Die Inflation kommt. Ob als Tatsache oder als Teufel an der Wand - seit die EZB Staatsanleihen kauft, um den Euro zu retten, sind dem Investor Geldanlagen suspekt geworden. An Geldes statt legt er in Sachwerte an, weil ihm nichtmonetäre Kapitalanlagen derzeit sicherer erscheinen.

Wer Gold nicht mag, kann als Alternative in Agrarland anlegen und auf eine reiche Ernte hoffen: Zwischen 1992 und 2009 schrieben, laut Credit Suisse, Anlagen in landwirtschaftliches Nutzland in den USA eine annualisierte Rendite von 11,3%; der S&P 500 Total Return Index kam in der gleichen Zeitspanne nur auf 7,7%.

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Mit weltweit 3,3 Mrd ha ist Ackerland ein beschränktes Gut, und Seltenheit hat eben auch seinen Preis (in Europa bewegen sich die Landprämien zwischen 2000 und 25000 Euro/ha). Reto Meneghetti, Analyst der Credit Suisse, sieht «im Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage den wichtigsten preisrelevanten Faktor». Bevölkerungswachstum, Hunger und die von den Regierungen forcierte Umstellung auf Biokraftstoffe haben einen regelrechten Run auf die Ressource eingeleitet. Eine Analyse der Hancock Agricultural Investment Group hat ergeben, dass die beachtliche Rendite aus amerikanischem Farmland zu zwei Teilen auf den landwirtschaftlichen Einkommen (auf Ernteertrag, Rohstoffpreisen und Subventionen) basiert; ein dritter Teil fliesst allein aus der Wertsteigerung des Landes durch die Bewirtschaftung. Genau dieser Umstand spricht dafür, Kapital in Agrarland von Zweit- und Drittweltländern anzulegen und die Landwirtschaft mit westlichem Know-how zu optimieren: «Man kauft Land ohne Produktivität», so Eric Bonvin, Leiter der BZ Fund Management, «düngt es effizient und bestellt es professionell - und wartet drei bis sieben Jahre. Dann dürfte sich eine Rendite von 3 bis 5% aus dem Cashflow und 10 bis 15% aus der Wertsteigerung des Landes ergeben.»

In Anbetracht der Tatsache, dass sich Land nicht überall so einfach kaufen oder pachten lässt, richtet Bonvin sein Augenmerk fortan auf Südamerika. Aufgrund der rechtlichen Verhältnisse, des Klimas, der Grösse der Agrarflächen und des gut etablierten Exportmarktes für Soft Commodities bietet sich Brasiliens Ackerland für Investitionen besonders an. Gegenwärtig beteiligt sich der BZ-Agro-Fonds allerdings am schwedischen Unternehmen Black Earth Farming, das im südwestlichen Russland bis 350000 ha «schwarze Erde» aufkauft, entwickelt und nach westlichen Standards bewirtschaftet. Black Earth Farming ist - zurzeit - einer der wenigen im Bereich Landkauf und Landanbau tätigen Konzerne, der an der Börse kotiert ist. Nach dem IPO vom 28. Dezember 2007 verzeichnet der Aktienkurs Höhen und Tiefen. Seit April 2009 hält er sich aber relativ konstant auf einem Niveau um 24 sKr. herum, was einem Marktwert knapp über dem Buchwert entspricht. Jüngste Analysen sehen ein Kursziel von 26 sKr. vor und empfehlen den Titel zum Kauf.

Zur Diversifizierung geeignet

Abgesehen von der Rendite spricht die tiefe Volatilität für Investition in Agrarland. So hat die Studie über Anlagen in amerikanisches Farmland ein Schwankungsmass von 6,2% offenbart, während die Aktien in der gleichen Zeitspanne eine Volatilität von 16,5% verzeichneten. Credit Suisse-Analyst Meneghetti nennt einen weiteren Vorteil von Ackerland als Kapitalanlage: Die niedrige Korrelation von landwirtschaftlicher Nutzfläche mit Aktien und Anleihen. Entsprechend lautet seine Einschätzung: «Land eignet sich für Anleger als Ergänzung von anderen Positionen, zur Diversifizierung des Portfolios.» Börsengelistete Konzerne wie Black Earth Farming gibt es gegenwärtig nur wenige. Wer seine Kapitalanlage ausreichend diversifizieren will, ist deshalb auf die Teilhabe an Private-Equity-Gesellschaften angewiesen. Diese Anlagen sind aber in mancherlei Hinsicht nachteilig. Zum einen ist die Liquidität tief: «Die Haltedauer kann», so Meneghetti, «je nach Private-Equity-Fonds fünf bis sieben Jahre dauern.» Weiter tragen die Geldgeber das Risiko mit, dass Private-Equity-Unternehmen in Anlagen investieren, die nicht durch den Börsengang auf ihr Kapital «geprüft» worden sind und nicht die Transparenz von börsenkotierten Firmen aufweisen.

Während der BZ-Agro-Fonds aus diesen Gründen darauf verzichtet, Kapital an Private-Equity-Fonds im Bereich Agrarland zu überweisen, vertraut hier die Credit Suisse auf ihre Anlagespezialisten. So sagt Meneghetti: «Der Nachteil einer illiquiden Private-Equity-Anlage wird unseres Erachtens durch die vollumfängliche Partizipation am Agrarlandtrend wettgemacht. Zusätzlich wird die Auswahl eines geeigneten Private-Equity-Fonds durch die beteiligte Bank durchgeführt.» Und noch einen Negativpunkt weisen Agraranlagen auf: Viele der Private-Equity-Gesellschaften fordern einen Mindestkapital-Einsatz von 4 bis 5 Mio Fr.

Breit gefächerter Agrarsektor

Bleibt die Alternative, auf andere Finanzprodukte im Agrarsektor auszuweichen. Hier eröffnen sich dem Investor zwei Möglichkeiten. Entweder er legt direkt in Rohstoffe an, oder aber er investiert in Unternehmen, welche an der landwirtschaftlichen Wertschöpfung teilhaben. Weil Rohstoffpreise schwierig vorauszusehen sind, liegt manch einem eine Investition in landwirtschaftliche Unternehmen näher. Konzerne, die sich dem Agrarsektor verschrieben haben, gibt es viele. Die US-Firma Deere & Co. als Beispiel fabriziert Landmaschinen, während das Schweizer Unternehmen Syngenta Saatgut und Pflanzenschutzmittel herstellt. Und Potash Corp mit Sitz im kanadischen Saskatoon gilt als der grösste Produzent von Pflanzendünger.

Sie alle beteiligen sich an der zukunftsträchtigen Landwirtschaft, und alle Titel sind mehrheitlich zum Kauf empfohlen. Zwar gibt es in der Schweiz im Verhältnis zu den vielen Unternehmensbereichen im Agrarsektor nur wenige entsprechende Fonds. Aber auf dem Aktienmarkt findet der Anleger eine ganze Palette von Investitionsmöglichkeiten.