Die Mobiliar geht neue Wege. Der bis anhin praktisch ausschliesslich in der Schweiz tätige Versicherer gründet einen Ableger in Irland, um von dort aus ein europäisches Online-Geschäft aufzubauen. Das geht aus einer Mitteilung der Mobiliar hervor. Man wolle so neue Geschäftsmodelle testen.

Konkret will die Mobiliar so genannte Add-on-Versicherungen lancieren: Versicherungen, die als Zusatzdienstleitung mit anderen Produkten und Dienstleistungen vertrieben werden. Als Beispiel nennt sie eine Versicherung, die zusammen mit einem Bahnticket erworben wird und die Kostenfolgen einer Verspätung abdeckt.

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Digitales Kleinvieh soll Mist machen

Die Mobiliar folgt damit einem Branchentrend. Auch andere Versicherer – etwa die Bâloise – setzten zuletzt stark auf Kleinversicherungen, die zwar für sich genommen wenig Gewinn generieren, aufgrund des hohen Automatisierungsgrads aber dennoch zum Gewinnbringer werden sollen.

Der Start solle in der zweiten Jahreshälfte 2020 erfolgen. Getestet werden soll das neue Angebot ausschliesslich im EU-Markt. Dieser verfüge über die dafür notwendige kritische Grösse – «im Gegensatz zum Schweizer Markt».

Selbst wird der Berner Versicherer dabei nicht mit Namen auftreten. Die Versicherungen sollen als «White-Label-Lösungen» unter dem Namen der Partner-Unternehmen vertrieben werden, schreibt die Mobiliar. Mobiliar-Sprecher Jürg Thalmann spricht von einem «B2B2C»-Ansatz. «Der Konsument kommt weder mit dem Namen des Unternehmens, welche die Add-on-Versicherungen anbietet, noch mit der Marke Mobiliar in Kontakt.»

EU als Testmarkt

Für die neue EU-Tochtergesellschaft hat die Mobiliar zwei externe Experten akquiriert. Matthias Naumann – bis 2019 Partner beim Beratungsunternehmen Boston Consulting Group – soll den neuen Ableger operativ führen, schreibt die Mobiliar. Als Verwaltungsratspräsident wurde Patrick Manley engagiert, der bei Versicherungskonzern Zurich das Geschäft in Europa, Afrika und dem Nahen Osten (EMEA) leitete.

Die neue Irland-Tochter ist nicht ganz das erste Ausland-Abenteuer der Mobiliar. 2014 eröffnete die Berner Genossenschaft bereits ein Büro in Deutschland, um Schweizer Firmenkunden – zusammen mit der Gothaer Versicherung – bei Geschäften im Ausland zu beraten. Mittlerweile ist dieses Büro allerdings wieder aufgehoben worden.

 

 

Michael Heim Handelszeitung
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