Bei gutem Wetter fährt Armin Amrein frühmorgens mit dem Mountain-Bike von Stansstad auf den Bürgenstock. Die würzige Luft erfrischt ihm Körper und Geist. Oben auf dem bewaldeten Bergrücken beglückwünscht er sich zu seinem Arbeitsplatz. Er könne sich keinen schöneren vorstellen als diese Oase der Ruhe auf 900 Metern über Meer, erklärt er mit eindringlicher Stimme, nicht frei von leisem Pathos. Man nimmt ihm die Begeisterung ab, denn der Küchendirektor der Bürgenstock Hotels feiert diesen Sommer sein Dreissig-Jahre-Arbeitsjubiläum, gleichzeitig mit Antonello Contu, dem obersten Chef der Servicebrigade, der zwanzig Jahre feiert. Die Aura des Bürgenstocks hält offensichtlich auch die Angestellten in Bann.

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Wer Armin Amrein nicht vom Bürgenstock her kennt, dem ist der sportliche Mann bestimmt vom Fernsehen her ein Begriff. Seit zwölf Jahren demonstriert er mittwochs vor der Tagesschau im Coop-Kochstudio seine Fertigkeit. Ob er nun mit einfachen oder mit exquisiten Produkten arbeitet, ob vor der Kamera oder in der Restaurantküche, Amrein ist als Koch in seinem Element. Er frappiert mit leidenschaftlicher Hingabe, die dem Gefühl ebenso viel Platz einräumt wie der Ratio.

Dem gewöhnlichen TV-Konsumenten war es bis vor einiger Zeit nicht möglich, Amreins Kochkünste live zu erleben. Sein Wirkungsfeld im Restaurant Le Club auf dem Bürgenstock durften nur Clubmitglieder betreten. Der Zopf ist glücklicherweise ab, Zutritt haben abends alle, die Lust auf ein aussergewöhnliches Dinner haben und gesittet gekleidet sind, das heisst keine Jeans und ein Jackett für die Männer.

Zunächst gerät der Gast allerdings ins Grübeln, ob er nun des Essens oder der Aussicht wegen auf den Bürgenstock gefahren ist. Denn der Panoramablick vom Restaurant Le Club aus ist bei fast jedem Wetter derart überwältigend, dass man sich kaum satt sehen kann. Dann betrachtet man jedoch die grandiose Landschaft als Kulisse, vor der die Speisen aufgetragen werden – ein Esstheater mit Armin Amrein als Regisseur und der Natur als Bühnenbildnerin.

Restaurant Le Club
Armin Amrein, Bürgenstock Hotels & Resort, 6363 Bürgenstock, Tel. 041 612 90 10, www.buergenstock-hotels.ch, 17 «Gault Millau»-Punkte, Menü 98 Franken, montags, dienstags und im Winterhalbjahr geschlossen.

Die Inszenierung der Frühlingskarte beginnt mit einem Tartar vom Thunfisch mit Passionsfrucht-Curry-Mayonnaise und asiatischem Rindscarpaccio mit Limetten-Vinaigrette. Dazu bricht die untergehende Sonne durch die Wolken. Bei den Ravioli mit Kalbsmilkenfüllung und Morcheln auf Petersiliensauce verstreut sie glitzernd ihr letztes Licht auf den rot aufleuchtenden Sempacher- und Baldeggersee. Zum Wolfsbarsch mit Frühlingskräutern auf gebratenen Spargelspitzen und dem Steinbutt und Scampi auf Kefir-Limettenblätter-Pennette versinkt die Luzerner Bucht in der Dämmerung.

Beim bretonischen Mistkratzerli mit jungem Knoblauch und Artischocken-Morchel-Gemüse und Sistéron-Lammcarré mit Rucolakruste und Parmesanschaum treten Pilatus und Rigi in die Nachtschwärze zurück. Und die gebrannte Crème mit Champagner-Butter-Sorbet und Himbeerragout wird dezent illuminiert von den Lichtern, die in den Dörfern und der Stadt aufschimmern.

Armin Amrein ist ein eher eklektizistischer Koch, ruhend auf dem soliden Fundament der französischen Küche. Er flirtet gerne mit dem Fernen Osten, aber auch mit der Cucina italiana. Seine junge, hoch motivierte Küchenbrigade fordert ihn unerbittlich und treibt ihn zu Höchstleistungen. Jetzt ist die Sommerkarte auf dem Spielplan. Sie wird bei trockenem Wetter vor veränderter Kulisse draussen vor dem Pool gegeben.