Was macht ein Architekt, der in New York einen exklusiven Loft gestaltet, dabei den TV-Raum mit einer speziellen, eiförmigen Lamellenkonstruktion abgrenzen will und zwischen Wohnraum und Küche eine ausgefallene Trennwand braucht? Er ruft bei Röthlisberger in Gümligen bei Bern an. «Nichts ist unmöglich», sagt Peter Röthlisberger. «Es ist einfach eine Frage des Preises.» In den USA hat Röthlisberger in den letzten sechs bis sieben Jahren jedes Jahr mindestens einen grösseren Auftrag erledigt.

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Engineering immer wichtiger

Das Spektrum der Innenausbauten, die Röthlisberger realisiert, reicht von Direktionsetagen über Konferenzräume, Hotelhallen, Läden und Spitalzimmer bis zu privaten Wohnräumen. «Wir bearbeiten nicht mehr eine bestimmte Region, sondern gehen von der Art der Arbeit aus, und die machen wir überall», sagt Peter Röthlisberger. Dabei wird die Lösung in Zusammenarbeit mit dem Architekten erarbeitet und gemeinsam die Funktion optimiert. Das Engineering, das heisst das Umsetzen einer gestalterischen Idee in die Konstruktion, wird immer wichtiger. In dieser Abteilung sind bei Röthlisberger sechs Schreinermeister/Schreiner-techniker am Werk, also Berufsleute mit Zusatzausbildungen. Die ständige Weiterbildung aller Beschäftigten sei heute unabdingbar, betont Röthlisberger.

Röthlisberger versteht sich auch als «Generalunternehmer im Innenausbau», wenn es darum geht, Holz in Verbindung mit anderen Materialien zu verarbeiten. Dazu gehören Aluminium, Metall, Glas, Kunststoff, Leder, Stein und Textilien. Es gibt inzwischen Aufträge, bei denen kein Holz mehr Verwendung findet, aber das Engineering von Röthlisberger gefragt ist. Da müsse man eben offen sein, betont der Firmenchef. Beim Beizug fremder Materialien stützt sich Röthlisberger auf bewährte Partnerschaften. Der Innenausbau hat zugelegt und trägt heute 65% zum Gesamtumsatz bei; davon werden 65 bis 70% im Export erzielt. Mit der Übernahme der Flückiger Holzbau AG verschaffte sich Röthlisberger in Gümligen Platz für einen modernen Neubau. Er wurde 2002 in Betrieb genommen. Flückiger wird als regionaler Anbieter weitergeführt, wobei sich die beiden Firmen spezialisieren konnten, sich gegenseitig beliefern und zusammen die gesamte Holzpalette abdecken.

Beim Publikum bekannt ist Röthlisberger wegen seiner Möbel, die über den Fachhandel unter der Marke «Röthlisberger Kollektion» vertrieben werden. Seit 1977 hat die Firma sieben Kollektionen auf den Markt gebracht, und vieles «hat europäische Designgeschichte mitgeschrieben». Wie beim Innenausbau arbeitet Röthlisberger mit klingenden Namen zusammen: Trix und Robert Haussmann, Susi und Ueli Berger, Carmen und Urs Greutmann Bolzern sowie Hans Eichenberger gehören dazu. Mit einer Neuauflage seines «Bankstuhls» von 1941 und einem dazu entworfenen Bretttisch ist in der jüngsten Kollektion auch Altmeister Willy Guhl dabei. An neue, junge Designerinnen und Designer heranzukommen, sei kein Problem, hält Röthlisberger fest. «Wir haben jede Woche etwa drei Anfragen von Leuten, die wir nicht kennen.» Schwierig sei das Erkennen von neuen Ansätzen und Lösungen. Das Produkt werde dann in Zusammenarbeit entwickelt. «Es ist selten, dass ein Designer ein fertiges Produkt bringt.»

An der Kölner Messe 2005 wird Röthlisberger mit Neuem aufwarten. Bei seinen Innovationen sucht Röthlisberger jeweils nach Produkten, die das Potenzial zum Klassiker haben, also langlebig sind und über die Jahre in grossen Stückzahlen produziert werden können. Gefertigt wird die Kollektion im Zweigbetrieb in Gohl bei Langnau (Emmental). Vom Möbelumsatz gehen etwa 40% ins Ausland. Wichtigster Exportmarkt ist Deutschland. Hier legt Röthlisberger wieder zu, nach einem schmerzhaften Einbruch und einigen Investitionen in den Markt. Für einen Kleinbetrieb ist beim Marketing ebenfalls Kooperation angesagt: Röthlisberger ist Mitglied des «Forums 8», einer Aussteller- und Interessengemeinschaft von kreativen Schweizer Fabrikanten für Möbel und Licht.

Technologie undhandwerkliches Können

Was ist das Erfolgsrezept von Röthlisberger? Er paart den Einsatz modernster Technologie mit handwerklichem Können und stellt dabei Möbel und Inneneinrichtungen her, die, wie es in der Unternehmensphilosophie heisst, «industriell schwer oder gar nicht herstellbar sind». «Unsere Spezialität ist es, das zu machen, was wir noch nie gemacht haben», ergänzt Röthlisberger. Zum Beispiel eine frei stehende, 12 m hohe Holztreppe in einer Villa. Dabei bewegt sich Röthlisberger in einem Markt, dessen Gesamtvolumen weltweit stark zurückgegangen ist. Durchsetzen kann sich Röthlisberger, wenn Qualität und seine Dienstleistungen gefragt sind. Zählt vor allem der Preis, so kommen Anbieter zum Zug, die einen Teil der Tätigkeiten in Billiglohnländer auslagern.

Peter Röthlisberger führt das Unternehmen, das von seinem Grossvater Gottfried Soltermann gegründet wurde, in der dritten Generation. Die beiden Geschäftsleitungsmitglieder Roland Keller (Innenausbau) und Jürg Scheidegger (Möbelkollektion) sind am Unternehmen beteiligt. Auch die Mitarbeiter können bis zu einem gewissen Betrag Aktien erwerben.



Firmen-Profil

Name: Röthlisberger Schreinerei AG, Sägeweg 11, 3073 Gümligen

Gründung: 1928

Besitzer: Mehrheit Familie Peter Röthlisberger

Umsatz: Rund 8,5 Mio Fr. (inkl. Flückiger Holzbau 11,5 Mio)

Beschäftigte: 41 (inkl. Flückiger 60)

Produkte: Innenausbau, Möbel

Absatzmärkte: Europa, USA.

Kunden/Bereiche: Firmen, Einzelpersonen, Architekten, Designer; Möbelfachhandel.

Internet: www.roethlisberger.ch