Der 70-jährige Lee Kun-Hee hasst das Alte. Als könne er sich an Erreichtem nicht erfreuen, predigt Samsungs Präsident den stetigen Wandel. Seine Parole: «Ändere alles, ausser Frau und Kindern.» Und sie wirkt. Aus einem kleinen Batteriehersteller zimmerte Lee in seiner Veränderungslust einen Konzern mit über 220 Milliarden Dollar Umsatz, der bei Handys, Speicherchips und Flachbildschirmen den Weltmarkt anführt, von Chemie bis Versicherungen eine nirgends sonst vorhandene Bandbreite unter einem Konzerndach anbietet. Jetzt addiert er die nächsten Märkte: Pharmaprodukte.

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Die Branche mag sich wundern über den Novizen, unterschätzen darf sie ihn nicht. Bislang ging Lees Rezept auf: Er sucht Zukunftstechnologien, die noch am Anfang stehen und daher teuer sind. Mit hohen Investitionen drängt er in diese Märkte. So überrundete er Nokia in wenigen Jahren aus dem Stand als Handyhersteller, Sony bei Fernsehern, hat Apple bei Smartphones im Griff, greift nun mit Tablet-Computern an – und verdient noch an den Samsung-Chips, die Apple in den iPhones und iPads verbaut.

Engagement in Milliardenhöhe. Massive Investitionen helfen den Südkoreanern, schnell Terrain zu gewinnen. Das ebnet auch den Weg in die Biotechnologie, erwartet Ernst-&-Young-Berater Patrick Flochel. «Die finanzielle Kraft gibt Samsung eine grosse Erfolgschance im Pharmamarkt.»

Über 40 Milliarden Dollar investiert Lee, um ins Geschäft mit Batterien für Elektroautos, Leuchtdioden, medizinische Geräte und Biotech einzusteigen. Fehlendes Know-how ersetzt Samsung durch Kooperationen: So entwickelt der Konzern mit dem Pharmaspezialisten Biogen Idec Biosimilars, die Biotech-Präparate nachahmen. Das Problem für die Kontrahenten: Samsung wächst nicht nur schnell, der Konzern greift stets auch mit billigeren Produkten an.

Lees Hintergedanke: Bleibt der Konzern auf ein Segment fokussiert, wird er durch den Erfolg behäbig und von jungen Rivalen unweigerlich überrundet. «Die meisten unserer Produkte wird es in zehn Jahren nicht mehr geben», warnte Lee seine Truppe daher, als er voriges Jahr die neuen Zielmärkte benannte. Fraglich, ob die Pharmakonzerne ähnlich wandlungsfähig sind.