Nach dem Verlust von 84 Milliarden Franken an verwaltetem Vermögen geht die Credit Suisse in die Offensive. Sie lockt Kunden mit besonders hohen Zinsen. Wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» meldet, hat der Chef des Wealth Managements, Francesco de Ferrari, seine 1800 Kundenbetreuer zu einer Massen-Telefonkampagne mobilisiert.

Die Credit Suisse verspricht ihren Kunden dabei offenbar Sonderzinsen von 5 bis 6 Prozent, und das bereits ab einem geringeren Mindestbetrag. Auch besondere Schuldverschreibungen, die einen Festzins von fast 7 Prozent abwerfen, sollen im Angebot sein, wie «Bloomberg» mit Verweis auf Insider berichtet. Diese Angebote sind nochmals deutlich über jenen, mit denen die CS Mitte November auf Kundenfang ging.

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Das heisst im Klartext: Wer 1 Million Franken zur Bank trägt, kriegt 50'000 bis 60'000 Franken Zins pro Jahr garantiert, praktisch ohne Risiko. In Zeiten, wo die Aktienmärkte massive Einbrüche verzeichnen, Immobilienmärkte wanken und Obligationen kaum mehr Sicherheit geben, ist das ein interessantes, wenngleich nicht ungefährliches Lockmittel. Hohe Zinsen drücken die Marge. 

Credit Suisse ist riskanter als griechische Krisenbank

Die Credit Suisse (CS) ist in der Krise. Das lässt sich auch an den Versicherungsprämien gegen einen Konkurs der Grossbank ablesen, den Credit Default Swaps (CDS). Sie sind vergangene Woche markant gestiegen: Notierten sie am Anfang der vergangenen Woche bei rund 3,5 Franken, so stiegen die Kosten, um eine Obligation der CS im Nominalwert von 100 Franken abzusichern, in der Spitze auf über 4 Franken.

Das ist nicht nur ein Vielfaches dessen, was es bei der UBS kostet (unter 1 Franken), sondern auch mehr als bei jeder anderen Bank in Europa, wie Daten von Citigroup Global Markets zeigen. 

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Die Credit Suisse kämpft um die Stabilität, und dies ausgerechnet in dem Geschäftsbereich, der eigentlich der am wenigsten volatile ist und der nach ihrer Neuaufstellung das Herzstück der Institution werden soll – die Verwaltung von Geldern für hochvermögende Kunden. Als im Oktober im Internet Gerüchte aufkamen, die fälschlicherweise die Zahlungsfähigkeit der Bank in Frage stellten, zogen viele Kunden ihre Gelder ab. Innerhalb weniger Wochen war etwa 10 Prozent des Geschäfts von de Ferrari verschwunden.

«Bei der Umsetzung unserer neuen Strategie stehen wir in engem Kontakt mit unseren Wealth-Management-Kunden», erklärte ein Credit-Suisse-Sprecher gegenüber «Bloomberg». «Der Gegenwind an den Märkten führt für unsere Kunden zu einem volatilen Umfeld, und wir konzentrieren uns voll und ganz darauf, ihnen differenzierte Beratung und Lösungen zu bieten, die mit den Marktzinsen im Einklang stehen.»

De Ferrari, der erst im Januar sein Amt angetreten hat, steht dem Vernehmen nach unter starkem Druck von Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und Bankchef Ulrich Körner, das Volumen des verwalteten Vermögens wiederherzustellen. Im Rahmen der Geschäftszahlen für das vierte Quartals am 9. Februar dürfte Credit Suisse auch ein Update zu den verwalteten Vermögen geben.

Francesco de Ferrari

Francesco de Ferrari: Chef der Vermögensverwaltung bei der Credit Suisse. 

Quelle: imago images / AAP

(bloomberg/ise)