Der Schweizer Online-Reisemarkt boomt. Zwar ist er noch nicht so weit entwickelt wie derjenige der nordeuropäischen Trendsetter Deutschland, Grossbritannien oder Skandinavien in Deutschland wird jede fünfte Reise online gebucht, während es hierzulande erst 6 bis 8% sind. Doch beim Wachstumstempo können die Schweizer Online-Konsumenten durchaus mithalten.

Ebookers verdoppelte Umsatz

Das beweist etwa das führende Reiseportal Ebookers, dessen Umsatz 2005 um 57% auf schätzungsweise 75 Mio Fr. geklettert ist. Marketingchef Matthias Thürer will mit Ebookers die Umsatzgrenze von 100 Mio Fr. noch in diesem Jahr knacken. Am meisten verspricht sich Thürer von der erst kürzlich aufgeschalteten Applikation «Flug & Hotel». Dort bündelt der Anbieter Flüge und Hotels zu fertigen Angeboten, die der Kunde mit einem Mausklick buchen kann. Das flexible Zusammenstellen von Einzelleistungen kommt bei den Kunden hervorragend an. Grund: Internet-Arrangements sind noch günstiger als einzeln gebuchte Online-Angebote. Beim Internet-Anbieter Travelwindow, wo in der Vergangenheit vor allem fixfertige Arrangements von Reiseveranstaltern aufgeschaltet und verkauft wurden, ist dieser neue Boom für Reisen à la carte ebenfalls spürbar. Komplette «Reisepäckli» von Hotelplan oder Tui Suisse sind bei den Web-Buchern out. «Kunden wollen ihre Ferien selber zusammenstellen», beobachtet Geschäftsführer Roland Zeller und ist deshalb in dieses Business eingestiegen. Die Aussichten für das Portal, das jüngst von Hotelplan gekauft worden ist, sind äusserst rosig: Zeller erwartet mittelfristig einen jährlichenUmsatzzuwachs von 25 bis 40%.

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Da schrillen bei den traditionellen Reiseveranstaltern die Alarmglocken. Sie wollen ihre Kundschaft nicht kampflos aufgeben und haben deshalb ihre eigenen Portale, früher reine Informations-Tools, zu funktionellen Buchungsmaschinen aufgerüstet. Auf den Web-Seiten von Kuoni, Hotelplan, Tui Suisse oder Travelhouse könnenKunden vom Linienflug nach Benin bis zum Hotel in Kuala Lumpur alles online buchen. Gemäss dem Fachmagazin «Travel Manager» liegt der Online-Anteil der grossen Anbieter am Gesamtgeschäft bei 4 bis 6%, Tendenz steigend. Beispiel Hotelplan: Im ersten Halbjahr ist der Internetumsatz um 80% auf geschätzte 45 Mio Fr. gewachsen. Doch die Margen sind mässig, denn Anbieter können oft nur eine Buchungsgebühr einstecken, weil sie keine eigenen Produkte verkaufen.

Am noch kürzeren Hebel sitzen die Reisebüros. Wegen ihren hohen Fixkosten sind sie auf Laufkundschaft angewiesen. Die kommt aber immer seltener, wie das Fachblatt «Travel Inside» jüngst festgestellt hat. Folge: In den letzten fünf Jahren machten mehr als 1000 Reisebüros dicht. Die früheren Stammkunden buchen jetzt online.

Auch Deutsche buchen online

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Blick nach Deutschland. Auch dort kämpfen Reisebüros gegen virtuelle Konkurrenten, wo jede fünfte Reise im Internet gebucht wird. 2005 waren das Leistungen im Wert von umgerechnet 15 Mrd Fr. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einer Steigerung von 37%. In naher Zukunft soll der Online-Reisemarkt auf 30 Mrd Fr. anschwellen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des deutschen Beratungsunternehmens Web-Tourismus.

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Zahlen & Fakten: Online-Reisemarkt ist auf dem Vormarsch

Schweiz

Fachleute schätzen den Online-Reisemarkt auf 550 Mio Fr. Der Anteil am gesamten Tourismusmarkt, der auf gegen 8 Mrd Fr. geschätzt wird, beträgt somit rund 7%.

Fluggesellschaften

Airlines sind die Vorreiter im Online-Reisegeschäft. In der Schweiz setzen sie heute rund die Hälfte des Internet-Reisemarktvolumens um. Auf E-Ticketing setzen vor allem Billigflieger wie Easy Jet, Air Berlin oder Helvetic Airways.

Nur-Flüge

Rund zwei Drittel der im Internet gebuchten Reiseleistungen sind Nur-Flüge. Dahinter folgen mit 20 bis 25% Hotels. Nur eine Konsumentenminderheit bucht online ein Arrangement.

Europa

Der gesamteuropäische Online-Reisemarkt wurde 2005 auf 40 bis 45 Mrd Fr. geschätzt. 2006 erwartet man 60 bis 65 Mrd Fr. Das würde über 11% des weltweiten Reisemarktes entsprechen.