30 Jahre hat Vasco Pedrina für die Abschaffung des Saisonnierstatuts gekämpft, 14 davon an vorderster Front. Und jetzt droht es wieder eingeführt zu werden. Die SVP fordert es nach ihrem Abstimmungssieg offen, der Gewerbeverband erachtet es als prüfenswert. «Ich bin fassungslos», sagt Pedrina. «Das wirft die Schweiz 30 Jahre zurück.»
Das Saisonnierstatut wurde 1934 eingeführt – und steht für ein unrühmliches Kapitel Schweizer Wirtschaftsgeschichte, für die Baracken-Schweiz, als ausländische Billigstarbeitskräfte – vornehmlich Italiener – auf engstem Raum hausten. Alexander J. Seiler zeigte 1964 in seinem Dokumentarfilm «Siamo Italiani» die Schattenseiten des Regimes, das den Menschen zur reinen Arbeitskraft degradiert. Die Saisonniers durften weder die Stelle wechseln noch ihre Familie zu sich holen – und mussten einmal pro Jahr das Land verlassen. Der Aufstieg zum Jahresaufenthalter war schwierig: Ein Saisonnier musste vier Jahre nacheinander je neun Monate beim selben Arbeitgeber tätig sein. Fehlten bei der vierten Saison 14 Tage oder mehr, dann hiess es: wieder von vorne anfangen. In den 1980er Jahren, nach dem wuchtigen Scheitern der von kirchlichen Kreisen lancierten Mitenand-Initiative, die das Statut 1981 abschaffen wollte, wurden die Spielregeln nochmals verschärft.
Als einzige Arbeitnehmerorganisation sprach sich die Gewerkschaft Bau und Holz (GBH) – eine Vorgängerorganisation der Unia – für die Mitenand-Initiative aus. Die Reihen wurden im linken Lager erst im September 1990 mit einer Grossdemonstration in Bern geschlossen. «Allein mit humanitären Argumenten hatten wir keine Chance», erinnert sich Pedrina, der ab 1988 die GBH lenkte. «Es brauchte auch wirtschaftliche Argumente.» Pedrina und seine Mitstreiter gaben eine Studie in Auftrag, deren Resultat auch Bürgerliche hellhörig machte: Das Saisonnierstatut stützt vor allem unproduktive Branchen und bremst den Strukturwandel. «Damit haben wir den Nerv getroffen.» 2002 wurde das Saisonnierstatut abgeschafft.