Pierre Larmandier aus Vertus an der Côte des Blancs ist ein leidenschaftlicher Winzer und ein überzeugter Ökologe. Er und seine Familie machen ihren Champagner deshalb lieber selber und beliefern nicht die grossen Produzenten wie der grösste Teil der rund 15000 Rebbauern in der Champagne.

Larmandier, dessen Familie schon seit 200 Jahren im Weinbau tätig ist, bewirtschaftet 15 Hektaren Rebland auf 44 Parzellen. Er pflegt seine alten Rebstöcke ohne Einsatz von Chemie und setzt alles daran, Champagner zu produzieren, der den Charakter seiner Trauben und Böden widerspiegelt. Die Filtrierung vollzieht er später als andere, und bei der Dosage verzichtet er auf den Einsatz von Likören. Möglichst rein so sein Credo und natürlich sollen seine Tropfen in die rund 100 000 Flaschen kommen, die er jährlich auf den Markt bringt. Der Erfolg gibt im Recht: Seine Cuvées sind gefragt, schon 70% perlen in den Gläsern von Kunden im Ausland.

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Larmandier gehört wie etwa auch José Michel in Moussy oder Jacky Charpentier in Villiers-sous-Chatillon zu den rund 200 unabhängigen «Récoltants manipulants», die so genannten Winzer-Champagner produzieren und selber vertreiben. Ihr Anteil an der gesamten Produktionsmenge von derzeit rund 300 Mio Flaschen pro Jahr ist klein: Im Gegensatz zu Anbietern wie Mumm, Pommery oder Taittinger, die 10 bis 20 Mio Flaschen jährlich abfüllen, bewegen sie sich auf einem kleinen Nischenmarkt.

Individueller Stil

Doch punkto Qualität müssen sie sich vor den Giganten nicht verstecken vor allem verglichen mit den standardisierten Brut- und Cuvée-Angeboten für den Cüpli- und Massenmarkt, die sich in der gleichen Preisklasse bewegen. Der Vorteil der Winzer-Champagner: Sie haben einen unverkennbaren eigenen Charakter und schmecken deshalb unverwechselbarer. Dafür sind aber die Unterschiede der Traubenqualität in guten oder weniger guten Jahren wie bei Weinen spürbarer als bei den auf einen homogenen Geschmack ausgerichteten Produkten der Grossen.

Die Individualität der Winzer-Champagner betont auch Jacky Charpentier, der mehrere Bruts und Jahrgangs-Champagner herstellt aus den für die Region typischen Chardonnay-, Pinot-Meunier- und Pinot-noir-Trauben: «Sie haben die gleichen Gene und sind sich ähnlich, aber mit feinen Unterschieden.»

Diese feinen Nuancen kommen nicht nur bei Liebhabern in Frankreich an. Der Anteil der Exporte bei den Winzer-Champagnern nimmt zu und erreicht bei verschiedenen Produzenten schon mehr als die Hälfte. In der Schweiz versucht derzeit vor allem das Weinhaus Leo Wunderle in Ebikon, die hier zu Lande noch weit gehend unbekannten Tropfen bekannter zu machen. Wunderle-Mitarbeiter Peter Gianella hat dafür eigens den Klub «Les Magiques» gegründet, der zurzeit über 500 Mitglieder verfügt, direkte Kontakte zu mehreren Produzenten pflegt und ihre Gewächse in die Schweiz importiert (siehe Kasten). Angeboten werden prickelnde Alternativen zu Veuve Clicquot und Co., zum Beispiel auch vom Weinklub Divo in Winterthur (von Ruelle Pertois oder Leclerc Briant). In den Läden der grossen Detailhändler sucht man hingegen meist vergeblich nach Champagner von kleineren Produzenten.

Winzer-Champagner

Bruts mit viel Charakter

Das Degustationsteam der «HandelsZeitung» hat diverse Winzer-Champagner, die beim «Club les Magiques» erhältlich sind, getestet. Besonders positiv aufgefallen sind dabei:

José Michel 1995 brut: Sehr ausgewogen, elegant, mit milden Fruchtaromen, weiniger Nase, feiner Perlage und anhaltendem Abgang.

J. Charpentier 1997 brut: Mit erfrischendem Pfirsich-Bukett, angenehmer Säure, süssem Schmelz und langem Abgang.

Larmandier-Bernier brut: Ein fruchtbetonter und rassiger Blanc de Blancs aus Chardonnay.