Die Werkstrasse ist die zentrale Achse des Firmenareals, das Novartis seit 2001 vom Industriestandort in ein modernes Zentrum für Forschung, Entwicklung und Management umwandelt. Mittlerweile stehen entlang der Strasse Werke der weltweit führenden Architekten aufgereiht wie auf einer Perlenschnur.

Mit Büro- und Laborgebäuden etwa von SANAA, Frank O.Gehry, José Rafael Moneo Vallés, Eduardo Souto de Mouro oder Fumihiko Maki findet sich auf dem Campus eine Konzentration von Trägern des Pritzker-Preises wie nirgends auf der Welt. In Architekturkreisen hat diese Auszeichnung ein ähnliches Renommée wie der Nobelpreis in den Natur- und Geisteswissenschaften.

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Abgeschottet in den ersten Jahren

Kein Wunder, dass das Interesse in der Öffentlichkeit für einen Besuch auf dem Campus des Life Science-Konzerns gross war, als 2005/2006 die ersten hochkarätigen Bauten fertiggestellt waren. Novartis hielt das Firmenareal jedoch während der ersten Jahre der Bauphase für das breite Publikum völlig abgeriegelt, was dem Konzern die Kritik eintrug, er baue im St. Johann-Quartier eine «verbotene Stadt».

Inzwischen geht der Konzern mit seinem Objekt der Begierde offener um. «Wir sind stolz auf den Campus und zeigen ihn gerne», sagt Felix Räber, der bei Novartis für die Kommunikation über das gigantische Projekt zuständig ist. Das 20 Hektaren grosse Areal ist seit bald zwei Jahren zumindest beschränkt öffentlich zugänglich.

Seit Oktober 2010 bietet Novartis nämlich via Basel Tourismus Campus-Besichtigungen an. Jeden zweiten Samstag führen Guides des Konzerns sechs Gruppen zu maximal 20 Personen über das Gelände mit den insgesamt 14 Neubauten, die indessen nur von aussen besichtigt werden können.

Für Basel Tourismus ein wahrer Segen

Die Möglichkeit, diese Führungen anbieten zu können, ist für Daniel Egloff, Direktor von Basel Tourismus, ein wahrer Segen. Er sei zunächst ernüchtert gewesen über die Abriegelung des Campus, erinnert sich Egloff. Denn touristisch Nutzen lasse sich die Architektur von Weltklasse nur, wenn sie auch besichtigt werden kann.

Mittlerweile sind die anderthalbstündigen Führungen über den Campus so beliebt, dass sie oft schon lange im Voraus fast vollständig ausgebucht sind. Auf Interesse stösst das Angebot bei Einheimischen und Auswärtigen gleichermassen. Die Hälfte der Teilnehmenden stammt aus dem Raum Basel, der Rest aus der ganzen Welt.

An Führungen von Basel Tourismus nehmen pro Jahr insgesamt rund 80'000 Menschen teil. Da fallen die jährlich rund 3000 Teilnehmer der Campus-Führungen zahlenmässig nicht gross ins Gewicht. Um das Image von Basel als Architekturstadt zu stärken, ist das Angebot für Egloff jedoch von grosser Bedeutung.

Kein Ausbau geplant

Ein Ausbau des Angebots steht für Novartis trotz des grossen Interesses derzeit nicht zur Diskussion. Der Campus sei in erster Linie ein Firmenareal und nicht ein Museum für Städtebau und Architektur, hält Felix Räber fest.

Besuchergruppen auch während der Arbeitswoche würden gerade jetzt besonders stören, gibt Räber zu bedenken. In der warmen Jahreszeit arbeiten nämlich viele der 7000 Angestellten auf dem Campus unter freiem Himmel. Auch viele Meetings finden in einer der Parkanlagen oder auf einem der Plätze statt.

Immerhin gehört bald auch ein von der neu entstehenden Rheinpromenade her für alle zugängliches Restaurant zum Campus. Es zählt zu jenen drei Neubauten, die derzeit als Abschluss der ersten Campus-Etappe bis 2015 erstellt werden. Entworfen wurde es von den Basler Stararchitekten Herzog und de Meuron - auch sie Pritzker-Träger.

Dem langfristig ausgelegten Campus-Projekt, in das Novartis in der ersten Phase zwei Milliarden Franken investiert, liegt ein Masterplan des ETH-Städtebauprofessors Vittorio Magnago Lampugnani zugrunde. Bis 2030 sollen auf dem Novartis Campus 13'000 Menschen arbeiten.

(aho/sda)