BILANZ: Was braucht es, damit ein Jungunternehmer erfolgreich wird – und dazu reich?

Nicolas Berg: Das Wichtigste ist das Team. Das Management muss erfolgshungrig, multifunktional, flexibel sein. Und es muss extrem dranbleiben an der Sache. Daneben sollte man in einer Branche tätig sein, die hohes Potenzial, gute Mitarbeiter und Investoren hergibt. Der Rest ist dann Glück.

Sie bezeichnen sich als «Ideenhebamme». Wie viele Geschäftsideen trudeln jährlich bei Ihrem Fonds ein?

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Etwa 1500. Die Hälfte davon ist Schwachsinn. Mit 50 bis 100 Leuten reden und verhandeln wir, daraus resultieren dann etwa drei Investments im Jahr.

Seit 1984 gründeten Sie 11 Unternehmen und finanzierten 16 privat. Wie hat sich die Szene entwickelt?

Die Teams von heute sind punkto Auftritt, Tempo, Kosteneffizienz und Ausbildung viel besser als in der Zeit der ersten Interneteuphorie. Heute gibt es ein Netzwerk von Gründern, mehr Gratis-Coaching und Seed-Money-Wettbewerbe wie jene von de Vigier oder Venture Kick. Wer sich gut präsentiert, bringt die ersten 100 000 Franken einigermassen leicht zusammen. Im Online-Bereich wurde es aber teurer, Reichweite zu erlangen. Die ersten 100 000 User zu generieren, kostete früher fast nichts. Heute geht fast eine Million fürs Online-Marketing drauf.

Was geschieht mit den Gründern, wenn sie endlich ans grosse Geld kommen?

Die wenigsten flippen aus. Ferrari- und Maserati-Orgien sind sehr selten. Man arbeitet weiter.

Was ist das Statussymbol des Jungunternehmers, der seine Firma verkaufen konnte?

Der Rollentausch. Nachdem man so lange nach Investoren suchen musste, wird man selber einer. Reiche werden Engel – als sogenannte Business Angels helfen sie nun ihrerseits Start-ups.

Sie verkauften mit 39 als Co-Gründer die Online-Plattform Borsalino, was Ihnen rund drei Millionen Franken einbrachte. Was geschah damit?

Ein Drittel ging in ein Minergiehaus, ein Drittel an die Börse. Bis 2007 war ich besser als der Markt. Danach war ich so schlecht wie der Markt. Das letzte Drittel plus Hypothek plus Kapitalgewinn aus weiteren Start-ups wie Xing steckt wiederum in Start-ups.

Kontostand aktuell?

Gleich wie zu meinen Zeiten als Gründer: immer zwischen minus 25 000 und plus 50 000.

Nicolas Berg (52) ist General Partner des Venture-Fonds Redalpine, der 21 Firmeninvestments hält. Berg ist derzeit CEO der Game-Plattform Questli und tritt als Start-up-Dozent an Hochschulen auf.