Wenn ein Schweizer Unternehmen mit 1200 Angestellten den Besitzer wechselt, ist das den Medien in der Regel mehr als eine knappen Notiz oder eine Erwähnung wert. Doch im Fall der Möbelkette Conforama Schweiz Ende Juli waren die Meldungen tatsächlich sehr kurz.

Das hatte seinen Grund: Es war wenig in Erfahrung zu bringen: Eine Gruppe von Schweizer Investoren habe das Unternehmen gekauft, teilte Conforama Schweiz lediglich mit – ohne Namen zu nennen.

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Ein diskreter Investor namens Dan Mamane

In der Zwischenzeit ist bekannt, wer der neue Besitzer ist. Der Waadtländer Elektronikhändler Dan Mamane hat Conforama Schweiz gekauft. Über die Pläne des diskreten Investors war aber bis jetzt nicht viel mehr zu hören.

Patrice Dupasquier

Patrice Dupasquier ist seit 2018 CEO von Conforama Schweiz. Zuvor war der Freiburger Leiter des Sportartikelhändlers Dosenbach-Ochsner.

Quelle: ZVG

Der «Handelszeitung» hat nun aber der CEO von Conforama Schweiz, Patrice Dupasquier, erstmals Einblick in die neue Strategie gegeben. Conforama will in den nächsten fünf Jahren das Netz von 22 Standorten mit bis zu drei Geschäften erweitern und auch online wachsen. Dadurch sollen zwischen 120 und 240 neue Jobs entstehen.

«Vorher mussten wir die Gewinne ins Ausland schicken»

«Der Verkauf war für uns ein Glücksfall. Wir waren bei Conforama Schweiz immer selbständig, nun sind wir nach zehn Jahren auch endlich wieder eigenständig», sagt Patrice Dupasquier. Dem Unternehmen gehörten auch die Markenrechte in der Schweiz, mit den anderen Conforama habe es nichts mehr zu tun. «Wir sind vollständig schweizerisch. Vorher mussten wir unsere Gewinne ins Ausland schicken, nun können wir sie hier investieren.»

Geld zum Investieren ist offenbar durchaus vorhanden: Der Bruttogewinn sei prozentual am Umsatz gemessen zweistellig, sagt Dupasquier. 2019/2020 machte das Unternehmen rund 450 Millionen Franken Umsatz, das Geschäftsjahr dauert bis Ende September. Dieser Betrag ist in etwa gleich viel wie im Geschäftsjahr davor – obwohl Conforama seine Läden im Frühling schliessen musste. «Wir haben in zehn Monaten so viel verdient wie zuvor in zwölf.» Conforama hat neu einen Anteil von 14 Prozent am Möbelmarkt.

Wachstum im Onlinehandel

Der Umsatzsprung gelang Conforama vor allem dank seines Onlineshops: Der blieb auch im März und April offen, und trug über das ganze Geschäftsjahr gerechnet 10 Prozent zum Umsatz bei – doppelt so viel wie früher.

An diesen Erfolg will Dupasquier anknüpfen: Der Möbeldiscounter legt künftig einen Schwerpunkt auf das Onlinegeschäft. «Online wird wichtiger. Aber 90 Prozent des Umsatzes machen wir immer noch offline. Und auch da wollen wir massiv investieren.»

Möbel Conforama 2

Conforama-Geschäft: In der Schweiz gibt es aktuell 22 davon.

Quelle: ZVG

Der Discounter setzt auf Nachhaltigkeit

Vor allem in der Deutschschweiz sieht der CEO noch weisse Flecken auf der Karte, wie er erzählt, «beispielsweise im Raum Thun-Bern». «Wir möchten sicher noch ein bis zwei grosse Läden eröffnen. Und dann prüfen wir auch neue Konzepte.»

Künftig könnten kleinere Standorte, von 3000 statt wie heute 4500 Quadratmeter Fläche, das Netz ergänzen. Dupasquier erwähnt noch weitere Pläne: Der Lieferdienst soll besser werden, und beim Reparaturservice will Conforama ebenfalls zulegen. Auch Second-Hand-Möbel passten vielleicht ins Sortiment.

«Wir wollen zu den Gewinnern gehören»

Conforama will expandieren. Wachsen wollen aber auch die Konkurrenten – und diese Liste wird immer länger: Ikea, Lipo, Livique (Coop), Micasa (Migros) – und mit XXXLutz aus Österreich (Mömax, Möbel Pfister, Möbel Hubacher) ist in den letzten Jahren ein neuer starker Anbieter entstanden.

«Es wird einen Verdrängungskampf geben», glaubt auch der Conforama-CEO. Conforama sei ein Möbeldiscounter, der auch Unterhaltungselektronik und Dekorationsartikel verkaufe. «Dieses Angebot ist einzigartig. Bei uns finden die Kunden alles unter einem Dach. Wir wollen in dieser Konsolidierung zu den Gewinnern gehören.»