Media Markt ist eine junge Firma, sie hat knapp 1100 Leute versichert und bloss einen Rentner. Das Baugeschäft Aregger in Buttisholz ist eine alte Firma, sie beschäftigte einmal mehr als 600 Leute, und nun sind es bloss noch gut 150 Angestellte. Beide betreiben ein eigenes Vorsorgewerk für die zweite Säule ihrer Mitarbeiter. Aber unter ganz anderen Voraussetzungen. Die erst im Januar 2004 gegründete Media-Markt-Pensionskasse kann wegen ihrer vielen jungen Versicherten (im Schnitt 31-jährig) ganz andere Anlagerisiken eingehen als die Kasse der Baufirma mit vielen Rentnern und wenig aktiv Versicherten. «Wir sind mit der eigenen Vorsorgeeinrichtung viel günstiger und flexibler bei den Vorsorgeplänen», sagt Media-Markt-Finanzchef und Stiftungsratspräsident Zeljko Turina.

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Die meisten der über 300 000 Firmen in der Schweiz sind allerdings zu klein, um sich eine eigene Pensionskasse zu leisten, sie müssen sich gezwungenermassen einer Sammelstiftung der Versicherungen oder einer eigenständigen Vorsorgestiftung anschliessen. Noch immer dominieren die grossen Lebensversicherer den hiesigen Markt der beruflichen Vorsorge – allein die grossen fünf Gesellschaften haben knapp eine Million PK-Kunden –, doch die klassischen Anbieter verlieren stetig an Terrain. «Wir haben im vergangenen Jahr fünf Prozent weniger Prämien eingenommen und damit weniger verloren als der Markt», sagt Paul Müller, Chef von Swiss Life in der Schweiz.

Mit teilweise deutlich günstigeren Prämien versuchte die Nummer eins in den vergangenen Monaten die guten Kunden bei Laune zu halten. So zahlen die Versicherten des Zahnärzteverbands rund 15 Prozent tiefere Risikoprämien, einem anderen «lukrativen» Verband sollen laut einem Versicherungsmakler gar 40 Prozent tiefere Prämien offeriert worden sein. Die Neuenburger Verbandskasse CPNE wollte mit knapp 1000 Versicherten von der Gemeinschaftsstiftung des Gewerbes weg. Sie wurde mit 84 Prozent höheren Prämien «bestraft» und konnte wegen Abwicklungsproblemen erst ein Jahr später als geplant wechseln. Nun will die CPNE die Gemeinschaftsstiftung auf eine Zahlung von acht Millionen Franken einklagen. Die Neuenburger werden von ihrer neuen PK Pro in Schwyz im Rechtsstreit unterstützt, auf Grund des laufenden Verfahrens wolle man allerdings nicht im Detail auf den Fall eingehen, erläutert PK-Pro-Stiftungsratspräsident Reto Wehrli gegenüber BILANZ.

Der Wechsel zwischen Anbietern ist in jedem Fall aufwändig, dass allenfalls gar das Gericht bemüht wird, ist die ganz grosse Ausnahme.

Die beiden Modelle von Vollversicherung und autonomen Kassen mit einem Anlagerisiko lassen sich nur schwer vergleichen. «Es ist eine Art Glaubenskampf», sagt denn auch Versicherungsbroker Mauro Da Rold von der Zuger SCC Commtact. In den meisten Fällen entscheide der Chef, der wolle mit der Pensionskasse möglichst keinen Ärger und wähle deshalb die Versicherungslösung. Dabei garantiert die Versicherungsgesellschaft für Kapital und Zins, man könnte von Vollkasko sprechen. Diese Sicherheit erkaufen sich die Versicherten mit tieferen Erträgen aus den Anlagen. So investierte die Swiss Life nur gerade vier Prozent in Aktien, und auch bei den anderen grossen Vollversicherern liegt die Aktienquote unter zehn Prozent. Entsprechend mager fiel im vergangenen Jahr die Rendite aus (siehe Tabelle «Grosse Versicherer» unten).

Mittlerweile bieten alle grossen Gesellschaften selber auch teilautonome Lösungen an. Nach der «Zürich» und der «Winterthur» vor zwei Jahren lanciert nun auch die Bâloise unter dem Namen Trigona eine eigene Alternative zur Vollversicherung. Das Anlagerisiko wird dabei von den der Stiftung angeschlossenen Vorsorgekassen selbst getragen. Die Bâloise übernimmt die Rückendeckung der Risiken Tod, Invalidität und Langlebigkeit.
So funktionieren auch die Stiftungen Vita und die «Bankenlösung» der Winterthur-Versicherung. Damit gleichen sich die grossen Versicherer immer stärker den kleinen autonomen Sammelstiftungen an. Diese unabhängigen Stiftungen müssen nicht stets für eine 100-prozentige Deckung ihrer Verpflichtungen garantieren, und sie können ihr Kapital langfristig lukrativer anlegen. Gerade für die jungen Versicherten ist dies wesentlich interessanter. Im langen Berufsleben spielen bereits relativ kleine Zinsdifferenzen pro Jahr eine enorme Rolle (siehe «Der dritte Beitragszahler: der Zins» auf Seite 44).

Die autonomen Kassen haben einen weiteren grossen Vorteil: Sie sind in der Regel deutlich günstiger. Bei den Lebensversicherern kostet die Verwaltung laut dem zuständigen Bundesamt genau 666 Franken pro Versicherten, die Gesellschaften geben selber Beträge um die 550 Franken an. Ganz anders die unabhängigen autonomen Sammelstiftungen. Die St. Galler Asga verrechnet lediglich 180 Franken, die Zentralschweizer PKG 212 Franken (inklusive Marketingausgaben).

«Wir sind eine Genossenschaft und müssen keine Aktionäre füttern», begründet Asga-Chef Marcel Berlinger. Asga und PKG sind in den vergangenen Jahren jeweils zweistellig gewachsen, geradezu explodiert sind die Kundenzahlen bei der Profond: Seit 2002 hat sich die Zahl der Versicherten auf 12 500 fast verzehnfacht. «Dabei haben wir als Stiftung gar keinen Anlass zu wachsen», sagt Profond-Chef Herbert Brändli.

Die überdurchschnittliche Rendite von knapp sieben Prozent in den vergangenen zehn Jahren zieht offenbar ebenso wie der immer noch überdurchschnittliche Umwandlungssatz von 7,2 Prozent. «Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können», sagt Brändli auf eine entsprechende Frage. Derweil verlangt die Swiss-Life-Spitze, den Umwandlungssatz, statt wie vom Bundesrat vorgeschlagen auf 6,4 Prozent, sogar auf 6 Prozent zu senken. SW