciks zahlreichen Geschäftspartnern ist Georg Stumpf. Es war Pecik, der für Stumpfs Internetfirma MCN im Rahmen eines Private Placement die Finanzierung bei vermögenden Kunden sichergestellt hatte, bevor das Unternehmen 2003 dann scheiterte. Via Pecik lernen sich Stumpf und Kovats Ende der neunziger Jahre kennen. Über die genauen Umstände schweigen sich alle drei aus. Klar ist nur: Erst beim Kampf um Unaxis verbrüdern sie sich zu einem Team. Kurz zuvor zementiert Kovats noch einmal seinen Ruf als unberechenbarer Schnäppchenjäger. Gemeinsam mit Pecik kauft er sich mit 19 Prozent bei der österreichischen VA Tech ein und landet damit einen Überraschungscoup. Zumal er im Oktober 2003 beteuert, investiert bleiben zu wollen – um das Paket in der Folge doch an Siemens zu verkaufen.

Just diese Transaktion fernab der Schweiz sollte Auswirkungen auf ein Schweizer Unternehmen haben, mit denen wohl niemand gerechnet hätte. Kovats lernte damals im Zuge der Verkaufsverhandlungen seines VA-Tech-Aktienpakets Thomas Limberger kennen. Dieser stand bei General Electric als Chef für die Schweiz, Deutschland und Österreich im Sold. «Wir hatten keinen näheren Kontakt, führten nur ein paar Telefonate miteinander», erinnert sich Limberger später – doch die sollten reichen, um sich bei Kovats ins Gedächtnis einzubrennen. Kovats hat in Erfahrung gebracht, dass die hochdefizitäre Display-Sparte von Unaxis zum Verkauf stand. Er erkundigt sich bei Limberger nach den Details. Dieser verweist ihn weiter an Verwaltungsratspräsident Willy Kissling, der ihn kurze Zeit später höchstpersönlich ins Werk einlädt. Kovats kommt, und ihm gefällt, was er sieht – doch nicht etwa nur die Display-Sparte, sondern der gesamte Konzern. Während Kovats, wieder retour in der Heimat, noch in derselben Woche mit Pecik und Stumpf zusammensitzt und berät, auf welche Weise Unaxis am besten zu knacken wäre, verschickt er noch eine Offerte für das Display-Werk an Willy Kissling.

Das nächste Mal stolpert Kissling in einem Zeitungsbericht über den Namen Mirko Kovats. Schlagzeile des Tages: «Die Victory Beteiligungsgesellschaft beteiligt sich mit elf Prozent an Unaxis.» Hinter der Victory stehen Kovats, Pecik und Stumpf. Kissling, der kurz zuvor seinen Rücktritt unterbreitete, schenkte diesem Faktum damals ebenso wenig Beachtung wie die restlichen Verwaltungsräte. Kurze Zeit später fliegen Ronny Pecik und Mirko Kovats in Zürich ein. Ihr Weg führt an den Bleicherweg in Zürich, zur Privatbank Ihag, die im Besitz der Familien Anda und Bührle steht. Sie ist mit 21 Prozent Hauptaktionärin von Unaxis. Dort treffen die Österreicher auf Gratian Anda, den Spross und obersten Vermögensverwalter des Clans.

Anda signalisiert Pecik grünes Licht, sich weiter bei Unaxis einzukaufen. Doch dann beginnen die Gespräche mit Anda zu stagnieren. Das anfängliche Einvernehmen schwindet. Und Stumpf wäre nicht Stumpf, wenn er nicht ab diesem Zeitpunkt die Zügel selbst in die Hand genommen hätte. «Wie ich gemerkt habe, dass die Verhandlungen mit der Familie Anda schwieriger wurden, habe ich die Gespräche geführt», sagt Stumpf und verzieht dabei für einen Moment seine Mundwinkel zu einem Lächeln.

Kovats und Co. kaufen weiter zu. Der Konflikt gipfelt in einem Schlagabtausch an der Unaxis-Generalversammlung Ende April 2005. Victory wird auf Grund eines Formfehlers anstatt mit 34 nur mit 16 Prozent der Stimmen zugelassen und scheitert mit ihren Anträgen, unter anderem dem Begehren um Einsitz im Verwaltungsrat. Kovats kocht. Er fordert den alten Verwaltungsrat auf, in corpore zurückzutreten, und schleudert dem als CEO eingesprungenen Harald Eggers entgegen, der für die seit November eingeschlagene Strategie wirbt: «Das hilflose Gestammel interessiert mich nicht.»

Stumpf verhandelt derweil weiter mit Anda. Man trifft sich rund zehnmal in Zürich, Wien und London. Kovats ist aus dem Rennen: Er wird von der Gegenpartei als Gesprächspartner nicht mehr akzeptiert. Anda signalisiert Stumpf unterdessen, seine Familie sei nicht willens, das Aktienpaket der Victory mit einem hohen Aufschlag zurückzukaufen, um die Kontrolle wiederzuerlangen. So bleibt für Stumpf nur noch die Alternative: entweder der Kauf von weiteren Anteilen an Unaxis, um die Kontrolle zu erhalten, oder aber der Rückzug. Stumpf signalisiert, dass er für einen Rückzug nicht bereit sei, und gewinnt das Tauziehen. Einen Monat nach Andas öffentlicher Loyalitätsbekundung gegenüber der Firma gibt die Familie Anda-Bührle den Verkauf ihres Pakets bekannt. Das Trio ist am Ziel.

