Die Raiffeisen Schweiz hat nach monatelangen Turbulenzen die Nachfolge für das Verwaltungsratspräsidium geregelt. Als neuer Verwaltungsratspräsident ist Guy Lachappelle nominiert worden.

Der derzeitige CEO der Basler Kantonalbank (BKB) übernimmt damit die Nachfolge das Amt von Pascal Gantenbein, der den Verwaltungsrat seit März als Vizepräsident ad interim führt. Lachappelle werde das CEO-Amt bei der BKB per 22. Oktober niederlegen, um sich den anstehenden Aufgaben in der drittgrössten Schweizer Bankengruppe annehmen zu können, teilte Raiffeisen am Freitag mit.

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Zudem hat Raiffeisen als neue Verwaltungsratsmitglieder Karin Valenzano Rossi, Andrej Golob, Thomas Müller und Beat Schwab nominiert. Die Wahl von Lachappelle und der weiteren nominierten Verwaltungsräte soll am 10. November an der ausserordentlichen Delegiertenversammlung in Brugg stattfinden.

Erfahrener Banker

Im März dieses Jahres hatte Verwaltungsratspräsident Johannes Rüegg-Stürm wegen der Affäre um das Geschäftsgebaren des früheren Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz den Hut nehmen müssen. Vizepräsident Pascal Gantenbein hatte zwar im Juni noch Interesse am Präsidentenamt bekundet, zog aber seine Kandidatur einen Monat später wieder zurück. Er will aber Mitglied des Gremiums bleiben.

Guy Lachappelle ist seit 2013 Vorsitzender der Konzernleitung und CEO der Basler Kantonalbank. Er hatte die Leitung der BKB nach dem Rücktritt des damaligen CEO Hans Rudolf Matter übernommen, der nach der Affäre um die betrügerische Vermögensverwalterin ASE vorzeitig in den Ruhestand getreten war.

Mit Lachappelle stelle sich ein sehr erfahrener Banker zur Wahl, der sich mit den genossenschaftlichen Werten von Raiffeisen identifiziere - und der sich auch erfolgreich in Transformationsprozessen bewiesen habe, wird Vizepräsident Gantenbein in der Mitteilung zitiert.

Kompetenzen für Verwaltungsrat

Die ebenfalls nominierte neue Verwaltungsrätin Karin Valenzano Rossi ist Partnerin in der Kanzlei Walder Wyss sowie Dozentin für Banking am Centro di Studi Bancari in Vezia. Sie soll im Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz das Compliance-Profil abdecken. Andrey Golob verfüge als langjährige Führungspersönlichkeit bei Hewlett-Packard und der Swisscom über profunde Kenntnisse im ICT-Sektor.

Thomas Müller ist seit 2016 in der Geschäftsleitung der EFG International, wird aber diese Position nach seiner Wahl in den Raiffeisen-Verwaltungsrat aufgeben. Er bringe sowohl Risikomanagement- als auch Bankenkompetenz ein.

Beat Schwab schliesslich ist seit 2017 professioneller Verwaltungsrat. Zu seinen grösseren Mandaten gehören das Präsidium der Immobiliengesellschaft Zug Estates sowie Verwaltungsratsmandate bei den SBB und der Credit Suisse Asset Management (Schweiz). Er bringe ebenfalls sowohl Risikomanagement- als auch Bankenkompetenz ein.

Affäre um Vincenz

Die Raiffeisen-Gruppe ist seit Monaten wegen der Affäre um den früheren Chef Pierin Vincenz in den Schlagzeilen. Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Vincenz wegen möglicher ungetreuer Geschäftsbesorgung.

Der Banker, der 17 Jahre an der Spitze von Raiffeisen war, soll bei Firmenübernahmen der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Investmentgesellschaft Investnet ein Doppelspiel gespielt und persönlich abkassiert haben. Er sass deswegen während rund 15 Wochen in Untersuchungshaft.

In Folge der Affäre warf die Finanzmarktaufsicht Finma dem Raiffeisen-Verwaltungsrat in einem Untersuchungsbericht grobe Versäumnisse vor. Der Verwaltungsrat habe die Aufsicht über Vincenz vernachlässigt, stellten die Bankenaufseher fest.

Die Finma verfügte weitere Massnahmen «zur Wiederherstellung des ordnungsgemässen Zustands». So muss sich der Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz erneuern und fachlich verstärken, mindestens zwei Mitglieder müssen dabei «angemessene Erfahrung im Bankwesen» haben.

Neubesetzung CEO-Posten steht an

Zu den wichtigsten Aufgaben des neuen Verwaltungsratspräsidenten wird zudem die Neubesetzung des Chefpostens von Raiffeisen Schweiz gehören. Der heutige Konzernchef Patrik Gisel hatte im Juli angekündigt, sein Amt per Ende 2018 abzugeben.

Mit diesem Schritt wolle er die öffentliche Debatte um seine Person beenden und die Reputation der Bank schützen. Er war als ehemaliger Stellvertreter von Vincenz immer wieder kritisiert worden

(awp/tdr)