Zwischen Dosentürmen, aufgerissenen Pappkartons und Bergen von noch nicht eingeräumter Aktionsware bricht es aus dem Konzernchef hervor: «Das ist eine Sauerei», zischt Philippe Gaydoul und deutet dabei auf eine zusammengeknüllt am Boden liegende Folienverpackung. Zwei Regalkurven weiter steigert sich der Ärger des 31-jährigen Geschäftsleitungsvorsitzenden zu unverhohlenem Frust: Unterhalb der Backwarenablage liegen drei eingeschweisste Russenzöpfe auf dem grau gesprenkelten Fussboden. Den Kaufreiz der Kundschaft fördert dieser Anblick mit Sicherheit nicht. Der verantwortliche Filialleiter musste wohl eben mal austreten.

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Bei Gaydouls vertikalem Aufstieg lässt sich nur erahnen, wie schnell der Enkel von Karl Schweri an seinen Aufgaben gewachsen sein muss. Ganz unten – als einer, der die angelieferte Discountware vom Palett nahm und in die Gestelle bugsierte – hatte er 1992 in einer von über 300 Denner-Filialen angefangen. Der legendäre Discountpionier erkannte Gaydouls Talent, begann seinen zweitältesten Enkel aktiv zu fördern und verlieh ihm sechs Jahre später bereits den Titel eines VR-Delegierten, zuständig fürs operative Geschäft. Und als Schweri 84-jährig im Mai 2001 das Zeitliche segnete, trat der Sohn von «Karis» Lieblingstochter Denise vollends aus dessen Schatten. Seither steht Philippe Gaydoul, der weder ein Gymnasium besucht hat noch über nennenswerte Auslanderfahrung verfügt, im helvetischen Wirtschaftsleben ganz oben: als jüngster Chief Executive Officer eines Milliardenkonzerns.

Schon als Junge habe ihm Philippe einen überdurchschnittlich guten Eindruck gemacht, sagt Helmut Zilk, Exbürgermeister von Wien, über den Zögling seines verstorbenen Busenfreunds. In geschäftlichen Dingen agiere Gaydoul für sein Alter «erstaunlich abgeklärt», lobt ihn der Elder Statesman aus Österreich, der 74-jährig nach wie vor im VR der von den Schweri-Erben kontrollierten Rast Holding sitzt.

Gemessen an seinem Schulsack – während zwölf Monaten hat Gaydoul eine private Handelsschule besucht –, sind viele Beobachter erstaunt, wie souverän er den Knochenjob in einer der am härtesten umkämpften Branchen meistert. Als Pragmatiker, der kräftig zupacken kann und nicht bei jedem Windstoss gleich umfällt, scheint Gaydoul eine natürliche Begabung für den Detailhandel mitzubringen. So selbstverständlich bewegt er sich in den grossen Fussspuren seines Ahnherrn, dass es so scheint, als habe der smarte Nachfolger von Karl Schweri nicht nur die uneingeschränkte Macht, sondern auch mehr identische Gene als jeder andere im Clan mit auf den Weg bekommen.

«Mein Glaube an die Discountstrategie meines Grossvaters ist ungebrochen», beteuert Gaydoul im Sitzungszimmer an der Grubenstrasse, das durch seine Kargheit besticht. «Die Grundvision ist dieselbe geblieben. Unterschiede gibt es bei der Umsetzung. Da packen wir heute manches anders an.» Unter dem Modernität verheissenden Label «New Denner» hat Gaydoul eine breit angelegte Initiative gestartet, mit dem Ziel, das Familienunternehmen neu zu positionieren und ihm ein zeitgemässeres Image zu verleihen. Als Aufbruch zu neuen Ufern will Gaydoul «New Denner» nicht verstanden wissen, schon eher als eine überfällige Generalüberholung: «Wir holen sehr vieles nach, was man bei Denner in den letzten Jahren vernachlässigt hat.»

