Nach der UMTS-Enttäuschung wird vermehrt Public Wireless LAN (PWLAN) als Hoffnungsträger einer schnellen, aber zugleich auch günstigen mobilen Datenkommunikation gekrönt. Der Technologiestandard 802.11b nach IEEE setzt dabei den Trend: Im nicht konzessionspflichtigen Frequenzbereich von 2.4 GHz und mit bis zu 11 Mbit/s kann der Laptop-, PDA- oder Mobilebenutzer an erschlossenen öffentlichen oder halb-öffentlichen Orten (Hotspots), wie beispielsweise Flughäfen, Bahnhöfen oder Hotels, seine Daten bis zu 30-mal schneller als mit UMTS übertragen.

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In der Schweiz bietet Monzoon bereits seit mehreren Jahren PWLAN an. Inzwischen sind es über 50 Hotspots, und Monzoon steht derzeit in Partnerschaftsverhandlungen mit Sunrise. Für Swisscom ist PWLAN nach eigenen Aussagen von strategischer Bedeutung. Mit den drei Akquisitionen (Megabeam, WLAN AG und Aervik) und zusätzlichen 350 Standortverträgen in der Schweiz belegt die Swisscom Tochtergesellschaft Eurospot weltweit den 4. Platz unter den PWLAN-Anbietern. Angesichts der herben Relativierung der Rolle von UMTS stellt sich vielerorts die Frage, ob die PWLANTechnologie zu Recht als neuer Hoffnungsträger gesehen wird oder ob die Erwartungen zu hoch gegriffen sind.

Embryonisches Stadium und beschränktes Potenzial

Der PWLAN-Markt befindet sich derzeit im embryonischen Stadium. Bis 2006 werden weltweit PWLAN-Erträge in der Höhe von 10 Mrd Fr. erhofft. Die Preisfindung dürfte dabei in Konkurrenz zu Internet Access stehen. Europaweit werden die Erträge im gleichen Zeitraum auf rund 4,8 Mrd Fr. geschätzt, schweizweit auf rund 390 Mio Fr., wobei im letzten Jahr der europäische PWLAN-Markt die 10-Mio-Fr.-Grenze bei weitem noch nicht überschritten hat. Ob bis 2006 die PWLAN-Erträge mehrere Mrd ausmachen, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwierig abschätzbar. Early Adopters sind neben Freaks vorwiegend Geschäftsleute, welche aufgrund ihrer hohen Kaufkraft ein lukratives Kundensegment darstellen. Laptops und PDAs sind die vorwiegend verwendeten Endgeräte zur Datenübertragung. Obwohl sich die Anzahl PWLAN- fähiger PDAs und Laptops in naher Zukunft annähernd verdreifachen dürfte, erreicht diese nicht die Penetration von Mobiltelefonen.

Im Vergleich zum gesamten Mobile-Markt (Schweiz 2002: rund 5 Mrd Fr., europaweit 2002: rund 230 Mrd Fr.) wird auch in Zukunft der PWLAN-Markt nur einen bescheidenen Anteil ausmachen.

Hotspots als Mini-Monopole

In den meisten europäischen Ländern ist der Frequenzbereich des PWLAN-Technologiestandards 802.11b nicht reguliert. Ausnahmen bilden dabei lediglich Frankreich und England. In Frankreich ist nur ein Teilbereich der 2.4 GHz Frequenz für PWLAN-Anwendungen verfügbar, und in England benötigt ein PWLAN-Anbieter eine Lizenz von der Regulierungsbehörde. Die fehlende Regulierung in den meisten europäischen Ländern ermöglicht tiefere Kosten bei der Bereitstellung des PWLAN-Angebotes, da die entfallenden Lizenzgebühren die Service Provider entlasten. Aber: Sowohl mehrere PWLAN-Anbieter an einem Hotspot als auch Geräte wie Mikrowellen oder schnurlose Telefone verursachen Interferenzen, im Extremfall bis zur Nutzlosigkeit der Frequenzbänder.

