Richemont-Rupert mit MSC am Ziel: Milliarden-Deal um Hirslanden-Mutter

Es gibt Bewegung im Aktionariat des Hirslanden-Mutterkonzerns. Der südafrikanische Milliardär Johann Rupert übernimmt im Konsortium mit der Genfer Reederei MSC die Hirslanden-Mutter Mediclinic. Rupert und MSC bieten 3,7 Milliarden Pfund für die Hirslanden-Mutter. Das sind umgerechnet knapp 4,3 Milliarden Franken. Es ist ein Deal mit grossem Schweizer Fussabdruck. Alle Spuren führen in die Romandie. Rupert kontrolliert den Schmuckkonzern Richemont mit Sitz in Genf. MSC ist ebenfalls in der Rhonestadt domiziliert und wird von der Aponte-Familie dominiert. Das Unternehmen gilt seit Januar 2022 als der weltgrösste Containerkonzern, noch vor der dänischen Reederei Maersk. CEO ist Diego Aponte, Sohn von Gianluigi Aponte, der die Firma gründete und als exekutiver Verwaltungsrat führt. Rupert und die Aponte-Familie werben schon seit Monaten um die Hirslanden-Mutter. Frühere Avancen hat das Unternehmen in den Wind geschlagen, weil das Angebot zu günstig war. Nun, im vierten Anlauf, ist der Widerstand gebrochen. Mediclinic stimmt dem Verkauf zu und begibt sich ganz in die Hände der Genfer Connection. 17 Spitäler in der Schweiz Rupert, dessen Vermögen je nach Quelle auf 7 bis 10 Milliarden Franken geschätzt wird, besitzt mit seiner Investmentgesellschaft Remgro bereits 45 Prozent der Mediclinic-Aktien. Das Gesundheitsunternehmen ist in London kotiert.Jeder vierte Hirslanden-Angestellte ohne Covid-19-Impfung Es ist eine Randnotiz im Geschäftsbericht des Mediclinic-Konzerns, versteckt rechts unten in der vierten Spalte auf Seite 13 im Vorwort des Geschäftsführers: Nur 72 Prozent des Schweizer Mediclinic-Personals waren per Ende März 2022 gegen Covid-19 geimpft. In Südafrika und in den Vereinigten Arabischen Emiraten sind es jeweils 96 Prozent. Das heisst: Jeder vierte Hirslanden-Angestellte ist ungeimpft. Das zeigt einmal mehr: Ausgerechnet die Schweizer und ausgerechnet die Gesundheitsmitarbeitenden haben sich häufig dem Covid-19-Piks verweigert. Zum Mediclinic-Konzern gehören 17 Schweizer Spitäler. Nicht alle operieren unter der Hirslanden-Marke. Die Ableger verstreuen sich auf die ganze Schweiz. Am meisten Standorte sind in Bern, nämlich vier: Klinik Beau-Site, Klinik Linde, Klinik Permanence und das Salem-Spital. Neben den 17 Spitälern betreibt der Mediclinic-Konzern vier Notfallzentren und über ein Dutzend nachgelagerte Gesundheitsdienstleister. Hirslanden-Chef Daniel Liedtke gehört zum Group Executive Committee, also zur Geschäftsleitung des Konzerns. Cashcow Switzerland Die Schweiz ist der wichtigste Markt für den Konzern. 47 Prozent des Einkommens stammen aus der Region zwischen Bodensee und Genfersee. Damit hat jeder zweite Franken aus der Mediclinic-Kasse eine helvetische Note. Gemäss Angaben des Finanzchefs belief sich der Jahresumsatz zuletzt auf 1,885 Milliarden Franken. Die Schweiz trägt die Hälfte zum Gewinn vor Steuern und Abschreibungen bei. 297 Millionen Franken war der Gewinn in der Schweiz im Geschäftsjahr 2022 – das ist nur ganz knapp unter dem Niveau von vor Corona. Die Gewinnmarge: 15,6 Prozent. Die Schweiz ist ganz offenbar die Cashcow des Konzerns. Und die Zeichen stehen auf Wachstum. Knapp 8000 Vollzeitstellen operiert die Firma hierzulande. Vor Corona waren es 200 weniger. Die Schweiz war im letzten Geschäftsjahr aber auch verantwortlich für einen 7-Millionen-Pfund-Abschreiber: Im Mai 2021 brannte es in der Hirslanden-Klinik in Zürich. Ein Feuer im Dach des Südtrakts legte dicke Rauchwolken über die Limmatstadt, die Feuerwehr rückte mit einem Grossaufgebot aus, am Ende blieb ein Schaden von 7 Millionen Pfund am Gebäude und an der medizinischen Einrichtung. Der Betriebsunterbruch kostete die Hirslanden nochmals 1 Million Pfund. Logischer Schritt für Rupert Die Kosten sind von der Versicherung gedeckt. Jetzt, ein Jahr nach dem Feuer, kommt der Besitzerwechsel, zumindest sofern der Deal auch von einer Dreiviertelmehrheit der Aktionäre abgesegnet wird. Es kann sein, dass einige Minderheitsaktionäre versuchen, den Preis zu treiben, aber im Grunde ist der Handwechsel beschlossene Sache. Für den MSC-Konzern ist es ein weiterer Schritt hin zu einem breiter aufgestellten Konzern. Das Unternehmen, das ebenfalls stark im Kreuzfahrtschiffsbereich ist, kaufte zuletzt das afrikanische Transport- und Logistikgeschäft von Bollore für umgerechnet über 6 Milliarden Franken. Und für Rupert, den reichsten Mann Südafrikas, ist es ein logischer Schritt. Er schichtet gerade sein gigantisches Portfolio um. Anteile an kotierten Gesellschaften werden veräussert, der Fussabdruck in Südafrika etwas reduziert, dafür die Basis in der Schweiz ausgebaut. In diese Richtung ging auch der letzte Deal, als Rupert, mittlerweile deutlich über siebzig und mit drei Nachkommen, eine 30-Prozent-Beteiligung an Südafrikas grösstem Wein- und Spirituosenhersteller an Heineken verkaufte.Richemont: Rupert Junior steht vor Bewährungsprobe Anton Rupert, der 35-jährige Spross von Richemont-Patron Johann Rupert, erlebt seine Feuertaufe. Er, der seit 2017 im Verwaltungsrat von Richemont sitzt, ringt aktuell mit Farfetch um einen vorteilhaften Deal für die Tochterfirma Yoox Net-A-Porter. Schafft er es, eine für Richemont günstige Lösung unter Dach und Fach zu bringen, dürfte er schon bald in die Fussstapfen seines Vaters treten. Seine Legitimität als Erbe würde gestärkt, ebenso seine Akzeptanz bei Investoren wie Bluebell. Gerade in der absehbaren Abwehrschlacht gegen den aktivistischen Investor kommt dem Deal überragende, regelrecht dynastische Bedeutung zu. Mehr lesen Sie hier in der Geschichte von Marcel Speiser. Die Übersicht zu den Ruperts und den anderen vier Familien, die im Luxus-Bereich tonangebend sind, finden Sie hier.

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Milliarden-Deal um Hirslanden-Mutter steht