Zeitmangel, keine Menu-Ideen im Kopf, Lust auf einfache und schnelle Zubereitung: Aus diesen Zutaten entstand vor ein paar Jahren der Kochbox-Trend. Das Modell: Konsumenten lassen sich Boxen zusenden, die alle Zutaten für ein Menu beinhalten. Und bereiten dann dieses Menu selber zu.

Das Modell, das perfekt zum Convenience-Trend passt, beflügelte auch Schweizer Händler. Doch jetzt zeigen sich fast alle entzaubert. Letzte Woche gab Lidl Schweiz bekannt, den Dienst Menu Box einzustellen. Die Migros, die 2017 unter dem Namen Migusto Foodbox testete, gab schon nach acht Wochen auf.

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Betty bringt's auch nicht mehr

Wie erst jetzt bekannt wird, hat auch die Coop-Tochter Betty Bossi ihren Kochboxen-Dienst «Betty bringt’s» still und leise eingestellt.

Erste Tests des Modells, von dem sich Betty-Bossi-Chef Lars Feldmann einiges versprochen hatte, fanden 2017 in der Stadt Zürich statt. Als Pilotprojekt wurde der Dienst Anfang 2018 in Zürich und im März 2018 in Winterthur eingeführt.

Zum Übungsabbruch Ende September 2018 heisst es bei Betty Bossi: «Ein Lieferservice mit Rezept und frischen Zutaten wie Betty bringt’s ist in der Schweiz wahrscheinlich aktuell kein rentables und skalierbares Geschäft.»

Fazit der Pilotphase: «Der Markt Schweiz ist noch nicht reif für ein solches Angebot.»

Kein Freudengeheul beim Weltmarktführer

Wenn Coop, Lidl und Migros aus einem Markt aussteigen, könnte bei der Konkurrenz Freudengeheul aufkommen. So einfach ist es aber nicht. Beim Kochboxen-Weltmarktführer Hello Fresh, seit 2016 in der Schweiz aktiv, hofft man jetzt natürlich, Kunden zu gewinnen.

Auf der anderen Seite hilft es einer neuen Kategorie, wenn sie von namhaften Playern mitaufgebaut wird. Jetzt muss Hello Fresh, die Firma schreib 2018 einen weltweiten Umsatz von 1,3 Milliarden Euro, in der Schweiz alleine weiterpowern.

Der Wille ist da: «Wir sind zufrieden mit dem Wachstum in der Schweiz und bleiben aktiv hier», sagt Nils Herrmann, Hello-Fresh-Geschäftsführer der DACH-Länder, «wir sind weiterhin daran, die Kochboxen-Kategorie in der Schweiz aufzubauen.»

Umsatzzahlen auf Länderstufe zeigt Hello Fresh indessen aber nicht. Prädikat: Blackbox. 

Andreas Güntert
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