Die Lust an Farbe ist ungebrochen: Während die Mode wieder schlichter in der Nuancierung und raffinierter im Schnitt wird, brillieren die neuen Juwelen in beständiger Farbenfreude. Die Schmuckdesigner können nicht genug bekommen von sanften Pastelltönen und kräftigen Schattierungen. Farbsteine werden in melodiöser Farbharmonie oder in exaltierten Kontrasten miteinander kombiniert.



Dabei kommen Minerale zum Einsatz, die bis vor einigen Jahren noch unverdientermassen als Halbedelsteine deklariert wurden. Heute bringen Steine wie Aquamarin und Turmalin, Citrin und Granat glanzvolle Leuchtpunkte ins Spiel und werden für ihre Schönheit angemessen geschätzt. Überragt werden sie jedoch nach wie vor von den klassischen Farbedelsteinen Smaragd, Rubin und Saphir. Dieses Trio wird seit jeher besonders hoch geachtet – nicht nur wegen seiner leuchtenden Farben, sondern auch wegen seiner besonderen Härte, die nur noch vom Diamanten übertroffen wird.

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Blau ist nicht die einzige Farbe



Neben dem wundergrünen Smaragd und dem temperamentvoll roten Rubin nimmt der Saphir wegen seiner vielseitigen Schönheit eine besondere Stellung ein. Zwar wird er meist mit der Farbe Blau in Verbindung gebracht, doch der Stein der Korund-Familie kommt in fast allen erdenklichen Farben vor. Saphire werden in Ländern wie Australien, Birma, Sri Lanka und Thailand in Rosa, Orange, Gelb, Grün, Violett, Braun und sogar Schwarz gefunden.

Die unterschiedlichen Farbtöne verdanken sich der Einlagerung von Metalloxiden: Rosa Saphir entsteht durch Chrom, Orangetöne durch Spuren von Eisen und violette Schattierungen durch Eisen und Titan.

Ein roter Saphir ist ein Rubin



Nur einen roten Saphir gibt es nicht. Da Rubin und Saphir mineralogische Brüder aus der Korund-Familie sind, die sich lediglich in ihrer Farbe unterscheiden, gilt ein «roter Saphir» als Rubin. Nach jahrhundertelangem Verwirrspiel der Bezeichnungen hat sich die Fachwelt ausserdem darauf geeinigt, dass bei einem Saphir ohne Nennung der Farbe der blaue gemeint ist; alle anderen Nuancen tragen die Bezeichnung der Farbe als Zusatz.

Während auch die Haute Joaillerie früher dem Blau des Saphirs den Vorzug gab, feiert sie seit etwa zehn Jahren mit Begeisterung seine ganze Farbpalette. «Frauen haben Lust auf Farbe», konstatiert Caroline Gruosi-Scheufele, Co-Präsidentin von Chopard. Mit dem Trend zu vielfarbig leuchtendem Schmuck erlebten die bunten Saphire eine völlig neue Wertschätzung.

Bei Bulgari bezeichnet man den Saphir ob seiner Vielseitigkeit als einen der aussergewöhnlichsten Edelsteine der Natur. «Seine Farbpalette ist eine Herausforderung an die Kreativität jeden Designers», so die Italiener. Die grösste Herausforderung sei die Suche nach Steinen in passenden, harmonischen Farben.

In temperamentvoller Farbigkeit präsentiert sich die Linie Copacabana von Chopard. Den Vorzug gibt Caroline Gruosi-Scheufele derzeit den sanften Pastelltönen des Saphirs, vor allem Hellblau und Rosa in allen Schattierungen.

Cartier bevorzugt sanftere Farben



Auch bei Cartier schätzt man den Saphir und bringt in modernen Designs seine ganze Farbpalette zur Geltung. Derzeit bevorzugen die Cartier-Designer vor allem die sanften Töne. Altrosa bis Blauviolett werden mit Feingefühl und Eleganz spielerisch kombiniert. Von einer Laune der Natur ist man bei Cartier besonders begeistert: «Wir lieben Sternsaphire», schwärmt Katharina Baigneres, Sprecherin von Cartier. Eine besondere Kristallstruktur sorgt bei diesen Steinen dafür, dass man beim Blick auf den Stein einen Lichtstern wahrnimmt, der bei Bewegung über die Oberfläche wandert. Solch ausgefallene Exemplare werden zum Protagonisten unvergleichlicher Unikate.

Durch die eigene Geschichte ist Cartier auch dem klassisch blauen Saphir zugetan. Schon der grosse Louis Cartier hatte eine besondere Affinität zu ihm und verlieh ihm in der gewagten Kombination mit grünem Smaragd eine völlig neue Anmutung. «Blau ist eine der Fetisch-Farben von Cartier», erklärt Katharina Baigneres.

Glamouröser Beweis: In einer der berühmtesten Kreationen von Cartier steht ein eigrosser Saphir im Mittelpunkt, auf dem ein prächtiger Panther Platz genommen hat. Diese Brosche fertigte der Juwelier einst für die Herzogin von Windsor. Solch stattliche Exemplare sind hoch geschätzte Raritäten, die wie berühmte Diamanten teilweise mit eigenen Namen bedacht werden.

