Die anhaltende Farce um die Musée-Suisse-Gruppe rund um das Landesmuseum in Zürich ist ein Beispiel für die mangelnde Effizienz im Innenministerium. Paradoxerweise war es ausgerechnet noch unter Couchepins sozialdemokratischer Vorgängerin, Ruth Dreifuss, als der Bundesrat die Überführung der Museumsgruppe in eine öffentlichrechtliche Stiftung beschloss. Das war vor drei Jahren. Doch da das Parlament diese Teilprivatisierung offensichtlich nicht als vordringlich behandelte und verschiedene Chefbeamte aus Angst vor Machtverlust innerhalb des Kulturbereichs unverhohlen bis heute gegen die bundesrätlichen Pläne ankämpfen, dürfte es noch Jahre dauern, bis die Museen auf gesunden Füssen stehen werden.

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Im Vergleich mit dem Ausland hinkt die Schweiz hier weit hinterher, in Deutschland oder Österreich haben die grossen staatlichen Museen längst diese Freiheit erlangt. Zwar übernimmt der Staat auch in unseren Nachbarländern den Grossteil der Kosten für den Betrieb und den Unterhalt der Museen und von deren Sammlungen, doch hat ihnen die Teilprivatisierung grosse Möglichkeiten eröffnet. Vor allem das Fundraising bei Privaten oder kulturell tätigen Stiftungen ermöglicht es den Museen, wirtschaftlich erfolgreicher zu sein, mit Sonderausstellungen mehr Publikum anzuziehen und so trotz deutlichem Ausbau die Staatskasse nicht stärker zu belasten. Wie wichtig diese Flaggschiffe der Kultur sind, zeigt sich etwa in Wien: Das bekannteste unter ihnen, das Kunsthistorische Museum, zieht Touristen in Horden an. 90 Prozent aller Besucher dieses Museums stammen aus dem Ausland, und selbst bei der weniger bekannten Wiener Albertina liegt der Ausländeranteil bereits bei 61 Prozent.

Davon lässt man sich in Bern nicht beeindrucken. Nachdem innerhalb der Bundesverwaltung genügend gegen die Stiftungspläne opponiert worden war, legte der Ständerat diese vorläufig auf Eis. Die Strukturen seien nicht klar, es gebe Managementmängel, und der Bund solle zuerst eine klare Museumspolitik definieren, bevor eine Teilprivatisierung der Museen ins Auge gefasst werden könne. Kulturminister Pascal Couchepin schloss sich dieser Sicht an. «Wir müssen zuerst die Führungsprobleme lösen und den Zürchern auch bewusst machen, dass es nicht nur um das Landesmuseum geht, sondern auch um die übrigen sieben Museen der Gruppe», begründet er seine Haltung. Der Walliser betont aber, dass sich eine Verselbstständigung über kurz oder lang nicht aufhalten lasse. «Es wird eine Stiftung oder eine ähnliche Form für die Museen geben, sobald die Probleme gelöst sind.»

Auf wenig Verständnis stossen Couchepins Pläne in Zürich. In einem Brief an den Bundesrat kritisiert Stadtpräsident Elmar Ledergerber, dass dem Landesmuseum mit dieser Verzögerung eine identitätsstiftende Wirkung verunmöglicht werde, weil auch der dringend notwendige Erweiterungsbau in die Ferne rücke. Deshalb fordert Ledergerber vom Bundesrat, dieser solle sich klar zum Standort Zürich bekennen, indem er in Zukunft die Umsetzung von Projekten mit nationaler Bedeutung in der Stadt Zürich zügig vorantreibe.

Die Hoffnungen auf eine öffentlichrechtliche Museumsgruppe basieren vor allem auf den bereits vorhandenen Zusagen privater Stifter und Stiftungen, sich künftig finanziell zu engagieren. Unter der Bedingung, dass das Landesmuseum in eine Stiftung übergeführt werde, hat nach Aussagen der Verantwortlichen bereits eine private Kulturstiftung dem Museum einen Beitrag in zweistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt.