Mitten in der Bewältigung des Abgasskandals hat Volkswagen ein weiteres grosses Problem: Wegen eines Konflikts mit Zulieferern lässt VW für mehrere Tage die Golf-Produktion im Wolfsburger Stammwerk ruhen.

Laut einer internen Mitteilung hat VW seine Lieferpartner bereits über die nahende Schliessung der Golf-Fertigung vom 20. bis 29. August informiert. Ein VW-Sprecher bestätigte dieses Schreiben am Donnerstag, über das zuerst «bild.de» berichtet hatte.

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Rechtsstreit mit grosser Auswirkung

Hintergrund ist der Lieferstopp eines VW-Partners, mit dem der Autokonzern in einem Rechtsstreit steckt. Wegen der fehlenden Teile hat VW bereits seit Tagen massive Engpässe.

In Emden hat VW für 7500 Menschen Kurzarbeit bereits angemeldet und prüft dieses Mittel derzeit auch für die Standorte Braunschweig, Zwickau, Kassel und eben Wolfsburg. Dort steht das Stammwerk von Europas grösstem Autobauer. Insgesamt könnten mehr als 20'000 VW-Mitarbeiter betroffen sein.

Keine schnelle Lösung erwartet

Das Stammwerk in Wolfsburg ist die grösste zusammenhängende Autofabrik der Welt. Neben dem Golf bauen die Mitarbeiter dort auch Touran und Tiguan. Diese Modelle sind vom Produktionsstillstand nicht betroffen.

Ein schnelle Lösung des Streits ist nicht absehbar. Die juristische Auseinandersetzung um fehlende Getriebeteile geht am Landgericht Braunschweig erst am 31. August weiter – dann in einer mündlichen Verhandlung. VW hatte gegen den Zulieferer eine einstweilige Verfügung erwirkt. Da dies aber ohne mündliche Verhandlung geschah, hatte die Firma die Möglichkeit zum Widerspruch. Über den wird nun Ende August verhandelt, wann eine Entscheidung fällt, ist offen. Bis dahin dürfte die Lieferung der Getriebeteile aber ausfallen.

Entscheidendes Teil fehlt

VW leidet massiv unter dem Ausfall in seiner Teilekette: Das Passat-Werk in Emden hat schon Kurzarbeit angemeldet – für fünf Tage in der nächsten Woche. Und nun droht auch in Wolfsburg, Kassel, Braunschweig und Zwickau der Stillstand – zumindest teilweise in Teilbereichen. Betroffen von den Getriebe-Engpässen ist der Golf, Deutschlands meistverkauftes Auto. Details zu Stückzahlen fehlen.

Ohne das wichtige Getriebeteil kann VW Getriebe nicht ausliefern. VW prüft demnach derzeit, ob dieses Teil auch von anderen Zulieferern bezogen werden kann. Bei Audi läuft die Produktion ohne Einschränkung. Auch die Tochter Porsche ist nicht betroffen.

Zulieferer schweigt

Der Teilehersteller selbst wollte sich am Donnerstag nicht zu den Hintergründen äussern. «Unsere Unternehmensgruppe befindet sich in einer juristischen Auseinandersetzung mit Volkswagen und ist in diesem Zusammenhang auch zur Vertraulichkeit verpflichtet», sagte Alexander Gerstung aus der Geschäftsführung des Autozulieferers ES Automobilguss mit Sitz im sächsischen Schönheide.

Das Unternehmen gehört nach Angaben auf der Internetseite der Firma seit November 2015 zur Prevent-Gruppe und stellt unter anderem sogenannte Ausgleichgetriebegehäuse her. Gegen eine Schwesterfirma von ES Automobilguss, die für VW Sitzbezüge herstellt und derzeit ebenfalls nicht liefert, habe der Autobauer schon einen wirksamen Vollstreckungstitel, sagte ein Gerichtssprecher am Donnerstag. Bei dem Getriebeteil-Zulieferer sei das aber noch nicht der Fall.

(sda/jfr)