Sie haben sich nicht ihren Ruf geschaffen, indem sie nur freundlich anklopfen: Bei Private-Equity-Gesellschaften wie der Schweizer Capvis entsteht schon mal der Eindruck des aggressiven Firmenkäufers, der mit der Tür ins Haus fällt. So erlebte es das Management des deutschen Küchen- und Gastronomieausrüsters WMF, als sich im vergangenen Juni über Nacht Capvis als neuer Hauptaktionär präsentierte.

Der Eindruck kann täuschen. Als Fredy Lienhard Anfang dieses Monats den Mehrheitsverkauf seiner Thurgauer Lista Betriebs- und Lagereinrichtungen an Capvis bekannt gab, strahlte er. Capvis zahlte für den Buyout zwar nicht den höchsten Preis, bot ihm aber eine Rückbeteiligung und der Lista B+L offenbar die beste Lösung zur Weiterentwicklung der Firma. Die beste Lösung hat immer auch die Wertsteigerung des Unternehmens zum Ziel: «Private Equity muss eine Rendite erwirtschaften können, die eine längerfristige Prämie von 5 bis 10% zum Kapitalmarkt hat», sagt Capvis-Chairman Alexander Krebs. «Diese entspricht auch dem Risk/Return-Profil.»

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Es lohnt sich. Gemäss Stefan Hepp, Chef der auf Private Equity spezialisierten Strategic Capital Management, war die Performance von Buyouts im Durchschnitt der letzten zehn Jahre 6 bis 7% höher als die von börsenkotierten Firmen. «2005 lag die Performance der europäischen Buyout-Fonds sogar um 10% über dem MSCI-Weltindex.» Kein Wunder, dass die Private-Equity-Branche zur- zeit mit Geld überschwemmt wird. Mit Leichtigkeit hat die Investmentgesellschaft Permira kürzlich mehr als 10 Mrd Euro für ihren neuen Übernahmefonds gesammelt. 2005, ein Rekordjahr für die europäische Private-Equity-Industrie, hatte die Branche insgesamt 72 Mrd Euro gesammelt.

Mit Unternehmer-Herzblut

Dagegen sehen die rund 800 Mio Fr. in den Fonds von Capvis bescheiden aus. Die Aktivitäten sind aber äusserst rege: Capvis hat in den letzten 18 Monaten neben Lista B+L auch von Ticketcorner und dem Maschinenbauer Benninger im Rahmen eines Management-Buyouts die Mehrheit übernommen. 20% wurden von Stadler Rail erworben. In Deutschland wurde zusätzlich die Polsterwerkstätte Machalke übernommen, in Österreich der IT-Dienstleister ACP. Im April hatte Capvis den Automobilzulieferer Polytec in Wien an die Börse gebracht.

«Die Verkäufer nutzen das gute Klima», sagt Capvis-Chef Krebs: «Die positive Wirtschaftsentwicklung und günstige Ertragsperspektiven ermöglichen auch interessante Bewertungen.» Vier bis sechs Jahre dauert das durchschnittliche finanzielle Engagement von Capvis in einer Firma. Dann sollte sie mit entsprechender Rendite weiterverkauft oder an die Börse gebracht werden. Capvis hat seit 1990 35 Beteiligungen mit einem Transaktionsvolumen von 3 Mrd Fr. abgewickelt. Acht der Unternehmen wurden an die Börse gebracht, unter anderem Saia-Burgess, Phonak, Komax und sia Abrasives.

Das finanzielle Engagement ist bei Capvis immer auch mit unternehmerischer Verantwortung und dem Einsitz in den Verwaltungsrat verbunden. Die Zusammenstellung des Managementteams gehöre zur Kernaufgabe, sagt Krebs. Da-mit die Unternehmensleiter dasselbe Engagement an den Tag legen, bietet Capvis jeweils auch eine Beteiligung des Managements an. Dadurch kommen die Interessen der Akteure ins Gleichgewicht und alle ziehen am selben Strick.

Schwung etwas verlangsamt

Die Veräusserungen und IPO durch Private-Equity-Firmen haben im 1. Quartal zwar um 12% zugenommen, doch inzwischen ist der IPO-Markt ins Stottern geraten. 2005 betrug die Steigerung 66%, 2004 sogar 115%. SCM-Chef Hepp glaubt, dass sich das Momentum auf flacherem Niveau fortsetzt. Er sieht keine Anzeichen, dass die Kapitalplatzierungen abgenommen haben. Die Schweiz hält er für Private Equity für attraktiv, weil der Kapitalbedarf der Unternehmen aufgrund hoher Technologisierungsstandards grösser sei. Michael Petersen, Schweizer Direktor des SR-Technics-Mehrheitseigners 3i, sagt: «Bei den Unternehmen hat die Schweiz eine sehr interessante Mittelstandslandschaft.» Weil viele der KMU im globalen Wettbewerb stehen, brauchen sie Kapital zur Finanzierung des Wachstums.

Inzwischen hat Capvis angekündigt, die WMF zu 100% übernehmen zu wollen. Welche weiteren Investitionsschritte geplant sind, sagt Krebs nicht. Aber er hat noch genügend Finanzierungszusagen der Kapitalgeber. Das sind zu 95% institutionelle Investoren. «Sind sie mit der Performance von Capvis zufrieden, interessieren sie sich auch für Finanzierungszusagen beim nächsten Fundraising», sagt Krebs. «Sicher kommen auch neue Investoren dazu.»

Hohe Eintrittshürden in einem riskanten Geschäft

Privatanleger haben es schwer, in Private Equity zu investieren: Bei Capvis müssen schon institutionelle Investoren mit rund 5 Mio Euro einsteigen. 2005 entsprach das von institutionellen Anlegern aus der Schweiz eingeschossene Kapital 10% der gesamten Neumittelaufnahme der europäischen Private-Equity-Industrie, wie SCM- Chef Stefan Hepp sagt. Nur in Britannien und in den Niederlanden sind die institutionellen Anleger noch regere Private-Equity-Investoren.

Privatanleger müssen dagegen Aktien von börsenkotierten Spezialisten kaufen. Ihre Performance seit Beginn 2006 widerspiegelt auch das relativ hohe Risiko des Private-Equity-Geschäfts: Castle Private Equity schneidet an der SWX Swiss Exchange mit plus 10,8% am besten ab. AIG Private Equity gewann bislang 4%, Shape Capital 3,2%. Die in London kotierte 3i hat kürzlich den ganzen Jahresgewinn verloren. Mit der Wahl von Dachfonds lässt sich das Investitionsrisiko besser verteilen und die Eintrittshürde senken. Der «Listed Private Equity»-Fonds fasst die 50 liquidesten Private-Equity-Titel zusammen. Anbieter wie die Zuger Partners Group bieten auch Varianten mit einer gezielteren Auswahl.