BILANZ: Herr Dick, Sie leben gut von der Schweizer Kundschaft. Wie gut?

Günter Dick: Ihr Anteil liegt zwischen zwei Dritteln und drei Vierteln. Unser Kerngeschäft liegt auf der Schweizer Seite der Grenze. Süddeutschland ist schwach besiedelt, es gibt einen Haufen Wald. Aber Bäume kaufen keine Möbel.

Die Schweizer sind auf Ihre Preise scharf.

Das sehe ich anders. Der Preis – wir sind exklusive der 19-prozentigen Mehrwertsteuer-Rückvergütung durchschnittlich um 10 bis 20 Prozent günstiger als die Schweizer Konkurrenz – ist eine Art Erstmotivation, uns zu besuchen. Wenn wir es schaffen, ein gutes Einkaufserlebnis zu bieten und mit Beratung und Betreuung zu punkten, gewinnen wir Stammkunden. Das gelingt uns mit den Schweizern sehr gut.

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Die Schweizerinnen und Schweizer geben fünf Milliarden Franken jährlich im grenznahen Ausland aus. Wie fühlt man sich als Umsatzräuber?

Wir sind keine Räuber. Wir leisten einfach gute Arbeit.

Wie tief unter dem Franken sähen Sie den Eurokurs am liebsten: bei 50 Rappen?

Mit 1.20 Franken können wir gut leben. Der Kurs hat sich endlich eingependelt, so können wir sauber arbeiten. Ich möchte den Euro nicht unter einem Franken sehen; die daraus resultierenden Einflüsse wären zu negativ.

Immerhin brachte Ihnen der starke Franken 2011 ein Umsatzplus von 30 Prozent.

Im Sommer 2011 konnten wir massiv zulegen. Wohl auch wegen deutscher Grenzgänger, die durch den Kurszerfall zu einer versteckten Lohnerhöhung kamen. Der starke Franken brachte auch Probleme.

Welche?

Wir kamen teilweise an Grenzen bezüglich Kapazität und Auslieferungsterminen. Wir wurden von Schweizern so bestürmt, dass wir Angst haben mussten, unsere Verlässlichkeit würde leiden.

Hand aufs Herz: je härter der Franken, desto besser für Ihr Geschäft.

Das sehe ich nicht so. Wenn der harte Franken dem Schweizer Export schadet, kann das die Kaufkraft unserer Hauptkunden negativ beeinflussen. Und das kann nicht in unserem Interesse sein.

Wann expandieren Sie in die Schweiz?

Unser Konzept funktioniert ganz gut. Der Schritt in die Schweiz steht derzeit nicht zur Debatte. Fürs Erste bauen wir in Lauchringen aus und werden 2013 zusätzliche 8000 Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung haben, vor allem im Küchenbereich. Den mögen die Schweizer.

Bräuchten Sie wegen Ihrer Schweizer Kunden keinen Schweizer im Topkader?

Entgegen den Kundenströmen ist es bei uns eher so, dass die Fachleute in die Schweiz abwandern. Oder kennen Sie viele Schweizer, die gerne in einem deutschen Möbelmarkt arbeiten würden?

Der Möbelhändler der Schweizer
Mit Filialen in Lauchringen, Stockach, Tettnang und Weil am Rhein arbeitet der süddeutsche Händler Möbel Dick hart an der Schweizer Grenze. Günter Dick führt das Unternehmen mit 350 Mitarbeitern in dritter Generation. Schon der Kursrückgang von 1.60 auf 1.50 Franken brachte dem Unternehmen eine «Sonderkonjunktur» ein. Als der Euro-Franken-Kurs letztes Jahr in freien Fall geriet, brachen bei Möbel Dick alle Dämme: Die Schweizer stürmten die Filialen des deutschen KMU, das über 50 Millionen Euro Umsatz erzielt.