Der Chef legt selbst Hand an und räumt leere Kartonschachteln aus dem Weg. Es ist frühmorgens im Bürokomplex im Zürcher Seefeld. Vieles hat zwar seinen definitiven Platz noch nicht gefunden, trotzdem ist die Stimmung aufgeräumt. Vor wenigen Wochen hat Spiraldynamik hier das neue Quartier bezogen.

Der Berner Peter Burri Follath (39) hat beim noch jungen Anbieter von nichtoperativen, orthopädischen Behandlungsformen erst vor ein paar Monaten seine Stelle als CEO angetreten und ist voller Tatendrang. Modernste Trainingsgeräte präsentiert er den Besuchern. Wofür sind sie gedacht? «Wir testen sie und schauen, ob sie in unser medizinisch-therapeutisches Konzept passen», sagt er.

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Sich praktisch selbst therapieren

Spiraldynamik nennt sich das spezielle Bewegungskonzept, das davon ausgeht, dass praktisch alle Beschwerden des Bewegungssystems wie Rücken-, Nacken- oder Knieschmerzen durch Fehlhaltung und -belastung entstehen - und lediglich durch bewusste Eigenwahrnehmung, intelligentes Training und entsprechende Therapie zu kurieren sind. Entwickelt wurde die Spiraldynamik in den 1990er-Jahren vom Basler Arzt Christian Larsen, der das Konzept ständig verfeinert hat. Das Prinzip beruht auf der Tatsache, dass alle Körperbewegungen rotationsförmig und dreidimensional erfolgen.

Um mit der Spiraldynamik den flächendeckenden Durchbruch zu schaffen, braucht es neben der medizinischen auch die wirtschaftliche Kompetenz. Dafür wurde Peter Burri Follath engagiert, der sich ambitionierte Ziele gesteckt hat. Das neue Geschäftsdomizil mit direkter Sicht auf den Zürichsee bietet eine betriebseigene Aus- und Weiterbildung und soll Zentrum für künftiges Wachstum sein. An der Akademie können Physiotherapeuten und Bewegungsfachleute Funktionsweise und Wirkung der Spiraldynamik kennenlernen und sich darin professionell unterrichten lassen. Die Nachfrage sei gross. «Bis heute haben wir über 3000 Personen ausgebildet und viele Lehrgänge sind schon ausgebucht», erklärt Burri Follath.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Das Konzept der Spiraldynamik hat bereits verblüffende Erfolge erzielt. Am ersten Med Center in Zürich, das seit vier Jahren in der Privatklinik Bethanien eingemietet ist, hat Christian Larsen zusammen mit seinen Ärzte- und Physiotherapeuten-Teams allein 2008 nicht weniger als 179 geplante Operationen absagen oder auf lange Frist verschieben können. 2009 werden es deutlich über 200 sein, bis 2012 rechnet Peter Burri Follath mit jährlich 500 vermeidbaren Operationen. Der damit erzielte Spareffekt beläuft sich laut ihm auf einen zweistelligen Millionenbetrag in Franken.

Spiraldynamik trägt also, wenn auch noch in geringem Umfang, zur Eindämmung der öffentlichen Gesundheitskosten bei. Burri Follath ergänzt: «Die Einsparungen sind grösser als unser Umsatz.» Das Potenzial ist enorm, verursachen doch Schäden am Bewegungssystem und deren Heilung der Wirtschaft jährliche Kosten in Milliardenhöhe. «Trainieren statt operieren» lautet das Gegenrezept von Spiraldynamik, das immer mehr praktizierende Ärzte überzeugt. Deren 50 - Tendenz steigend - weisen Patienten heute aktiv an eines der drei Med Center in Zürich, Freiburg im Breisgau oder Basel. «Die Eröffnung weiterer Med Center in Bern, St. Gallen, Hamburg sowie Wien ist für 2010 geplant», sagt Burri Follath.

Grosse Krankenkassen gefordert

Gegenüber anderen orthopädischen Behandlungsmethoden ist an der Spiraldynamik einzigartig, dass eine intensive Zusammenarbeit zwischen Therapeut, Arzt und Patient der Schlüssel zum Erfolg ist. Zu Behandelnde können in Tageskursen die Ursachen ihres Schmerzes genau erfahren und ein Bewusstsein dafür entwickeln. Mit so vermittelter Überzeugung wird das Übungsprogramm absolviert, was in vielen Fällen zum Erfolg führt. Die Patienten verinnerlichen einen neuen Bewegungsablauf und überwinden so ihr Leiden.

Am kürzlich eröffneten Basler Med Center im Bethesda-Spital hat Spiraldynamik gleich mit einer Erfolgsstory für Furore gesorgt. Eine Patientin, die seit Jahren unter chronischen Kniebeschwerden litt und deshalb mit dem Jogging aufhören musste, war nach mehreren Sitzungen so gut wie geheilt. Dies, nachdem diverse andere Therapieformen nichts gebracht hatten.

Peter Burri Follath könnte eine Reihe weiterer Beispiele aufzählen, bei denen Spiraldynamik Patienten von ihren Leiden befreit hat. Er erhofft sich von solchen konkreten Fällen eine wachsende Aufmerksamkeit in der Bevölkerung und bei den Ärzten. Die Mund-zu-Mund-Propaganda hat bereits dafür gesorgt, dass die Agenden der Physiotherapeuten in den Med Centers gut gefüllt sind. Dies, obschon Spiraldynamik nur von wenigen kleinen Krankenkassen teilweise anerkannt wird und der Selbstzahleranteil für Therapien erheblich ist. Es wartet folglich noch viel Überzeugungsarbeit auf den Chef von Spiraldynamik: «Wir wünschen uns, dass die grossen Krankenkassen bald mitziehen.»