Ein dreiviertel Jahr nach dem Besitzerwechsel kommt es beim Mobilfunkanbieter Salt (ehemals Orange) zu einem überraschenden Abgang an der Spitze. Salt-Chef Johan Andsjö verlässt das Telekomunternehmen per sofort.

Ad interim werde Pierre-Alain Allemand die Geschäfte führen, teilte Salt am Montag mit. Die Suche nach einem Nachfolger sei eingeleitet worden.

Gründe bleiben verborgen

«Wir nehmen Johan's Weggang zur Kenntnis und respektieren seinen Entscheid», kommentierte Oliver Rosenfeld von Salt-Eigentümer NJJ Capital den Wechsel. Man sei überzeugt, dass Allemand die zwischenzeitliche Aufgabe erfolgreich erfüllen werde, bis ein neuer Salt-Chef nominiert werde.

Über die Gründe für den Abgang von Andsjö schwieg sich Salt im Communiqué aus. Auch stand kein Wort des Dankes für das Geleistete darin.

«Johan hat entschieden, die Firma per sofort zu verlassen. Den Abgang kommentieren wir nicht», sagte Salt-Sprecherin Therese Wenger auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

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Verkauf nach Frankreich  

Vor einem Jahr war angekündigt worden, dass Orange an die private Holding des französischen Telekomunternehmers Xavier Niel, NJJ Capital, verkauft werde. «NJJ Capital wird als neue Eigentümerin von Orange Schweiz den Kunden, den Mitarbeitenden und dem Management Kontinuität bieten», hiess es damals. NJJ Capital sei ein langfristiger, strategischer Investor.

Der Verkauf war schliesslich im Februar vollzogen worden. Niel, der in Frankreich den Anbieter Iliad besitzt, legte dafür 2,3 Milliarden Euro (2,8 Milliarden Franken) auf den Tisch. Im April wurde das Unternehmen in Salt umbenannt, was rund 40 Millionen Franken kostete.

Im Sommer Exodus im Topmanagement

Bereits im Sommer war es bei Salt zu einem Exodus im Topmanagement gekommen. Vier von sieben Spitzenmanagern verliessen das Unternehmen. Darunter waren Technikchef Johan Hall, Kommerzchef Matthias Hilpert, der Kundendienstverantwortliche Tonio Meier und Finanzchef Yann Leca.

Dabei handle sich nicht um einen Rauswurf, hiess es damals. Die Leute hätten sich selber entschieden zu gehen. «Wir trennen uns in sehr gutem gegenseitigem Einvernehmen», sagte Salt-Sprecherin Wenger damals.

Leichte Umsatzsteigerung

Andsjö hatte am 1. Oktober 2012 den Chefposten bei Orange Schweiz übernommen. Der damals 39-jährige Schwede folgte auf den Schweizer Thomas Sieber, der Verwaltungsratspräsident von Orange Schweiz und später von Salt wurde.

Sieber wird den Posten des Verwaltungsratspräsidenten bei Salt auf Ende Jahr ebenfalls räumen und das Verwaltungsratspräsidium des Stromkonzerns Axpo übernehmen. Ein Nachfolger für Sieber bei Salt ist noch nicht bekannt.

Im vergangenen Jahr, dem letzten vor dem Besitzerwechsel, konnte Orange Schweiz den Umsatz um 1,9 Prozent auf 1,316 Milliarden Franken steigern, weil das Unternehmen mehr mobile Geräte verkaufen konnte. Dies ist eine Steigerung von ebenfalls 1,9 Prozent im Vergleich zum Jahre 2013, dem ersten vollen Jahr unter der Leitung von Andsjö.

Mehr Kunden

Der bereinigte Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) legte 2014 um 11 Prozent auf 433,8 Millionen Franken zu. Die Gesamtkundenzahl stieg um 0,9 Prozent auf 2,17 Millionen. Neuere Zahlen gibt Salt nur noch den Investoren bekannt, die eine Anleihe gekauft haben.

Allerdings bezeichneten Personen, die Einblick in die Materie hatten, die Zahlen von Salt im dritten Quartal als schwach. Der Umsatz sei um 0,9 Prozent gesunken nach einem Anstieg im zweiten Quartal um 7 Prozent. Das bereinigte EBITDA fiel um 8,6 Prozent nach einem Plus von ebenfalls 7 Prozent im zweiten Quartal.

Allemand bereits für Salt tätig

Der neue Salt-Chef ad interim Pierre-Alain Allemand wurde am 5. Januar 1973 in Frankreich geboren. Er arbeitete lange Jahre beim französischen Telekomkonzern SFR, wo er für Netzwerk, IT und Telekomkunden (Wholesale) zuständig war. Er besitzt einen Abschluss als Mechanik- und Elektroingenieur der Ecole Spéciale des Travaux Publics (ESTP) in Paris.

Seit dem Eigentümerwechsel bei Salt arbeitete Allemand mit dem Management-Team von Salt zusammen. Dort unterstützte er die Geschäftsleitung bei Projekten zur Steigerung der operativen und wirtschaftlichen Effizienz.

(sda/ccr)