Das Radicant-Fiasko bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) hat Konsequenzen – auch politische. Am Freitag gab die Bank bekannt, dass sie das Debakel mit dem Mega-Abschreiber bei der Digitalbank-Tochter Radicant extern untersuchen lässt, als Reaktion auf den öffentlichen Aufschrei.
Bereits am Samstag reagierte die Politik: Die Landräte Peter Riebli (SVP), Manuel Ballmer (GLP) und Marco Agostini (Grüne) fordern die Einsetzung einer Parlamentarischen Untersuchungskommission. Die Öffentlichkeit habe ein Anrecht auf vollständige Transparenz und politische Konsequenzen, teilten sie mit. Sie wollen am 28. August einen entsprechenden Vorstoss einreichen. «Das Projekt wurde gegen alle Warnungen mit Steuergeldern und politischer Rückendeckung vorangetrieben», kritisieren die drei Landräte.
BLKB-CEO darf trotz Rücktritt weiter auf Bonus hoffen
Der Stein des Anstosses: 105,5 Millionen Franken sind futsch. Um diesen Betrag musste die BLKB den Wert von Radicant in ihren Büchern nach unten korrigieren. Jetzt soll das auf die Finanzbranche ausgerichtete Beratungsunternehmen GW&P die externe Untersuchung im Auftrag der BLKB durchführen.
Als Grund nannte die Bank die breite Diskussion in Politik und Öffentlichkeit über Wertberichtigungen – und über die gleichzeitig angekündigten personellen Veränderungen. Denn gleich drei BLKB-Führungskräfte gehen nun von Bord. Darunter auch CEO John Häfelfinger (53), der per Ende März 2026 aufhört – und weiter auf seinen Bonus für dieses Jahr hoffen darf, wie das Finanzportal Tippinpoint berichtet hat. 2024 strich er einen Bonus von 215'000 Franken ein, total bekam Häfelfinger ein Lohnpaket von 1,07 Millionen Franken.
Ergebnisse sollen Ende August vorliegen
Der Entscheid für die externe Untersuchung sei an der Bankratssitzung am Freitag gefallen, so die BLKB. Dies in enger Abstimmung mit dem Haupteigner, dem Kanton Basel-Landschaft. Es habe sich gezeigt, «dass eine sachliche Darstellung und sorgfältige Aufarbeitung der Hintergründe und Abläufe notwendig sind, um eine fundierte und objektive Grundlage für die weitere politische und öffentliche Diskussion zu haben.»
Die Aufarbeitung der Gründe für die grosse Wertberichtigung umfasst den Angaben zufolge Vorgänge zwischen September 2024 und Juli 2025. Die Rolle und Verantwortung des Bankrats und der Geschäftsleitung sind das Thema. Den Schlussbericht erwartet die BLKB bis Ende August. Die Ergebnisse gehen an den Kanton. Die Öffentlichkeit werde zeitnah informiert, schrieb die Bank weiter.
BLKB will bei Radicant sparen
Den Mega-Abschreiber bei Radicant gab die Kantonalbank vor gut einer Woche bekannt. Wegen «unvorhergesehenen Problemstellungen bei der Integration des Treuhandgeschäfts» und einer «zu hohen Kostenbasis», so die Begründung. Die Erwartungen in diesem Geschäftszweig erfüllten sich demnach nicht.
Das Staatsinstitut halte zwar an dem «strategischen Investment» fest, leite aber ein Kostensenkungs- und Effizienzprogramm ein. Beziffert ist dieses bisher nicht. Zudem wurden Veränderungen in der Governance und in der geschäftlichen Ausrichtung der Radicant-Gesellschaften in Aussicht gestellt.
Neben dem CEO Häfelfinger haben auch der Bankratspräsident Thomas Schneider (61) und der Radicant-Verwaltungsratspräsident Marco Primavesi (66) ihren Rücktritt angekündigt. Der Erstgenannte geht per Mitte 2026, Zweiterer bereits Ende Jahr.
(mit Agenturmaterial von SDA)