Kovats wird an der ausserordentlichen Generalversammlung Ende Juni in den Verwaltungsrat gewählt, Stumpf wird sein Vize. Und wieder ist es Stumpf, der ab diesem Zeitpunkt die Weichenstellungen vornimmt. Gemeinsam mit dem neu erkorenen CEO Thomas Limberger beginnt er das Unternehmen umzukrempeln. Täglich hängt Stumpf mit Limberger am Telefon, häufig mehrmals, Strategien werden abgestimmt, Ideen ausgetauscht, Zahlen analysiert. Stumpf hat einen ebenbürtigen Partner gefunden, die Chemie stimmt. Stumpf nennt den beinahe gleichaltrigen Limberger einen «ausgezeichneten, hervorragenden Manager», Limberger spricht von einer «Bilderbuchzusammenarbeit» mit Stumpf.

Betriebsintern hingegen fährt Limberger weniger auf Schmusekurs. In forscher Manier baut der 39-Jährige Unaxis um und Mitarbeiter ab. Die Divisionsleiter werden praktisch alle ausgetauscht. Zwei Konzernleitungsmitglieder erhalten bereits einen Tag nach der «Machtübernahme der Österreicher» – so ein internes Bonmot – ihre Kündigungen präsentiert, werden aufgefordert, innerhalb von drei Stunden ihren Arbeitsplatz zu räumen. Gleichzeitig stopft Limberger Verlustquellen. Allein im Display-Bereich beläuft sich der Geldabfluss auf rund 100 Millionen Franken im ersten Quartal. Die Division wird eingestellt. Die Halbleitersparte wird restrukturiert und alsdann zum Verkauf angeboten. Der Einkauf soll zentral gestaltet werden, Kompetenzzentren werden zusammengelegt. Während im ersten Halbjahr 2005 noch ein Verlust von 112 Millionen (auf Ebit-Basis) ausgewiesen worden ist, soll im Gesamtjahr unter anderem durch den Verkauf von Inficon ein Gewinn eingefahren werden. Der Turnaround scheint in Sichtweite zu sein.

Für Stumpf wäre die erfolgreiche Sanierung von Unaxis die Krönung seiner bisherigen Karriere. Sein Vater wäre wohl stolz auf ihn, hat er doch Geld, Geist und Prestige investiert. Stumpf wird indes nicht müde, im Gespräch zu erwähnen, dass er «langfristigst» investiert bleiben wolle. «Das Potenzial von Unaxis ist auch in drei bis fünf Jahren noch nicht ausgeschöpft», sagt der Vater eines zwölfjährigen Sohns. Die Ambitionen Mirko Kovats’ hingegen sind ambivalent. Sein Einsatz bei Unaxis beschränkt sich auf Verwaltungsratssitzungen. Dafür plant er jede Menge Neuzukäufe für seine A-Tec und eine Rundumerneuerung seines Images.

«Sein Ego stieg parallel mit seiner wirtschaftlichen Potenz», umschreibt es das österreichische Wirtschaftsmagazin «Profil», deshalb sei er jetzt dabei, sein Image als eiskalter Abzocker oder Glückritter abzulegen. In der Tat sagt man, es sei eine alte Sehnsucht vieler Selfmade-Millionäre, nicht nur reich zu sein, sondern auch Ansehen zu geniessen. «Mehr Kovatse wären besser für Österreich», so Kovats über Kovats.

Was hingegen für seine Partner viel schwerer wiegt: Zunehmend fällt Kovats Stumpf und Limberger in den Rücken, vollführt zirkusreife Strategiesalti, gibt Interviews ohne Absprachen. Und am Ende kündigt Kovats lautstark die Fusion zwischen seiner A-Tec und Unaxis an. Es hagelt Proteste, auch intern. Stumpf und Limberger stehen dem Projekt skeptisch gegenüber. Erstmals wird bekannt, auf welch wackligen Beinen Kovats’ A-Tec steht. Das Unternehmen weist bei einem Umsatz von 722 Millionen Euro nur 25 Millionen Gewinn aus. Und selbst der Gewinn von 25 Millionen ist interpretationsbedürftig. Wären nicht Restrukturierungsaufwendungen und Badwill aufgelöst worden, gäbe es gar keinen Gewinn.

Stumpf, der im Gegensatz zu Pecik nicht bei der A-Tec investiert ist, will sein Investment bei Unaxis nicht in Gefahr sehen («Nur weil ich quasi ein stiller Investor bin, heisst das noch lange nicht, dass ich einmal Geld überweise und nichts mehr mache»). Er beauftragt Ende September Morgan Stanley damit, abzuklären, ob eine Fusion sinnvoll wäre. Anfang Januar liegt das Ergebnis vor: Von einer Fusion wird abgeraten. Was Stumpf vornehm mit «eine nüchterne und rationale Entscheidung» umschreibt, wird nun vollzogen: die Trennung von Geschäftspartnern, die nie wirkliche Freunde waren.

Das Aktienpaket von Kovats in Höhe von 15 Prozent der Unaxis wird zu gleichen Teilen von Ronny Pecik und Georg Stumpf übernommen. Für Kovats dürfte sich aus seinem einjährigen Engagement bei Unaxis ein Gewinn von 200 bis 300 Millionen Franken ergeben. Die Beteiligten dementieren, dass es ein Zerwürfnis zwischen ihnen gegeben habe. Einzig eine Aussage Stumpfs spricht Bände: «Doktor Kovats hat sich von Beginn an um seine A-Tec gekümmert. Er hat dort grosse und anspruchsvolle Aufgaben zu lösen. Das ist gut so, und dort ist er auch gut aufgehoben. Die Unaxis habe ich von der ersten Sekunde an geleitet.» Was Pecik und Kovats dazu sagen? Kein Kommentar.