Gerade die Sicherstellung einer hohen Qualität für Geschäftskunden erfordert eine Feinabstimmung der Frequenzen am Hotspot und erzeugt Kosten. Exklusivverträge mit Hotspots vermögen das Interferenzproblem grösstenteils zu lösen. So zielen denn auch die PWLAN-Betreiber auf die Mini-Monopole ab. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung sowie des beschränkten Marktpotenzials und der stark eingeschränkten Reichweite eines Access Points (30 bis 100 m) stellt sich die Frage eines Carrier-neutralen Ansatzes. Die Idee des Carrier-neutralen Ansatzes ermöglicht nicht nur eine optimale Ausschöpfung von Economies of Scale seitens des Anbieters, sondern bietet dem Kunden auch einen störungsfreien Gerätebetrieb am Hotspot. Des Weiteren kann dadurch der Kunde in den Genuss einer grösseren Auswahl an Anbietern kommen. Neben Mobile- können so auch Fixnet-Operators und Internet Service Providers ihre Dienste vor Ort anbieten.

Unter einem europäischen Gesichtspunkt verfolgt Swisscom mit ihrer Tochtergesellschaft Eurospot einen solchen Carrier-neutralen Ansatz. Im europäischen Vergleich ist Swisscom der bisher einzige PWLAN-Anbieter, welcher eine eindeutig grenzüberschreitend ausgerichtete Strategie verfolgt. Auch ist Swisscom vergleichsmässig klein und dürfte als vorwiegend schweizerischer Mobile- und Fixnet-Operator als neutral angesehen werden.

Anders verhält sich die Lage in der Schweiz. Ein Carrier-neutraler Ansatz hat sich hierzulande bis heute nicht durchsetzen können. Neben Monzoon wären beispielsweise Energieversorgungsunternehmen in der Lage, basierend auf ihrer Infrastruktur eine solche Rolle zu übernehmen. Mittel- bis langfristig dürfte Swisscom den PWLAN-Marktplatz Schweiz dominieren. Mit über 350 Hotspot-Verträgen und den notwendigen finanziellen Mitteln, werden Unternehmen wie Monzoon einen schweren Stand haben.

Die PWLAN-Technologie kann als integrativer Bestandteil auf dem Weg zu den 4G-Netzen (vierte Generation nach UMTS) angesehen werden. Obwohl zum heutigen Zeitpunkt noch kein klares Bild über die künftigen 4G-Netze herrscht, wird jedoch erwartet, dass die Systeme auf der dritten Generation aufbauen, diese weiterentwickeln und technische Standards aus dem Kurzstreckenbereich integrieren, wie beispielsweise der 802.11 Standard, Hyperlan2 oder Bluetooth. Zugrunde liegt hierbei das Konzept des «always best connected». Je nach Standort und Applikation wählt das Endgerät das optimale Kommunikationsnetz. Wichtige Voraussetzung dabei ist, dass der Handover zwischen den heterogenen Netzen nahtlos funktioniert. Insbesondere im Hinblick auf die Verarbeitung der zunehmend grösser werdenden IP-basierten Multimediadatenmengen bilden Breitbandlösungen wie PWLAN einen wichtigen Baustein.

Kein Mobilfunkanbieter kommt an PWLAN vorbei

Der Markt für PWLAN-Angebote ist per se beschränkt und eröffnet deshalb allein kein grosses Geschäftspotenzial. Im Zusammenhang mit GSM, GPRS und UMTS bilden die Kurzstrecken-Technologiestandards, wie PWLAN einen darstellt, einen wichtigen Baustein für die zukünftige Mobilkommunikation auf dem Weg zur vierten Generation. Somit wird kaum ein Mobile-Operator am Thema PWLAN vorbeikommen.

Andreas Hürlimann und Felix Hess sind Mitarbeiter der Strategieberatungsfirma Arthur D. Little, Zürich. Hürlimann ist Director, Leiter des Kompetenzbereichs TIME und Mitglied der Geschäftsleitung. Hess ist Consultant und Mitglied des Kompetenzbereichs Strategic Growth and Innovation.

Weitere Informationen unter: andreas.huerlimann@adlittle. com, felix.hess@adlittle.com