Kaum ein anderes Land kann auf eine vergleichbar hoch entwickelte, künstlerisch-ästhetische Plakatkunst zurückblicken wie die Schweiz. Hier hatte sich um 1900 das Bildplakat durchgesetzt, das von Beginn weg auf Signalwirkung und eine hohe Werbeeffektivität setzte und heute nicht zuletzt als Zeitdokument geschätzt wird.

Hodler und Giacometti als bekannte Plakatkünstler

Künstler und Grafiker wie Hodler und Giacometti, Burkhard Mangold, Otto Baumberger oder Emil Cardinaux begannen in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine rege Plakatproduktion, für die stilistisch zunächst meist die Tafelmalerei Pate stand. Dabei ging es nicht um plumpen Kundenfang, und auf aufdringliche Parolen wurde meist verzichtet.

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Die Entwicklung der Schweizer Plakatkunst zeichnet sich durch eine einmalige Kontinuität aus. Neben der klaren Aussage sind es eine simple Gliederung, eine kühne Komposition, eine einfache Linienführung, eine grossflächige Farbgebung und die Beschränkung auf das Wesentliche, die ein hervorragendes Plakat ausmachen.

«Swiss Style» sprengt den nationalen Rahmen

In den 40er und 50er Jahren waren es Grafiker wie Herbert Leupin, Alois Carigiet oder Niklaus Stoecklin, die mit ihren Plakaten prägnante Werbeträger kreierten, die als «Swiss Style» europaweit berühmt wurden. Seit dem Ende der 70er Jahre erfahren sie als Liebhaberobjekte einen zweiten Frühling. Die Preise sind trotzdem relativ bescheiden geblieben: Obwohl sie in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind, können viele der Schweizer Sammlerstücke im Weltformat (128 x 90 cm) immer noch für wenige 100 Fr. erstanden werden.

Verglichen mit dem Stellenwert, den Uhren für die Schweizer Wirtschaft haben, machen Uhrenplakate nur einen relativ kleinen Sektor der kommerziellen Plakate aus. Mehrheitlich sind es Armbanduhren, die als zentrales Motiv wiedergegeben werden, oft fast pseudo-fotografisch in Trompe-l'Ïil-Manier gemalt. Nur selten geht die Umsetzung über die Idee des monumentalisierten Abbilds und über die naturalistische Sachdarstellung hinaus. Ausnahmen bilden etwa die originellen Plakate von Herbert Leupin für Rolex und Tissot oder von Alois Carigiet für Eterna.

Ein Grossteil der auf Zürcher Auktionen erzielten Preise für Uhrenplakate bewegt sich zwischen 300 und 600 Fr. Begehrt und dementsprechend teuer sind sehr alte Plakate (etwa Burkhard Mangolds Plakat für Türler von 1914), künstlerisch herausragende Plakate (etwa Bleuers Plakat für Longines aus dem Jahr 1942) sowie Plakate für bestimmte Marken allen voran für Rolex. Diese Klassiker unter den Uhrenplakaten, die sich deutlich vom gestalterischen Mittelmass abheben, sind bei Sammlern begehrt und erzielen problemlos Preise zwischen 1000 und 2000 Fr., was sich allerdings im internationalen Vergleich immer noch bescheiden ausnimmt.

Experten befürchten eine Austrocknung des Marktes

Da nie mit aller Sicherheit feststeht, wie rar ein Plakat wirklich ist und wie viele Exemplare möglicherweise noch auftauchen werden, ist die Beschaffung oft ungewiss.

Experten befürchten eine langsame Austrocknung des Marktes. Der Zürcher Plakatauktionator Guido Tön schätzt, dass rund ein Drittel der von ihm versteigerten Plakate in die USA verkauft wird und diese Plakate somit für den Schweizer Markt so gut wie verloren sind.

Plakatauktionen: Ein Mekka für Sammler aus aller Welt

Im Februar 1999 gründete Guido Tön in Zürich die «Poster-Gallery», die weltweit grösste virtuelle Galerie mit Schweizer Originalplakaten, und ging damit im gleichen Monat online. Derzeit sind dort über 8000 Originalplakate von diversen nationalen und internationalen Künstlern im Angebot.

Die «Poster-Gallery» ist einzig virtuell aktiv, das heisst, die Geschäftsbeziehung zum Kunden basiert auf dem internationalen Online-Kauf und -Verkauf von Original-Plakaten. Auch als Plakat-Auktionator hat sich Guido Tön bei Sammlern einen Namen gemacht. Im Jahr 1989 führte er erstmals eine Plakatauktion durch. Mittlerweile hält er je im Frühjahr und im Herbst in Zürich Plakatversteigerungen ab. Sammler dürfen davon ausgehen, dass die im Internet genannten Preise bereits an Auktionen erzielt wurden.

Die nächste Plakatauktion findet am 18. März 2006 im Swissôtel International in Zürich statt. (ba)