Schweizer Unternehmen wie Implenia, Sulzer, Ascom oder Vögele sind derzeit das Ziel ausländischer Beteiligungsgesellschaften. «Das ist eine Entwicklung, die mir sehr grosse Sorgen bereitet», sagt Cablecom-CEO Rudolf Fischer gegenüber der «Handelszeitung». Noch habe die Schweizer Wirtschaft eine starke Position im internationalen Wettbewerb. «Diese wird jedoch mit den laufenden Übernahmen und dem verbundenen Abzug von sehr viel Know-how aus dem Land geschwächt.» Dies, so warnt Fischer, «ist man sich hierzulande viel zu wenig bewusst. Ich fürchte, man wird erst im Nachhinein erkennen, welche Auswirkungen die Ereignisse der letzten Monate auf die Schweiz haben werden.»

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*Kauf durch Amerikaner*

Fischer sieht das Problem aber nicht etwa bei den ausländischen Beteiligungsgesellschaften und verweist auf Cablecom, die im Jahr 2000 von Swisscom, Veba und Siemens an die amerikanische NTL verkauft wurde. 2003 wechselte der landesweit grösste Kabelnetzbetreiber in den Besitz von Banken und Privatinvestoren, darunter Goldman Sachs & Co. sowie Apollo Management. Diese refinanzierten das Unternehmen und veräusserten Cablecom im Oktober 2005 an die amerikanische Liberty Global. «Und weshalb wechselte Cablecom in ausländische Hände?», fragt Fischer rhetorisch. Seine Antwort: «Weil sich Schweizer Investoren und die hiesigen Fi¬nanzinstitute nicht an der Refinanzierung beteiligen wollten und ausgestiegen sind.» Deshalb sei Cablecom heute ein amerikanisches Unternehmen. Fischer weiter: «Wenn das nun bedauert wird, dann muss ich sagen: Die Schweiz hatte ihre Chance.»

*Schweizer Konkurrenz fehlt*

Die Mutlosigkeit der Schweizer beschäftige ihn sehr, so der ETH-Elektroingenieur. «Uns geht es zu gut. Entsprechend klein ist die Bereitschaft, Risiken einzugehen.» Das führe dazu, dass grosse, bedeutende Stücke der Unternehmenslandschaft wegbrechen. Wenn dies so weitergehe, «dann sind die Konsequenzen nicht absehbar». Denn von den vielen starken und innovativen KMU allein könne die Schweiz nicht leben.

Die Verantwortung für den Verkauf von Schweizer Firmen ins Ausland könne nicht auf die Politik abgeschoben werden, sagt Fischer. «Die Schweizer Unternehmer und Investoren müssen sich fragen, was ihnen der Standort Schweiz bedeutet und ob sie bereit sind, sich für diesen einzusetzen.»

Darüber hinaus fehle es in der Schweiz an professionellen Finanzvehikeln. Als Beispiel nennt der ehemalige Ascom-Mann die Private-Equity-Gesellschaft, die 2003 nach kürzester Zeit die Risiken und das Potenzial von Cablecom eruierte und zugriff. «Gegen diese hagelte es damals Kritik», so Fischer. Doch die Private-Equity-Gesellschaft sollte mit ihrem Kurs Recht behalten: Cablecom erzielt heute knapp 1 Mrd Fr. Umsatz und ist in den Bereichen Festnetztelefonie und Internetzugang der härteste Konkurrent des Branchenleaders Swisscom.