Im Mittelpunkt der weit reichenden Erneuerungsarbeiten, für die 100 Millionen Franken budgetiert worden sind, steht ein neues, von einem aggressiven Rot dominiertes Ladenkonzept: Mit einem frischen, unverwechselbaren Look sollen die landesweit 310 Denner-Filialen bis Ende nächsten Jahres von ihrem Schmuddel-Image befreit werden. Zu diesem Zweck werden derzeit drei Outlets pro Woche an das neue Corporate Design angepasst.

Flankiert wird die visuelle Neupositionierung durch eine tief greifende Revision der Sortimentspolitik. Entgegen der Taktik des Grossvaters, der die Angebotsbreite in den Jahren vor seinem Tod drastisch reduzierte, schlägt Gaydoul in dieser Hinsicht den umgekehrten Weg ein. Von 900 Artikeln hat er das Sortiment mittlerweile wieder auf 1400 aufgestockt; weitere 100 Produkte sollen demnächst dazukommen. Wenig prestigiöse Billigmarken wurden im Zuge des Sortimentsumbaus eliminiert und der Markenartikelanteil von ehemals 20 auf 75 Prozent hochgefahren.

Bei den Kunden scheint die neue Sortimentspolitik zu verfangen: Glaubt man den Zahlen, die der Discounter selbst veröffentlicht, so hat der Gesamtumsatz (inklusive Denner-Satelliten) im Jahr 2001 um 9,2 Prozent zugenommen. 2002 sollen die Verkäufe sogar zweistellig – das heisst konkret um 11,5 Prozent – auf annähernd 1,5 Milliarden Franken geklettert sein. Auch wenn diese Angaben mit Vorsicht zu geniessen sind, weil sie sich kaum überprüfen lassen, wäre es eine Riesenleistung, falls Gaydoul es tatsächlich geschafft haben sollte, die Verkaufszahlen der ehemals schwindsüchtigen Discountkette bei stagnierendem Gesamtmarkt derart deutlich nach oben zu stemmen. Der überwiegende Teil des Umsatzwachstums gehe auf höhere Preise für neu ins Sortiment genommene Markenartikel zurück, werden die Zahlen denn auch von Branchenexperten relativiert.

Verkommt die Preisführerschaft, auf die sich Denner so gerne beruft, somit nicht vollends zum Lippenbekenntnis? Nach dem Markteintritt von Carrefour und dem deutschen Detailhandelsmulti Rewe, der just das beinharte Discountgeschäft aus dem Effeff beherrscht, dürfte der Preiswettbewerb hier zu Lande erst richtig losgehen. Fühlt sich der helvetische Discounter – im internationalen Kontext ein Winzling – Eindringlingen von diesem Kaliber gewachsen? «Wir haben beste Voraussetzungen, um uns auch vor europäischen Giganten nicht fürchten zu müssen», markiert Gaydoul Zuversicht. «Wir haben die Kosten im Griff, und unsere strategische Ausrichtung stimmt. Grösse allein ist in einem Markt wie der Schweiz nicht matchentscheidend.»

Der Zögling des Denner-Gründers verfüge über ein «gutes Gespür für den Markt» und lege einen «ausserordentlichen Drive» an den Tag, lobt ihn Mario Bonorand (59), der seit Jahresbeginn das Präsidium der Rast Holding bekleidet und Gaydoul damit gewissermassen kontrolliert. «Er ist einer der routiniertesten Detailhandelspraktiker, die ich kenne», schmeichelt ihm der frühere Globus-Chef. Ganz so harmonisch, wie es Bonorands Worte nahe legen, ging das Sesselrücken an der VR-Spitze allerdings nicht vonstatten. Immerhin muss Gaydoul, der das Präsidium bis Ende 2002 selbst besetzt hielt, seinen Einfluss nun mit einem fast doppelt so alten Detailhandelsprofi teilen, der wegen seiner unzimperlichen Methoden in der Branche von vielen gefürchtet wird.

Offizielle Begründung der Zuwahl: Im Zuge der Corporate-Governance-Debatte sei der Familienrat zum Schluss gekommen, dass auch einer Firma wie Denner eine saubere Gewaltentrennung gut anstünde. «Bei all den Projekten, die in den nächsten Jahren auf uns zukommen, werde ich sehr stark durch das operative Geschäft absorbiert sein», argumentiert Gaydoul. «Deshalb ist es von Vorteil, wenn ich mich voll darauf konzentrieren kann.» Geholt wurde Bonorand von

Nicolas Schweri, der den Konzern zu Beginn der Neunzigerjahre vorübergehend führte, bevor ihn der alte Herr sämtlicher Funktionen enthob. Auf sein Verhältnis zu Nicolas, seinem Taufpaten, angesprochen, sagt Gaydoul: «Nicolas ist ein enger und wichtiger Ansprechpartner für mich. Bis zum Eintritt von Herrn Bonorand war er der Einzige in der Familie, der das Geschäft wirklich kennt».

Nach dem Ableben des Vaters witterte Nicolas Morgenluft und führt an den Familienzusammenkünften und VR-Sitzungen das grosse Wort. Am liebsten hätte er den Präsidentenjob selbst übernommen, scheiterte mit diesem Ansinnen aber am Einspruch seiner Geschwister. Also kontaktierte «Nico» den befreundeten Headhunter Bjørn Johansson, und der wiederum zog den Globus-Manager an Land. Mit seinem Know-how und seiner langjährigen Erfahrung soll Bonorand die Funktion einer neutralen Schaltstelle zwischen Business und Familie übernehmen. «Ein guter VR-Präsident zeichnet sich dadurch aus, dass er sein Gremium zur Entscheidung führt», definiert Bonorand die ihm übertragene Rolle.

Von einem Machtkampf zwischen ihm und dem neuen starken Mann im VR, wie es die Sonntagspresse insinuiert, will Philippe Gaydoul nichts wissen. Ihr Verhältnis sei «entspannt», die Rollenverteilung «völlig normal»: «Sicher besprechen wir viele Themen, bei denen ich nicht auf sein Know-how verzichten möchte. Mit dem operativen Geschäft hat Herr Bonorand aber nichts zu tun.» Zu kontrollieren brauche ihn sowieso keiner, stellt Gaydoul die Dominanzfrage bei Denner ein für alle Mal klar: «Ich führe dieses Unternehmen, als gehörte es mir.»

Der Enkel von Karl Schweri sei viel umgänglicher und nahbarer, als es jener – zumal im Alter – gewesen sei, sagen Leute aus Gaydouls Umgebung. Die Signale, die diesbezüglich aus der Denner-Zentrale nach aussen dringen, sind allerdings widersprüchlich. Während die einen Gaydouls direkte und oftmals unverblümte Sprache als «natürlichen Kommunikationsstil» rühmen, werfen ihm andere «impulsives, unreflektiertes Verhalten» vor.

Gerade in Sachen Personalführung habe er von seinem Grossvater viel gelernt, sagt Gaydoul: «Dieser war dafür bekannt, mit harter, konsequenter Hand zu führen. Wer einsatzfreudig und loyal war, hatte nie ein ernsthaftes Problem damit.» Wie es ihm der Denner-Gründer vorexerziert hat, verlangt auch der Enkel von seinen Mitarbeitern ein überdurchschnittliches Mass an Loyalität. «Jeder muss einsehen, dass es nur gemeinsam funktioniert», postuliert er. Manche Mitarbeiter seien für Gaydoul durchs Feuer gegangen, erinnert sich Roman Bättig, ehemaliger Verkaufschef und während Jahren dessen Vorgesetzter. «Was Gaydoul wollte, hat er konsequent durchgesetzt. Wer sich seinen Ansprüchen nicht fügte oder dem Druck nicht gewachsen war, musste gehen.»

Das Problem, sagen solche, die Gaydoul aus der Nähe kennen, liege darin, dass der CEO im Kern seines Wesens ein ausgesprochen sensibler, liebeshungriger Mensch sei. «Er schreit nach Anerkennung und will gar kein Hardliner sein», beschreibt ein persönlicher Bekannter das Dilemma. Umgeben von gestandenen Managern, die ihm allesamt an Lebenserfahrung und bisweilen auch intellektuell weit überlegen seien, neige er zu kompensatorischem und unberechenbarem Verhalten. «Gaydoul spielt von morgens bis abends eine Show», beteuert ein Kadermitglied, das erst kürzlich bei Denner ausgeschieden ist. «Dabei hat er so viel Angst, dass er nicht respektiert wird, dass er zuweilen blind dreinschlägt.»

Kein Wunder, dreht sich das Personalkarussell im Kader schneller denn je. Mit dem Versuch, die Schlüsselressorts mit Vertrauensleuten zu besetzen, ist Gaydoul bisher gescheitert. So werden die Bereiche Verkauf, Einkauf, Logistik und Finanzen heute wieder von altgedienten Kräften geleitet, die schon unter Karl Schweri das Sagen hatten. Statt junge, unverbrauchte Köpfe um sich zu scharen, führe der 31-Jährige, wie ein Branchenintimus spöttelt, ein «AHV-Kabinett».

Thomas Bargetzi, den Gaydoul Ende 2001 als Marketing- und Verkaufschef zu Denner holte, erwies sich als eine Fehlbesetzung. Nur sieben Monate nach seinem Firmeneintritt schied der ausgewiesene Detailhandelsprofi, zu dessen Aufgaben es gehört hätte, das «New Denner»-Konzept an der Ladenfront umzusetzen, wegen charakterlicher Inkompatibilitäten mit dem CEO wieder aus. Ersetzt wurde er durch den Denner-Veteranen Edwin Hollenstein, der in der Ära Schweri schon einmal Verkaufsleiter war und zwischenzeitlich für Coop gearbeitet hatte.

Den Einkauf organisiert derweil Hans-Ulrich Brauchbar, auch er ein reinstalliertes Denner-Schlachtross, dessen Ehefrau mit der Schweri-Tochter Eliane Borzatta befreundet ist (siehe «Verwandte unter sich» auf dieser Seite). Wie lautet doch das geflügelte Wort? Entweder man hält es bei Denner maximal ein halbes Jahr lang aus – oder man bleibt ein Leben lang. Im Finanzressort ist der Verschleiss an Stelleninhabern dem Vernehmen nach besonders ausgeprägt. Der letzte glücklose Kandidat auf diesem Posten, Thomas Greber, hielt es gerade einmal ein paar Wochen aus. Der aktuelle Stelleninhaber heisst Bruno Sacher; auch er war schon zu Lebzeiten Schweris an Bord.

Es klingt nicht erfreulich, aber es gehört doch gesagt: Verschiedene ehemalige Kaderleute sprechen von einem Klima permanenten Misstrauens. «Auf Geschäftsleitungsstufe wurde man das ungute Gefühl nicht los, dass einzelne Büros mit Abhöranlagen ausgestattet waren oder Telefone abgehört und E-Mails kontrolliert wurden», berichtet ein Ehemaliger, der es vorzieht, ungenannt zu bleiben. «Man konnte kaum mit jemandem Kontakt pflegen, weil jeder jedem misstraut hat», bestätigt ein zweiter Informant aus der Chefetage.

«Ich bin kein Kontrollfreak, will aber gerne wissen, was läuft», beschreibt Gaydoul seinen Umgang mit Informationen. «Nichts Schlimmeres als ein Chef, der keine Ahnung hat, was sich in seinem Unternehmen und unter den Mitarbeitern abspielt.» Stichwort Inspektorat: Aufgabe dieser Spezialabteilung mit über 60 Mitarbeitern ist es, zu kontrollieren, zu überprüfen und zu rapportieren – und zwar alles, vom Lagerschwund über vermutete Betrugsfälle bis hin zum Cervelat mit abgelaufenem Frischhaltedatum in einer Konzernfiliale im Entlebuch. Viele Angestellte sehen deshalb im Inspektorat eine Art Schnüffelpolizei. «Das Inspektorat ist keine Hauspolizei, sondern trägt zum Schutz unserer Mitarbeiter und Kunden bei», rückt der CEO die Dinge zurecht. «Sicher haben wir heute mehr Ladendetektive im Einsatz als früher, aber leider sehen wir uns dazu gezwungen.»

