Er war der wohl umtriebigste Schweizer Internetinvestor in Osteuropa: Martin Saidler (43) hat sich in den letzten zwölf Jahren an rund 20 Online-Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern beteiligt (siehe BILANZ 7/2010). Jetzt hat er den Grossteil seiner Firmen verkauft: «Ich bin in den letzten neun Monaten fast überall ausgestiegen», sagt er. Nur die Online-Portale Autobazar in der Slowakei, der Preisvergleichsdienst Pricemania in Tschechien und das Kochportal Toprezepty in verschiedenen Ländern bleiben ihm noch.

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«Die Preise in Osteuropa sind derzeit sagenhaft hoch, für mich als Verkäufer ideal», begründet er seinen Ausstieg. Mit einer Viertelmilliarde Euro bezifferte er letztes Jahr den Wert seiner Investments, heute sagt er zum Verkaufserlös: «Wir haben grösstenteils die Bewertungen erzielt, die wir erwartet haben.» Käufer seiner Assets sind zwei internationale Finanzinvestoren.

Mit seiner in Zug domizilierten Centralway Holding verfolgt er nun eine neue Strategie: volle Konzentration auf die Schweiz. «Wir wollen hierzulande der grösste Internet-Inkubator werden mit 100 bis 120 Mitarbeitern», sagt Saidler. Deshalb hat er eine grosse Beteiligung an der Online-Agentur Netvision erworben. In einem ersten Schritt will er die Mitarbeiterzahl von 25 auf 50 verdoppeln und dazu auch Talente aus der internationalen Start-up-Szene in die Schweiz locken. Wenn das Modell funktioniert, will er wieder internationalisieren: «Ich versuche, aus der Schweiz heraus eine paneuropäische Internetgruppe aufzubauen.»

Die ersten Schritte dazu hat Saidler gemacht: mit Jobzippers.ch beispielsweise, einem Stellenportal für Uniabsolventen, das aus Lausanne heraus operiert und an dem er beteiligt ist. Oder mit der Neugründung Merge.rs, die Dienstleistungen im Bereich Mergers & Acquisitions liefern soll, speziell bei Tradesales – einem gängigen Exitverfahren von Internet-Start-ups.

Noch unterhalb der Meldepflicht liegt seine Beteiligung an der Next Generation Finance Invest, die an der Berner Börse kotiert ist – CEO Marc Bernegger ist in der Schweizer Internetszene ein alter Bekannter. Mit ihm sowie mit Philipp Steinberger, Sohn von Komikerlegende Emil Steinberger, ist Saidler beteiligt an der Zürcher Firma C-Crowd, die sich für die Kapitalbeschaffung von Jungunternehmen einsetzt. Ebenfalls aufgestockt hat Saidler seine Beteiligung am Schweizer Online-Netzwerk Sandbox. «Das wächst gewaltig», so Saidler. Weitere Ventures sollen folgen.

In der Schweiz reizen ihn die vergleichsweise günstigen Bewertungen, die stark gestiegene Qualität der Internetfirmen und das vorhandene Finanz-Know-how. Seine langfristige Vision könnte ehrgeiziger nicht sein: «Vielleicht assoziiert man in 20 oder 25 Jahren das Internet im gleichen Ausmass mit der Schweiz, wie man das heute mit Uhren oder Schokolade tut», so Saidler.