Grösse allein entscheidet nicht



Die Grösse allein ist bei weitem nicht das wichtigste Bewertungskriterium des Saphirs. Vielmehr sind es Transparenz und Farbnuancen, die über Kostbarkeit und Preis entscheiden. Gesucht ist ein klares, präzises Blau, das nicht zu dunkel und nicht zu hell ist; ein Grau- oder Grünstich mindert den Wert erheblich. Kenner schwärmen von den Kaschmir-Saphiren mit ihrem samtartigen Glanz und einer lebhaften, gesättigten Farbe, die als Kornblumenblau bezeichnet wird. Allerdings ist die Fundstelle der Kaschmir-Saphire seit den 1950er Jahren versiegt, sodass nur hin und wieder Steine auf Auktionen auftauchen. «Diese Steine sind viel rarer und teurer als weisse Diamanten in höchster Qualität», erklärt Caroline Gruosi-Scheufele.

www.bulgari.com

www.cartier.ch

www.guebelin.ch

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Nachgefragt:



Daniel Nyfeler, Gemmologe und Leiter des weltweit renommierten Gübelin Gem Lab in Luzern, über die Mysterien des Saphirs.

Was macht den Saphir zu einem solch aussergewöhnlichen Stein?



Daniel Nyfeler: Der Saphir ist in allen Belangen ein Edelstein erster Güte. Er ist selten, äusserst beständig und besticht durch seine intensive und kräftige Farbe.





In welchen Nuancen ist er am begehrtesten?



Nyfeler: Besonders gesucht sind die so genannten kornblumenblauen Kaschmir-Saphire sowie die königsblauen Saphire von Mogok in Birma, also aus dem heutigen Myanmar. Ebenfalls sehr gefragt ist der Padparadscha Saphir, eine zarte, pastellfarbene Mischung aus Orange und Rosa.





Viele Saphire werden behandelt. Warum?



Nyfeler: Nur ein kleiner Teil der Saphire besitzt von Natur aus eine kräftige und homogene Färbung. Farbton, -intensität sowie Transparenz können aber mittels Erhitzung auf hohe Temperaturen verbessert werden. Die meisten der angebotenen Saphire und Rubine sind behandelt.





Ist diese Erkenntnis neu?



Nyfeler: Eine moderate Erhitzung wird in den traditionellen Gebieten, wo Saphir gefunden und gehandelt wird, bereits seit vielen Generationen durchgeführt. Mittlerweile sind diese Methoden immer raffinierter geworden. Temperaturen wurden erhöht, ausserdem können chemische Zusätze verwendet werden, die noch vielfältigere Änderungen der ursprünglichen Farbe erlauben.





Wie wirken sich diese Behandlungen auf den Wert aus?



Nyfeler: Unbehandelte, hochwertige Saphire sind wesentlich seltener als behandelte Saphire; sie sind deshalb wertvoller. Unbehandelte Saphire sind höchst begehrt und erzielen Spitzenpreise.





Was muss man beim Kauf von Saphiren beachten?



Nyfeler: Ab einem gewissen Kaufpreis empfiehlt es sich, den Stein in einem vertrauenswürdigen Fachgeschäft zu kaufen und ein Gutachten von einem renommierten gemmologischen Labor zu verlangen. Allerdings sollte man grundsätzlich davon ausgehen, dass ein Saphir behandelt worden ist. Naturbelassene Steine sind die Ausnahme und werden meist als solche mit einem entsprechenden Zertifikat angeboten. Grundsätzlich ist nichts gegen Behandlungen einzuwenden, solange diese eindeutig deklariert werden.





Also unbedingt immer ein Gutachten einholen.



Nyfeler: Ein Bericht empfiehlt sich, um auszuschliessen, dass es sich um synthetische Steine handelt. Der Wert eines synthetischen Steines ist dramatisch kleiner als der eines natürlichen Saphirs.



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Der blaue Stein: Beweis für die Liebe und für die Keuschheit



Stein des Firmaments: In alten Zeiten galt der Saphir als Inbegriff des blauen Steins – daher sein Name, der vom griechischen Wort für Blau abstammt. Auch sein Mythos gründet auf der legendären Farbe: Da er an das Meer und das Firmament erinnerte, erweckte er den Traum von der Unendlichkeit des Himmels und vom Zauber übersinnlicher Kräfte. Er wurde seit dem Altertum hoch geschätzt und bereits in der Bibel erwähnt, galt als «Auge des Himmels», und Plinius pries ihn als ausreichend, um sich mit einem einzigen Exemplar ganz in die Schönheit der Natur zu vertiefen.

Stein der Kardinäle: Papst Innozenz III. machte ihn im Hoch-Mittelalter zum Stein der Kardinäle. Und die mittelalterlichen Herrscher trugen ihn auf ihren prächtigen Kronen, um den himmlischen Ursprung ihrer Macht zu unterstreichen. Der Saphir galt als Stein der Treue, der hingebungsvollen Liebe und Keuschheit – bis heute ist er zum Beispiel in Frankreich der beliebteste Edelstein für Verlobungsringe.



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Wissenschaft: Im Backofen zur alten Farbe zurück



Makellose Saphire: Sie sind so selten wie andere Meisterwerke der Natur. Allerdings tut die Wissenschaft ihr Möglichstes, diese begehrte Spitzenqualität wieder anbieten zu können. Der Saphir gestattet dies, indem er sich sehr gut behandeln lässt. Durch Erhitzen auf bis zu 1800 Grad können unscheinbare, trübe Saphire in intensives Blau umschlagen und eine schöne Reinheit erhalten. Andere Behandlungen lassen an der Oberfläche eine blaue Farbschicht entstehen. Allerdings sind diese behandelten Steine weitaus günstiger als naturbelassene; daher sollte der Käufer über eventuelle Behandlungen aufgeklärt werden. Bei Cartier geht man noch einen Schritt weiter: Der Juwelier verlangt von den Steinhändlern, bei denen die ungefassten Saphire bezogen werden, stets ein Zertifikat, in dem Herkunft als auch Ursprünglichkeit nachgewiesen sind.