Open Airs und Musikfestivals sind populär. Dieses Jahr sind es schweizweit deren 245. Dabei kommen Musikfans jeder Couleur auf ihre Kosten. Nicht immer auf ihre Kosten kommen die Veranstalter. Besonders hoch ist das Risiko für diejenigen, die ihren Umsatz auf einen einzigen Event abstützen. Grosse Agenturen wie Good News (Moon and Stars in Locarno) oder Act Entertainment (Greenfield Festival in Interlaken) dagegen sind diversifiziert. Act Entertainment organisiert diverse Shows, darunter Lord of the Dance oder Chippendales. Good News, der Schweizer Marktführer, im Besitz der börsenkotierten Deutschen Entertainment AG, schafft mit rund 850 000 Konzertbesuchern im Jahr 50 Millionen Franken Umsatz und ist profitabel.
Nicht in dieser bequemen Position ist das Open Air St. Gallen. Dort kamen dieses Jahr trotz schönem Wetter nur 24 000 Zuschauer, Platz hätte es für 30 000. Ohne freiwillige Helfer würde sich der Event kaum rechnen.
Was dem Veranstalter zu schaffen macht: Das Überangebot an Festivals drückt auf die Zuschauerzahlen. Eines der jüngeren hiess einst Open Air Tufertschwil, ging in Konkurs, nennt sich heute Summerdays Festival und findet nun in Arbon statt (27. bis 29. August). Früher wurde das Tufertschwil-Festival in Jonschwil abgehalten, einem verschlafenen Dorf bei Wil SG, das sich seit Jahren als Hardrock-Metropole zu etablieren versucht. Nach dem ersten Flop tauchte 2008 die US-Rockband Metallica auf, nun heisst der Anlass Sonisphere Festival. Es war kein gutes Jahr. Das Aufräumen nach dem grossen Regen verursachte beträchtliche Mehrkosten.
«Für Bands und Publikum sind Festivals attraktiver als Stadionkonzerte», sagt Thomas Dürr, Chef von Act Entertainment. Für die Bands fallen die Kosten einer Tournee weg, zudem gelangen sie an einem Festival an ein neues Publikum, dem sie sich bekannt machen können. Einem Besucher wird über mehrere Tage Musik geboten zu einem Preis, der oft nicht viel über dem eines Stadionkonzerts liegt.
Laut Dürr könnte sich der ausgereizte Markt aber bald konsolidieren: «Viele der neuen Festivals sind mangelhaft organisiert und bieten kein aussergewöhnliches Ambiente – wenn das zu schlechter Presse führt, könnten die Besucher nächstes Jahr ausbleiben.»