Als die Migros im Oktober 2017 ihre Bürobedarfskette Office World verkaufte, brandete Jubel auf. Und das gleich von drei Seiten.

Der orange Riese war happy, dass er ein Sorgenkind los wurde. Die Office-Word-Gruppe (Owiba) war zwar erfolgreich unterwegs in der Belieferung von Grosskunden, doch die Schweizer Office-World-Filialen darbten.

Ebenfalls glücklich war die österreichische MTH Retail Group. Zehn Jahre hatte deren Chef Martin Waldhäusl bei der Migros gebohrt, nun konnte er Office World übernehmen und schaffte damit den Schweizer Markteintritt.

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Und drittens waren die Office-World-Mitarbeitenden glücklich. Immerhin sandte Waldhäusl, dessen MTH Retail Group im Nachbarland die Papeterieketten Pagro und Libro führt, ein klares Signal bezüglich der 24 Schweizer Office-World-Filialen: «Auf mittlere Frist streben wir eine Verdoppelung der Schweizer Läden an», sagte Waldhäusl Mitte Oktober 2017 zur «Handelszeitung».

Millionenverluste im Wallis

Jetzt zeigt sich: Auf kurze Frist baut die MTH Retail Group ab. In den nächsten Wochen sollen gleich drei Filialen geschlossen werden. Dem österreichischen Rotstift fallen die Läden in Brig und Conthey im Kanton Wallis sowie die Filiale im zürcherischen Dübendorf zum Opfer.

Wie interne Dokumente verraten, häuften sich in den beiden Walliser Filialen in den letzten fünf Jahren Verluste von über 1 Million Franken an.

Office-World-Geschäftsführer Patrick Lobsiger bestätigt die Schliessungen: «Die beiden Filialen im Wallis werden aufgehoben, weil sie seit Beginn im Jahre 2014 unrentabel waren und die Miete nicht optimiert werden konnte.» In Dübendorf seien «die Sockelkosten aus Miete und Personal zu hoch im Verhältnis zu den Einnahmen. Weil wir uns mit dem Vermieter bezüglich weiterer Laufzeit nicht einig wurden, wird dieser Standort aufgegeben.»

Widerspruch mit zeitlicher Logik

400 Angestellte waren Ende 2017 in der Office-World-Gruppe tätig gewesen; laut Lobsiger werden es Ende 2019 noch etwa 360 sein. Weil der Sitz in Zürich geschlossen wird, fallen auch dort Jobs weg; ein Sozialplan läuft. Für die Angestellten sind das Bad News. Auch deshalb, weil die einstige Ausbauankündigung schlecht zur Realität passt, die nun Schliessungen bringt.

«Das mag zunächst widersprüchlich erscheinen», gesteht Lobsiger ein, der Prozess folge aber «einer zeitlichen Logik». Auf mittlere Frist – in einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren – gelte das Wachstumsziel weiterhin. «Auf kurze Frist aber müssen wir zuerst restrukturierend tätig sein.»

«Keine weiteren Schliessungen geplant»

Ein allfälliges Wachstum würde dabei möglicherweise nicht unter dem Label Office World laufen. «Aktuell», sagt Lobsiger, «überlegen wir uns, die existierenden Office-World-Filialen mit hohem B2C-Anteil mittelfristig neu aufzustellen. Mit welchem Namen und mit welchem Konzept ist derzeit noch offen.»

Bereits letztes Jahr lief intern das Projekt Pagro Suisse, also die Schweizer Einführung des österreichischen Papeterie-Discount-Konzepts. In Deutschland wird Pagro bereits getestet.

Lobsiger mag dazu noch nichts Konkretes sagen. Man verfolge den Start in Deutschland und ziehe Lehren daraus, «über einen Start von Pagro Suisse ist noch nicht entschieden worden».

Zusätzliche Rotstift-Einsätze solle es nicht geben, sagt Lobsiger: «Stand heute sind 2019 keine weiteren Schliessungen geplant.»