Der Verband der Postagenturen kritisiert die Post. Verbandspräsident Felix Bischofberger spricht von einem Konkurrenzverbot, Diskriminierung und Gratisarbeit. Der 49-jährige St. Galler fordert von der Post eine einheitliche Entschädigung von allen Agenturnehmern und ein Ende des Konkurrenzverbots.

Die Forderung trifft ins Herz der neuen Konzernstrategie. Die Postagentur ist der essentielle Baustein in den Umbauplänen von Susanne Ruoff. Um das defizitäre Netz zu sanieren, schliesst die Post-Chefin hunderte klassische Filialen. Stattdessen gibt es einen Postschalter in einem Lebensmittelgeschäft, einem Tourismusbüro oder einer Gemeindeverwaltung. Rund 850 derartige Agenturen gab es Ende 2016. Bis 2020 sollen es bis zu 1300 sein. Dann wird es mehr Agenturen als Postfilialen geben.

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Fehlende Transparenz

Bischofberger führt eine dieser Agenturen selbst. In St. Gallen Altenrhein nimmt er, der über sich selbst sagt, in seinen Adern fliesse «gelbes Blut», Pakete und Briefe entgegen. Gleichzeitig verleiht er Velos, verkauft Lebensmittel und vertreibt Papeterie-Produkte oder Autobahn-Vignetten. Im Grundsatz befürwortet er die Strategie der Post-Chefin, vermehrt auf Agenturen zu setzen. «Der Kunde profitiert von längeren Öffnungszeiten», sagt er. Seine eigene öffne unter der Woche bereits um 6.30 Uhr.

Der Teufel aber liegt im Detail. Die Post bezahlt einem Agenturnehmer eine fixe Basisentschädigung und eine variable Vergütung, die sich nach der Zahl der verarbeiteten Pakete und Briefe richtet. Die Grundtaxe ist allerdings nicht bei allen Agenturnehmern gleich. Ein Postunternehmer im St. Galler Rheintal erhält eine andere Basisentschädigung als einer im Westen Zürichs oder im Berner Oberland. Die Kriterien für die Berechnung der Grundtaxe sind nicht öffentlich. Bischofberger fordert klare Kriterien. Und: «Gleiche Entschädigung für gleiche Leistung.»

Veto der Post

Bei der variablen Vergütung moniert der Verbandspräsident, dass ausgerechnet die Ware der Online-Händler, die in den letzten Jahren für einen regelrechten Paket-Boom sorgte, nicht mengenmässig abgegolten werde. Die Verarbeitung von Zalando-Päckli etwa sei Teil der Basisentschädigung. «Das ist Gratisarbeit», sagt Bischofberger.

Weiterer Streitpunkt: Will ein Unternehmer nicht nur mit der Post zusammenarbeiten, sondern auch mit anderen Firmen wie UPS oder DPD, legt der gelbe Riese sein Veto ein. Er habe das selbst erlebt, sagt Bischofberger. Mit DPD, der Pakettochter der französischen Post, sei er quasi handelseinig gewesen. Aber die Post habe sich dagegen gesperrt.

DPD-Kooperation verhindert

Für den St. Galler Unternehmer ist das unverständlich. «Im Vertrag eines Agenturnehmers steht nur, dass die Infrastruktur, die die Post zur Verfügung stellt, nicht für andere genutzt werden darf», so Bischofberger. Aber für die Bearbeitung der DPD-Ware wäre nur ein Scanner nötig gewesen. Nicht mehr, nicht weniger. Das hätte sich gut vertragen mit der Bestimmung der Post.

Trotzdem stemmte sich der Bundesbetrieb dagegen. Für Bischofberger ist klar: «Die Post muss dem Agenturnehmer die Möglichkeit geben, auch mit anderen Post-Dienstleistern zu kooperieren.»

Politische Schlagkraft

Der Postagenturverband ist noch jung. Die erste Hauptversammlung steht aus – sie findet in der kommenden Woche im Bundeshaus statt. Der Verband zählt aktuell erst 45 Mitglieder. Mit dem Detailhändler Volg, der rund 300 Post-Agenturen betreibt, ist Bischofberger noch in Diskussionen.

Politisch gesehen ist der Verband trotz seiner relativ kleinen Mitgliederzahl aber alles andere als ein Kleinkaliber. Im Vorstand sitzen Politiker aller Couleur, darunter sieben Nationalräte, eine Ständeratin und ein Kantonsrat. Vertreten sind alle Parteien – von der SVP über die Mitte bis hin zur SP und den Grünen. Als Vizepräsident amtet der CVP-Nationalrat Thomas Ammann.

Streit um Bareinzahlung

Mit der Post-Führung ist der Postagenturverband in regelmässigen Diskussionen. Zu Beginn fürchtete der Chef des Postnetzes, Thomas Baur, dass sich unter Bischofberger eine neue Gewerkschaft formiere. Bei den ersten Gesprächen im März traf Bischofberger zunächst auf Ablehnung, dann auf Interesse.

Das letzte Gespräch fand letzte Woche statt. Auf der Agenda: das Thema Bareinzahlung. Der Verband vertrat lange die Position, dass Bareinzahlungen auf Postagenturen mindestens bis zum Betrag von 500 Franken notwendig seien. Nach intensiven Gesprächen mit der Post verzichtet der Verband auf diese Forderung. «Die Kosten für Sicherheitseinrichtungen, Schulungen und die ganzen regulatorischen Vorhaben sind für die Agenturpartner nicht tragbar», sagt Post-Sprecherin Léa Wertheimer. Verbandspräsident Bischofberger nickt zu.

Post dementiert Konkurrenzverbot

Uneinigkeit herrscht allerdings bei der Lohndiskussion. Die Post bestätigt, dass Agenturnehmer unterschiedlich behandelt werden. «Es gibt grundsätzlich zwei Partnermodelle: Ein Modell für geringere Volumen und ein Modell für höhere Volumina mit separater Bedientheke». Entsprechend würden sich die Vergütungen unterscheiden. «Grund dafür sind die unterschiedlichen Konzeptansätze und die unterschiedlichen Volumina», so Wertheimer. «Details aus Verträgen mit Partnern publiziert die Post nicht». Das ist auch die Haltung, wenn es um die monierte Gratisarbeit geht.

Das angebliche Konkurrenzverbot stellt die Post in Abrede. «Es ist den Agenturpartnern untersagt, die Postinfrastruktur – die ja von der Post finanziert wird – für Angebote von Dritten einzusetzen. Es gibt hingegen kein Konkurrenzverbot. Demnach darf ein Agenturpartner neben der Posttheke auch eine von Dritten einrichten», sagt Wertheimer.