Sowohl bei der Helvetia als auch bei Nationale Suisse überwiegt nach Bekanntgabe der Übernahme die Zufriedenheit. Die Verbindung sei nicht aus der Not entstanden, sagt Erich Walser, Verwaltungsrats-Präsident der Helvetia, «sondern hier kommen zwei Erfolgreiche zusammen».

Für Hans Künzle, CEO der Nationale Suisse, ist ebenfalls klar, dass der Zusammenschluss Sinn macht. «Der Verkauf ist ein grosser, folgenschwerer aber richtiger Schritt». Der Entscheid, die Nationale Suisse zu verkaufen sei nicht leichtgefallen, aber aufgrund der Aktionärsstruktur notwendig gewesen.

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Ungüstige Aktionärsstruktur

Tatsächlich lag die Mehrheit des Nationale-Suisse-Kapitals in den Händen von sechs Versicherern und Mitbewerbern. In den letzten Monaten hatte es deshalb immer wieder Übernahmespekulationen gegeben. Für Hans Künzle eine unhaltbare Situation: «Die Folge war ein übermässig volatiler Aktienkurs». Eine nachhaltige Entwicklung der Firma sei damit immer schwieriger geworden.

Die Nationale Suisse hat 2013 mit einem Nettogewinn von 104 Millionen Franken und 948 Millionen Franken Eigenkapital ein gutes Geschäftsjahr gehabt. Trotzdem habe sich der Verwaltungsrat nach einer Lagebeurteilung klar gegen einen weiteren Alleingang und für das Angebot der Helvetia entschieden, sagt Verwaltungsrats-Präsident Andreas von Planta.

Erfolg mit «Swissness»

Vom Entscheid würden alle Stakeholder profitieren, sagt Nationale-Suisse-CEO Hans Künzle, «deshalb haben wir rasch und entschlossen gehandelt.» Das Angebot der Helvetia sei für Mitarbeiter und Aktionäre ebenso vorteilhaft wie für den Standort Basel. Zudem würden die beiden Unternehmen strategisch und inhaltlich gut zusammenpassen.

«Beide Gesellschaften vertreten die gleichen Werte: «Swissness» und Solidität», so Künzle. Für Erich Walser, den VR-Präsident der Helvetia, zeigt sich das schon bei den Namen: «Mit Nationale Suisse wird die Helvetia noch helvetischer», ist er deshalb überzeugt.

Komplementäre Geschäftszweige

Nicht nur ideologisch, sondern auch inhaltlich versprechen sich die Verantwortlichen der beiden Versicherer Synergien. «Das Geschäft ist in einigen Bereichen sehr komplementär», sagt Helvetia-CEO Stefan Loacker. Die Helvetia könne insbesondere von der Stärke der Nationale Suisse im Nicht-Lebensversicherungsbereich und bei den Spezialsparten profitieren.

«Bereits ohne Synergien können wir den Gewinn durch die Übernahme um etwa 30 Prozent steigern», so Loacker. Und mit der Vergrösserung des Geschäftsvolumens um 20 Prozent auf rund neun Milliarden Franken komme man dem mittelfristigen Ziel der 10 Milliarden-Grenze bedeutend näher.

Nationale-Suisse-Leute im Verwaltungsrat

Die Übernahme habe eine sehr bedeutsame Grössenordnung, sagt Stefan Loacker. Dabei sei es ein Vorteil, dass die Helvetia in den letzten Jahren bereits Erfahrung mit solchen Transaktionen gesammelt habe. Für Andreas von Planta von der Nationale Suisse ist das mit ein Grund für den Zuschlag. «Die Helvetia hat bewiesen, dass sie Übernahmen für alle Beteiligten fair umsetzt.»

Künftig werden auf allen Ebenen des Helvetia-Managements Leute von Nationale Suisse vertreten sein. Im Verwaltungsrat der Helvetia werden künftig neben Hans Künzle und Andreas von Planta drei weitere Mitglieder der heutigen Nationale-Suisse-Führung Einsitz nehmen.

Übernahme, nicht Fusion

Trotz dieser engen Kooperation dürfe kein falscher Eindruck entstehen, betont VR-Präsident Erich Walser, der das Amt weiterhin ausüben wird. «Die Transaktion ist keine Fusion von zwei gleichen Partnern, sondern die Übernahme der Nationale Suisse durch die Helvetia».

Ein grösseres Unternehmen habe ein kleineres übernommen, so Walser. Es sei deshalb auch klar, dass der Name des neuen Unternehmens «Helvetia« bleibe.

Keine Zahlen zum Stellenabbau

Die gemeinsame Gruppe erwartet Kosteneinsparungen von 120 Millionen Franken im Jahr. Dabei sollen auch Arbeitsplätze abgebaut werden. Der geplante Stellenabbau soll laut den beiden Gesellschaften hauptsächlich durch natürliche Fluktuation umgesetzt werden. Die neue Gesellschaft soll rund 7000 Mitarbeitende beschäftigen.

Wie viele Stellen letztlich verschwinden werden, könne man zu jetztigen Zeitpunkt noch nicht beziffern, sagt Stefan Loacker. «Wir stehen in der Planung noch am Anfang.» Es sei aber klar, dass man in einem ersten Schritt viele Stellen von ausscheidenden Mitarbeitern über zwei bis drei Jahre nicht neu besetzen werde. Damit könne ein grosser Teil der künftigen Überlappungen abgebaut werden, zeigt sich der Helvetia-CEO überzeugt.

Straffer Zeitplan

Der heute veröffentlichte Zeitplan sieht vor, dass der Angebotsprospekt am 8. August veröffentlicht wird. Nach der Angebotsfrist vom 25. August bis am 19. September soll die Übernahme bereits am 20. Oktober vollzogen werden.

 
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