Die Reform der Unternehmenssteuern erhitzt die Gemüter der Wirtschaftsakteure. Denn die Abstimmung ist eine der wichtigsten der letzten Jahre. Entsprechend heftig wird die Kampagne von beiden Seiten geführt. Doch der Ausgang des Rennens ist weiterhin komplett offen. Laut SRG-Umfrage wollen 44 Prozent der Stimmbürger die Vorlage derzeit sicher oder eher ablehnen, 45 Prozent tendieren zu einem Ja.

Doch braucht die Schweiz diese Reform überhaupt?

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Im Kern geht es bei der Reform um die Abschaffung von Steuerprivilegien für internationale Unternehmen. Umstritten sind aber die Begleitmassnahmen - konkret die Frage, wer den Preis dafür zahlt, dass die Schweiz steuerlich attraktiv bleibt. 

Die Probleme beginnen für viele schon damit, dass die Unternehmenssteuerreform III eine komplizierte, für Durchschnittsmenschen kaum durchschaubare Vorlage ist. Die Konsequenzen lassen sich kaum abschätzen. Diese Auffassung teilt auch Gerhard Andrey, Mitgründer der Liip AG und Vizepräsident der Grünen Schweiz: «Es ist unbestritten, dass wir Statusgesellschaften gleichstellen müssen mit anderen Unternehmen», sagt Andrey im «Bilanz»-Business-Talk. «Doch die Reform ist zu überladen und zu komplex. Die zusätzlichen Massnahmen verkomplizieren und verbürokratisieren das ganze Regelwerk.»

Fraisa-CEO Josef Maushart hat eine andere Sicht. Er sieht die Reform vor allem als Impuls, mehr Arbeitsplätze zu schaffen. «Wir haben 250'000 Stellensuchende, 330’00 Personen, die in Teilzeit arbeiten und gerne mehr arbeiten möchten. Das werden wir nur lösen können, wenn wir mit einem vernünftigen Inländervorrang mehr Stellen schaffen in der Schweiz», so Maushart im «Bilanz»-Business-Talk.

Eine Woche vor der Abstimmung deutet also alles auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin. Dabei sah es nach der ersten Umfrage Anfang Januar nicht danach aus: 50 Prozent der Befragten sagten damals Ja, nur 35 Prozent wollten die Vorlage ablehnen. Einen herben Schlag bekam die Unternehmenssteuerreform mit der Kritik von Alt-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. «Dieses Paket ist nicht mehr dasselbe, das der Bundesrat vorgelegt hat. Es gibt ein paar Punkte, welche die Reform aus der Balance gebracht haben», sagte Widmer-Schlumpf, die in ihrer Zeit als Finanzministerin die Reform aufgegleist hatte.

FDP-Ständerat Ruedi Noser weist die Kritik im «Bilanz»-Business-Talk deutlich zurück: «Es ist komplett falsch was sie sagt», so Noser. Vielmehr habe das Parlament die Reform berechenbarer gemacht und entschärft.

Der BILANZ-Business-Talk zum Thema «Unternehmenssteuerreform: Fluch oder Segen?» wird am Sonntag, 05. Februar 2017, 13.10 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt. In der Sendung diskutiert «Bilanz»-Chefredaktor Dirk Schütz mit Josef Maushart (CEO Fraisa), Gerhard Andrey (Mitgründer Liip AG und Vizepräsident der Grünen Schweiz), Ruedi Noser (FDP-Ständerat) und Jacqueline Badran (SP-Nationalrätin und Unternehmerin).

Wiederholungen:

  • Sonntag, 05. Februar 2017: 18:25, SRF Info
  • Montag, 06. Februar 2017: 08:10, 09:40, 11:30 Uhr, SRF Info