Ist die Baloise zur Übernahmekandidatin geworden? Gerüchten zufolge hat der italienische Branchenriese Generali die Basler Versicherung auf seine Einkaufsliste gesetzt. Die Schweizer Konkurrentin Helvetia wiederum sah sich im Herbst dazu gezwungen, in Interviews festzuhalten, dass sie keine Fusion mit der Baloise suche. Das regt Fantasien an.

Und so ist es vielleicht kein Zufall, wenn jetzt bei der Baloise ein alter Streit zur Corporate Gouvernance wieder aufbricht. Denn gemäss Statuten kann bei den Baslern kein Aktionär mehr als 2 Prozent Stimmrechte auf sich vereinen. Die rigide Vinkulierung der Aktien verhindert eine unfreundliche Übernahme und verscheucht strategische Investoren.

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Ändern möchte dies der Investor Z-Capital, der für die kommende GV beantragt hat, den alten Zopf abzuschneiden. Mittlerweile verspricht der Baloise-Verwaltungsrat, den Wunsch zumindest nicht komplett zu ignorieren – und spielt auf Zeit. Zwar solle man das Anliegen bitte ablehnen, bittet er die Aktionärinnen und Aktionäre. Aber im Jahr darauf soll dann ein offizieller, besserer Vorschlag kommen. Wie auch immer der dann aussehen mag.

Die Aktivisten von Z-Capital mögen lästig sein, aber sie haben recht. Grosse Unternehmen wie die Baloise können nicht so lange auf Kapitalismus und freie Märkte pochen, wie es ihnen recht ist, intern aber die Aktionärsdemokratie aushebeln. Es ist nun mal das Kernprinzip einer Aktiengesellschaft, dass befiehlt, wer das meiste Kapital kontrolliert. Erst recht, wenn die Gesellschaft auch noch an der Börse kotiert ist.

Wer sonst sollte denn das letzte Sagen haben, wenn nicht jene Aktionäre, die die Mehrheit des Kapitals hinter sich vereinen? Das Management? Der Verwaltungsrat? Nein. Beide Organe sind bloss Angestellte jener, die eine Aktiengesellschaft besitzen. Eine Stimmrechtsbeschränkung auf 2 Prozent läuft dem Prinzip einer AG massiv entgegen. Ein Versicherungskonzern ist kein Turnverein.

Es mag im Einzelfall gute Gründe für Vinkulierungen geben. Vielleicht bei einem Familienunternehmen mit einem starken Ankeraktionär. Vielleicht, wenn hinter einem Unternehmen eine Organisation steht, die starke ideelle Werte eingebracht hat.

Bei der Baloise hingegen gibt es nichts dergleichen. Und so wäre es an der Zeit, dass der Verwaltungsrat seinen Widerstand aufgibt.

Michael Heim Handelszeitung
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