Die Swisscom hat versehentlich provisorische Finanzkennzahlen veröffentlicht. Die Zahlen waren über mehrere Stunden auf der Website des Unternehmens verfügbar. Der Telekomkonzern hat deshalb eine Ad-hoc-Mitteilung nach den Regeln der Börse publiziert und die Zahlen wieder offline genommen. Es ist die jüngste Panne in einer Reihe von Fehlern, die den Konzern unprofessionell wirken lassen.

Das Zusammenstellen und Kommunizieren von Kennzahlen ist eine Kerntätigkeit auf Geschäftsleitungsebene. Es gehört zum Einmaleins des Business – und die Swisscom patzt. Der Telekomkonzern bedaure den Vorfall, heisst es im Communiqué. Eine Untersuchung sei eingeleitet. Die finalen Kennzahlen und eine detaillierte Mitteilung würden «nach Abnahme durch den Verwaltungsrat» folgen.

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Eine Panne legt also offen, dass die Swisscom – aufs Jahr hochgerechnet – einen Umsatzrückgang und einen sinkenden Gewinn erzielt hat. Gemäss den versehentlich kommunizierten Zahlen – sie sind provisorisch – lagen der Umsatz 2022 bei 11,11 Milliarden Franken und der operative Gewinn auf Stufe Ebitda bei 4406 Millionen. Die im Jahr 2022 getätigten Investitionen werden mit 2,31 Milliarden angegeben. Im Jahr zuvor lag der Umsatz bei 11,18 Milliarden, das Ebitda bei 4,48 Milliarden Franken.

Der Verwaltungsrat dürfte einmal mehr irritiert sein. Präsidiert wird das neunköpfige Gremium von Michael Rechsteiner. Vize ist Frank Esser. Bundesvertreter – und damit Vertreter des Mehrheitseigentümers – ist Renzo Simoni. Besonders irritierend ist die Tatsache vor dem Hintergrund der vergangenen Pannenserie. Die letzte grossflächige Störung datiert auf Mai 2022. Die Probleme sorgten unter anderem dafür, dass die SBB zeitweise keine Billette verkaufen konnte. Die Bahn kündigte an, Schadenersatzforderungen zu prüfen.

Zuverlässigkeit mit mehr Gewicht

Als Folge der wiederholten Netzausfälle sollte die Zuverlässigkeit mehr Gewicht kriegen. Das Pannen-Image der Swisscom sollte abgeschüttelt werden. Der Verwaltungsrat hat sich mehrmals mit dem Dossier beschäftigt – und jetzt die Kommunikationspanne.

Rechsteiner präsidiert den Verwaltungsrat seit 2021, seit 2019 ist er Mitglied im Gremium. Zuverlässigkeit auf allen Ebenen ist ihm, dem ausgebildeten Maschinenbau-Ingenieur der ETH Zürich, ein zentrales Anliegen. Ohne Zuverlässigkeit hätte er weder bei Alstom noch bei ABB oder GE Ergebnisse liefern können. Insbesondere nicht bei GE, dem US-Konzern, der von der Manager-Legende Jack Welch geprägt ist.

Welch, der im Frühjahr 2020 verstarb, galt als der «härteste Boss Amerikas» («Der Spiegel»). Das US-Magazin «Fortune» nannte ihn «Neutronen-Jack», weil er einschlug wie eine Neutronenbombe: Wo der Manager zupackte, gabs Kahlschlag. 100’000 Mitarbeitende feuerte er in seinen ersten Jahren als Chef bei GE – einen Viertel der Belegschaft. Im US-Hire-and-Fire-Stil hallt bis heute seine Regel nach, regelmässig die schwächsten 10 Prozent einer Firma zu entlassen.

Die Swisscom dagegen bleibt eine Wohlfühloase. Und die Untersuchung nach den versehentlich kommunizierten Zahlen dürfte auch keine Ergebnisse à la Jack Welch zeitigen.

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