Der Energiekonzern BKW steht im wegen der Managerlöhne in der Kritik: Die Berner Kantonsregierung erachtet die Saläre beim obersten Kader als problematisch; der Kanton ist Mehrheitsaktionär beim Energiekonzern.
«Mit Sorge» beobachte der Berner Regierungsrat die Entwicklung der Topsaläre, so die Mitteilung: «Regierung fordert Überprüfung des Vergütungsmodells», so der Titel. Die Rede ist von einem Reputationsrisiko.
«Herausragend gut entwickelt»
Man sei sich aber auch bewusst, so die Regierung, dass die auffällige Lohnsteigerung im Jahr 2018 wesentlich durch Sondereffekte verursacht wurde. Der Verwaltungsrat solle aber das Vergütungsmodell anpassen, um künftig eine Entwicklung in dieser Art zu vermeiden.
Zudem anerkenne der Regierungsrat die erfolgreiche Unternehmensführung durch den Verwaltungsrat und die Konzernleitung: «Der Unternehmensspitze ist es gelungen, die BKW strategisch neu auszurichten und beachtliche Profite zu erzielen, die sich in den letzten Jahren positiv auf den Aktienkurs ausgewirkt haben.»
Für den Kanton als Mehrheitsaktionär und damit für seine Bevölkerung sei so ein Mehrwert geschaffen worden. Auch im Branchenvergleich habe sich BKW in den letzten Jahren «herausragend gut entwickelt».
2 Millionen für die CEO
Der Verwaltungsrat der BKW hat die Forderung zur Kenntnis genommen: Er habe den Vergütungs- und Nominationsausschuss beauftragt, das heute gültige Entschädigungsmodell zu überprüfen, heisst es in einer Mitteilung des Konzerns. Verwaltungsratspräsident Urs Gasche werde sich anlässlich der Generalversammlung zu dem Thema äussern.
Für das Geschäftsjahr 2018 erhielt CEO Suzanne Thoma als Vergütung mit 2,03 Millionen – nach 1,3 Millionen im Vorjahr. Die Konzernleitung insgesamt erhielt 5,67 Millionen Franken nach 4,82 Millionen. Der Verwaltungsrat wurde mit insgesamt 932'000 Franken nach 888'000 Franken im Vorjahr entlöhnt.
Konzernleitungs-Löhne «schrittweise an das Marktniveau»
BKW hatte im vergangenen Jahr den Umsatz um 7 Prozent auf 2,7 Milliarden Franken gesteigert, unter dem Strich allerdings einen zum Vorjahr um 25 Prozent tieferen Reingewinn von 203 Millionen Franken ausgewiesen. Der Grund dafür war die Entwicklung der Anlagen im milliardenschweren Stilllegungs- und Entsorgungsfonds: Nachdem dieser im Vorjahr eine sehr hohe Rendite erzielt hatte, fiel diese 2018 im volatilen Finanzmarktumfeld negativ aus.
Gleichzeitig hatte der Verwaltungsrat beschlossen, ab dem Jahr 2018 die festen Entschädigungen für den Verwaltungsrat – erstmals seit 2009 – leicht anzuheben. Zudem sollten die Gesamtvergütungen für die Konzernleitung «schrittweise an das Marktniveau herangeführt werden». Die Erhöhung trage gleichzeitig dem starken Wachstum von BKW Rechnung, hiess es im Vergütungsbericht.
Der Kanton Bern hält 52,5 Prozent an BKW. Im Streubesitz befinden sich 37 Prozent. Die Aktie legte im vergangenen Jahr knapp 19 Prozent zu, während der Gesamtmarkt gemessen am SPI 8,6 Prozent nachgab. Im laufenden Jahr stehen BKW gut 4 Prozent im Minus.
(AWP | rap)