«Philippe hat den Überblick und verliert sich nicht im Detail», erteilt ihm René Schweri – stellvertretend für die Sippe – gute Zensuren. Durchaus wohlwollend beurteilt den neuen Taktgeber bei Denner auch ein Mann wie Reinhold Weber, dessen Agentur für den Discounter Werbung macht: «Im Vergleich zu anderen in seinem Alter strahlt Gaydoul eine extreme Sicherheit aus», sagt Weber. Dass er kein Studierter sei, bedeute in seinem Fall kein Handicap. Auch der Chef der grössten Schweizer Bank verfüge schliesslich über keinen Uni-Abschluss: «Mir sind Leute lieber, die eine halbe Schuhnummer zu gross tragen», betont der Markenprofi. «Diese müssen nicht immer an ihre Hühneraugen denken, sondern können sich aufs Geschäft konzentrieren.»

«Viele Leute dachten, die Ablösung an der Konzernspitze bringe Probleme. Dies ist nicht eingetreten», freut sich der Jusprofessor und Rast-Verwaltungsrat Roger Zäch, Vizepräsident der Eidgenössischen Wettbewerbskommission. «Denner ist ein Paradebeispiel für einen geglückten Führungswechsel an der Spitze eines Familienunternehmens», glaubt der Headhunter Bjørn Johansson.

Entgegen dem von der Presse entworfenen Bild waren die Geschwister nie wirklich zerstritten. Vielmehr machten sie geeint die Faust im Sack. Vom Familienpatriarchen bis tief in ihr Erwachsenendasein hinein wie rotznasige Kinder behandelt, lebten sie immerhin nicht allzu schlecht davon, dass sie anlässlich der vierteljährlich stattfindenden VR-Sitzungen jeweils nur still mit dem Kopf zu nicken brauchten. Ein grosszügiges Sackgeld von 150 000 Franken, kaschiert als VR-Honorar, war ihnen dafür gewiss. Die Zeiten, in denen die Schweri-Erben am Gängelband ihres Erzeugers hingen, sind vorbei. Zumindest Einzelne von ihnen wollen endlich Geld sehen.

Am Feierabend geniesst Philippe Gaydoul gern katalanischen Rotwein (Conde de Caralt, 6.95 Franken bei Denner) und legt sich dazu eine feine Bärlauchbratwurst auf den Grill (das Paar zu 3.95 Franken). Trotz seinem Aufstieg zum Erfolgsmanager ist der Enkel von Karl Schweri ein «Normalo» geblieben: Gaydoul raucht Marlboro, kauft seine Klamotten bei Bernie’s, fährt einen ganz gewöhnlichen Audi. An Jetset-Partys trifft man den gut aussehenden, vom Typ her eher schüchternen Millionenerben nur selten, obwohl er von der Regenbogenpresse auch schon als eine der besten Partien im Land bezeichnet wurde. Begehrtester Junggeselle der Schweiz? Das war einmal! Im Februar 2003 hat der dunkelhaarige Beau mit dem für ihn typischen Gel im Haar (von Migros) unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Blondine aus Serbien geheiratet. Kennen gelernt haben sich die beiden in der Denner-Kantine an der Grubenstrasse.

Man spürt bei Philippe Gaydoul diese ungestüme Leidenschaft für den Detailhandel. In seiner Person mischen sich praktische Intelligenz mit Schlitzohrigkeit, Wissbegierde und Fleiss mit genuin vorhandenem Unternehmergeist. Wann immer er zwischen zwei Meetings die Zeit dazu findet, schwärmt er aus, um sich ein Bild von den Zuständen an der Front zu machen: «Die Leute spüren mich», sagt er stolz. «Ich bin kein Phantom.» Ob alles in Ordnung gewesen sei, will der Filialleiter wissen, als Gaydoul den Laden in Zürich Wiedikon wieder verlässt. «Nein, überhaupt nicht», gibt der sich erst gar keine Mühe, seinen Ärger zu kaschieren. «Wir besprechen das am Nachmittag.» Dem Filialleiter, einem korpulenten Typ mit rotem T-Shirt, ist es nirgends mehr wohl: «Ich bringe alles in Ordnung», verspricht er händeringend.

Jörg Becher
BILANZ-Autor, joerg.becher@bilanz.ch