Hinter der Idee, die Schweizer Panini-Kollektion zur Fussball-WM 2018 mit Goldfarbe aufzuhübschen, vermuteten Kritiker einen Kniff, mit dem verhindert werden sollte, dass sich Schweizer im Sammelfieber mit Bildchen aus dem Ausland eindecken, wo der Richtpreis für ein Päckli mit fünf Bildern bei 90 Cent, rund 1.05 Franken, liegt. Für die Schweiz hat Panini 1.10 Franken pro Päckli veranschlagt.

Den Vorwurf, Panini lege die Schweizer in goldene Fesseln, lässt Ezio Bassi, Geschäftsführer von Panini Schweiz, nicht gelten. Er sagt, vielmehr habe er die Edelversion als Reverenz an den «besten Panini-Markt der Welt» lanciert. Gemäss dem Manager, der von Wollerau aus agiert, ist die Schweiz im internen Ranking der «verkauften Bilder pro Einwohner» nämlich mit Abstand die Nummer eins weltweit. «Bei der letzten WM wurden hier mehr Fussballbildli verkauft als in Spanien und Italien zusammen.»

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In absoluten Zahlen führt Brasilien mit seinen 207 Millionen Einwohnern die Verkaufsstatistik jeweils an. Wo konkret wie viele Bildchen verkauft werden, verrät Bassi aber nicht, «Betriebsgeheimnis».

Panini

Die Goldedition des Panini Albums und Stickertüten mit den Bildern zum einkleben.

Quelle: Keystone

Grosse Nachfrage aus Peru

Nun sieht es danach aus, dass Bassi mit den goldumrandeten Fussballern und dem Sammelheft aus besserem Papier mit goldig metallisiertem Umschlag einen Volltreffer gelandet hat, mindestens kommerziell: In der hiesigen Zentrale laufen dieser Tage die Telefone heiss – wegen Anfragen aus Peru. «Dieses Land ist zum ersten Mal seit 36 Jahren wieder bei der WM dabei», sagt Bassi. «Und weil das so besonders ist und viele Peruaner das möglicherweise nur einmal im Leben erleben, wollen viele unsere edle Spezialausführung.»

Im Panini-Hauptquartier in Modena werden die Begehrlichkeiten aus Südamerika nun in ein Geschäft umgewandelt: Es wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die Goldenen im internationalen Onlineshop aufzuschalten.

«In Peru werden wir 2018 einen Rekordumsatz erzielen», sagt Bassi. Schwächeln wird hingegen das Geschäft in den USA, in Holland und natürlich in Italien: Ob ein Land am Grossereignis mitspielt oder nicht, «bewegt die Verkäufe um rund 50 Prozent», so der Schweiz-Chef.

Ezio Bassi

Ezio Bassi, Panini-Chef Schweiz, hat mit seiner Goldedition einen Volltreffer gelandet.

Quelle: Keystone

Preiskampf ist lanciert

Auf Extra-Inhalt wie das Poster mit Schweizer Natispielern, für das 20 zusätzliche Sticker nötig waren, hat Bassi dieses Mal verzichtet. Dafür ist in der 2018er Ausgabe die letzte Doppelseite reserviert für Fussballlegenden, darunter Maradona und Pelé. Die zehn gehören nicht zur offiziellen Panini-Kollektion, sondern sind die Idee der Marketingstrategen von Coca-Cola Schweiz. An die Sticker der Ikonen kommt nur heran, wer Halbliterflaschen Coca-Cola Original und Zero kauft, oder ohne Geldausgeben via Kunden-Hotline (0848 8080 00).

Panini-Bilder werden in den nächsten drei Monaten in der Schweiz so leicht erhältlich sein wie Milch und Brot, Bassi schätzt die Zahl der Verkaufspunkte auf über 10'000. Der Preiskampf ist lanciert, «jeder verlangt so viel, wie er will, der Markt ist frei», sagt Bassi. Valora will 1.10 Franken für ein Päckchen, Interdiscount lockt mit 80 Rappen, Lidl und Aldi mit 74 Rappen – zu Bassis Freude. Er sagt: «Aggressive Preise machen die Paninis nur noch begehrter.»

Iris Kuhn Spogat
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