Für die traditionellen Banken wird es ungemütlich. Dass Fintechs wie Revolut, aber auch grosse Techkonzerne wie Facebook und Amazon ins Bankgeschäft drängen, ist schon länger zu beobachten. Weitaus bedrohlicher werden könnte Google. Der Suchmaschinenanbieter deckt immer mehr Dienstleistungen in der Online-Welt ab, mehr als 1,5 Milliarden Personen nutzen ein Google-Konto.

Nun hat die Alphabet-Tochter Google Pay von Litauen eine Lizenz für elektronisches Geld erhalten – und kann somit in der gesamten Europäischen Union Finanz-Dienstleistungen anbieten, etwa Bezahlungen abwickeln, elektronisches Geld ausgeben und E-Wallets verwalten. Für Google ist das ein erster grosser Schritt, sich in Europa als Finanzdienstleister zu etablieren. Zwar kann der Techgigant dank der Lizenz noch keine klassischen Bankdienste wie Kredite oder Hypotheken anbieten, allerdings hat Google nun mehr Möglichkeiten als etwa Apple mit seinem Bezahldienst Apple Pay.

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Bezahlt nämlich im Laden ein Nutzer mit Apple Pay, vermittelt Apple lediglich zwischen Händler und der vom Nutzer hinterlegten Kreditkarte einer Bank. Google hingegen kann künftig solche Zahlungen selbst abwickeln, etwa über die virtuellen Geldbörsen der Nutzer.

Google könnte Twint knacken

Damit könnte Google ein Problem lösen, mit dem etwa Apple und Samsung in der Schweiz zu kämpfen haben. Weil die Grossbanken auf den eigenen Bezahldienst Twint setzen, lassen sich die wenigsten Kreditkarten bei den Bezahldiensten von Apple und Samsung hinterlegen. Bei Google wäre das nicht mehr nötig, weil beim Bezahlen mit Google Pay der Betrag direkt dem E-Wallet von Google verrechnet werden könnte. Die klassischen Banken stünden aussen vor. Wann Google Pay in die Schweiz kommt, ist jedoch unklar. In Deutschland ist der der Dienst letzten Juni gestartet.

Google hält sich bedeckt, welche Pläne der Konzern dank der Lizenz konkret verfolgt. Ein Sprecher sagte laut der Nachrichtenagentur «Bloomberg» nur: «Wir arbeiten ständig daran, unsere Kunden in Europa zu unterstützen. Im Rahmen dieser Bemühungen haben wir neben den laufenden Diskussionen über Projekte in ganz Europa eine Zahlungslizenz in Litauen beantragt».