Wenn es Talent für gutes Timing zu kaufen gäbe, müsste Wolfgang Mayrhuber sofort zulangen. Voriges Frühjahr schon zog der 66-Jährige nach seinem vermasselten Start als Aufsichtsratschef angezählt bei der Lufthansa ein. Mayrhuber hatte zuvor sein Verwaltungsratsmandat bei der UBS aufgegeben, seine Wahl bei der Kranichlinie galt als sicher, als wichtige Aktionäre aufmuckten wegen seiner vielen anderen Aufsichtsposten. Mayrhuber wollte die Brocken schon hinwerfen, zog seine Kandidatur zurück. Erst kurz vorher beruhigte sich die Lage, und er wurde gewählt. Nun soll Mayrhuber einen Nachfolger für Lufthansa-Chef Christoph Franz finden – und zieht erneut den Zorn wichtiger Investoren auf sich. Er zögert zu lange.

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Das Zaudern schadet allen Seiten. Wenn Franz am 4. März zum Präsidenten des Pharmakonzerns Roche gewählt wird, soll er laut Firmenplänen sofort starten. Doch sein Lufthansa-Vertrag läuft bis Ende Mai. Die Airline lässt durchblicken, dass sie Franz das parallele Roche-Amt nicht versperren will. Je später sein Nachfolger gewählt wird, umso länger steht ihm aber eine Doppelaufgabe bevor. Und das in schwierigen Zeiten. Bei Roche muss sich der 53-Jährige tiefer in die Materie einarbeiten. Währenddessen stecken die Lufthansa und ihre Tochter Swiss in einer gefährlichen Situation. Neben Billigfliegern greifen arabische Airlines diese an, voran die aggressive Etihad (siehe «Gefährliche Flugmanöver»). Lufthansa braucht neue Ideen. Als abgehender Chef kann Franz sie nicht durchsetzen.

Interesse am Präsidentenjob

Mayrhuber blieb genug Zeit. Im September kündigte Franz seinen Abgang an. Daher echauffieren sich Investoren. «Es ist höchst ungewöhnlich, wie lange sich der Konzern Zeit lässt mit der Suche nach einem neuen Chef», sagte Henning Gebhardt, Manager von Deutschlands grösster Fondsgesellschaft, DWS, der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Andere Kandidaten als Franz allerdings hatten Roche-Präsident Franz Humer und die Besitzerfamilien Hoffmann und Oeri aussortiert. So hatte etwa der jetzt ausgeschiedene Shell-Chef Peter Voser Interesse am Roche-Präsidentenjob, dank seinem Wohnsitz in der Schweiz, seiner Erfahrung und ruhigen Art hätte er ins Anforderungsprofil gepasst. Doch die umweltaffinen Besitzerfamilien störten sich an seiner Vergangenheit beim Ölkonzern. Franz kann sich bei seinem Start in Basel immerhin auf Humer verlassen. Der Alt-Präsident steht ihm auch nach seinem Abgang als Berater zur Seite.