Und es geht gleich weiter: Vergangene Woche wurde bekannt, dass sich Novartis womöglich von seiner Generikasparte Sandoz trennt und diese an die Börse bringt – und nun der nächste Paukenschlag. Der Pharmakonzern tritt seine 33-Prozent-Beteiligung an Roche ab und bekommt dafür 20,7 Milliarden Dollar.

Das ist, zumindest auf den ersten Blick, ein gutes Geschäft. 5 Milliarden Dollar liess sich der damalige Novartis-Chef Daniel Vasella damals den Versuch kosten, den lokalen Konkurrenten in eine weitere Basler Megafusion zu zwingen. Der Verkauf der Beteiligung wird einen Gewinn von 14 Milliarden Dollar bringen.

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Vas Narasimhan pokert hoch

Doch Vas Narsimhan pokert auch – und das nicht zu knapp. Die Beteiligung an Roche hat über all die Jahre Dividenden von 6 Milliarden Dollar in die Kassen von Novartis gespült. Dieser alljährlich mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks eintreffende Geldsegen fällt nun weg. 

Stattdessen wird der Novartis-Konzernchef nun beweisen müssen, dass das Geld im eigenen Hause mindestens ebenso gut aufgehoben ist, möglichst sogar besser. Die Latte liegt hoch: Roche, bei der Novartis mit ihrer Beteiligung über all die Jahre mit im Seitenwagen sass, war in den vergangenen Jahren der womöglich erfolgreichste Pharmakonzern der Welt.

Es bleibt spannend bei Novartis

Klar ist: Novartis bleibt damit auch weiterhin eine der spannendsten Pharmafirmen der Welt. 20,7 Milliarden Dollar – das ist in etwa so viel, wie der Novartis-Chef für seine bis jetzt grössten Akquisitionen bezahlt hat – also die Übernahme von The Medicines Company mit Inclisiran, einem neuen Cholesterinsenker, sowie von Avexis, dem Startup, mit dem er sich die Gentherapie Zolgensma gegen spinale Muskelatrophie ins Haus holte, eine seltenen, verheerenden neurologischen Erkrankung.

Und sollte Novartis auch mit einer Veräusserung von Sandoz ernst machen, so steht dem Novartis-Chef möglicherweise noch mehr Spielgeld zur Verfügung. Bei einem Verkauf an die Konkurrenz dürften zwischen 17 bis 25 Milliarden Dollar möglich sein. Bei einem Börsengang liegen die Schätzungen noch höher. Wobei bei einem Börsengang, wie das beim Spinoff von Alcon der Fall war, auch einfach die bisherigen Aktionäre am neuen Unternehmen beteiligt werden können.

Strategische Überprüfung bei Sandoz, Verkauf der Roche-Beteiligung: Vas Narasimhan und Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt machen keine Kompromisse, wenn es um ihre Ambition geht, Novartis als einen auf innovative Therapien fokussierten Pharmakonzern neu aufzustellen. Wie erfolgreich sie damit sind, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen. Ob ihnen die Investoren so lange die Stange halten?

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