Ein hübscher Schulthek garantiert zwar keinen prall gefüllten Schulsack fürs spätere Leben. Doch für die 78000 Kinder, die dem ersten Schultag entgegenfiebern, wird es später wohl kaum mehr ein Besitzstück geben, das sie mit solchem Stolz und Vorfreude erfüllt wie der Schulranzen.

Natürlich hat auch hier der Druck der Billigkonkurrenz aus Asien zugenommen. Allerdings betonen die beiden marktführenden Schweizer Schulsackproduzenten, Oskar Debrunner AG und Funke AG, dass die Kinder den Schulranzen oft von Gotten oder Göttis geschenkt bekommen und der Preis deshalb nicht zentral sei.

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Die 1910 gegründete Firma Funke aus Oberbüren SG stellt jährlich 15000 Schultheks her. Ein von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) geprüfter Tornister mit synthetischem Tigerfell oder aus Nylon kostet rund 155 Fr. Während Funke seinen Kassenschlager, den «Big Box»-Thek, in der eigenen Fabrik in Tschechien produziert, setzt Oskar Debrunner aus Weinfelden ganz auf Swiss made produziert wird nur in der Schweiz.

Debrunner gilt als der letzte Schweizer Felltornister-Produzent. Von den klassischen BubenSchulranzen setzt Thomas Debrunner, Geschäftsführer in dritter Generation, heuer gegen 200 Stück à rund 250 Fr. ab. Debrunner beobachtet, dass der Felltornister bei den Gymnasiasten wieder im Trend sei. Er glaube an ein Comeback des Thekklassikers und habe entsprechende Produkte in der Pipeline. Mehr will er nicht verraten.

Was heute einen Thek füllt

Der Marktanteil der beiden Traditionsfirmen im Schulthekmarkt wird auf je 20 bis 25% geschätzt, Umsätze geben sie nicht bekannt. Zur Profitabilität sagt Debrunner: «Wenn ich nicht daran verdienen würde, wäre ich schon lange ausgestiegen.»

Ein Trend bei den Schulutensilien ist nicht nur, dass die Tornister immer grösser, leichter und farbiger werden. Für die Detailhändler ist das Geschäft mit dem Schulanfang inzwischen zu einer neuen Umsatzsaison geworden, ähnlich wie Weihnachten oder der Valentinstag. So preist Manor in seinem Back-to-School-Prospekt nicht nur Tornister an. In den Thek für den ersten Schultag gehören anscheinend auch Ipods, Handys, Playstations, DVD und allerlei farbige Schreibutensilien. Auch ein Back-to-School-Schminkköfferchen fehlt nicht kein Wunder sind die Tornister so gross. Laut Manor übersteigt der Umsatz der Drumherum-Artikel denjenigen der Theks aber noch nicht.

Manor-Marketing-Chefin Corinne Laverrière begründet das Back-to-School-Package: «Das Leben eines Kindes besteht ganz einfach nicht nur aus Schule, sondern auch aus Freizeit darum sind Produkte aus beiden Bereichen im Angebot zusammengefasst.»

Auch Coop bearbeitet den Markt intensiv: So lassen sich etwa auf der Coop-Homepage farbige Stundenpläne herunterladen. Der Detailhandel macht den Schulanfang immer mehr zu einem Event. Von den in Deutschland populär gewordenen Schulranzenpartys des Handels ist die Schweiz zwar noch verschont geblieben. Doch punkto Ausstattung stehen die Schweizer Produkte den ausländischen in nichts nach. Die oft nicht mehr als 1,5 kg schweren Tornister sind heutzutage unter anderem mit Metallschlössern, ausklappbaren Regenmänteln, Trinkflaschenhalter und Handytaschen ausgestattet und wird das Lernmaterial einmal richtig schwer, können die Kids den Schulranzentrolley ausfahren.

Zwar stagniert das Geschäft mit Schultheks aus demographischen Gründen, wie alle Marktteilnehmer bekräftigen. Dennoch ist es dank der Erweiterung der Produktepalette lukrativer geworden. Auch die Migros profitiert in den Wochen vor dem Schulanfang nicht nur vom Schulgeschäft im engeren Sinn. «Sicher ist, dass das Geschäft mit Handys und MP3-Player derzeit ein gutes Business ist», sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel.

Schulbesuch immer teurer

Auch Händler von klassischem Schulzubehör können nicht klagen. Zwar ist der Pelikan-Füller noch in vielen Schulen obligatorisch. Doch bei den Schreibwerkzeugen für Schreibanfänger gibt es inzwischen neue Player wie Stabilo, welche Rollerballstifte für Schreibanfänger mit löschbarer Tinte anbieten. Gemäss dem Chef des Stabilo-Importeurs Hermann Kuhn AG, Marcel Schwager, wird für Schulmaterial tendenziell tiefer in die Tasche gelangt als früher. Gemäss seiner Hochrechnung wird pro Schüler (Primar bis Gymnasium) für den Schulanfang durchschnittlich 150 bis 170 Fr. ausgegeben. Bei einer Zahl von knapp 1 Mio Schüler ergibt dies ein Marktvolumen von 150 Mio Fr. pro Jahr.

Interessant ist die Entwicklung bei den Motiven: Begehrt bei Mädchen sind Tiermotive wie Pferde, Delphine, Dalmatiner, Einhörner und Blumen. Die Knaben stehen auf friedliche Dinosaurier, Sport- und Technikmotive. Debrunner beobachtet im Gegensatz zu früher keinen Zusammenhang zwischen aktuellen Kinotrickfilmen und der Nachfrage nach Thekmotiven. «Heute stecken sich die Kinder gegenseitig an», sagt er. Auffällig: Während die erwachsenen Käufer stets nach der Ergonomie (Verträglichkeit für den Rücken der Kinder) und Sicherheitsreflektoren der Theks fragen, sei in Jahren mit schwacher Konjunktur wie heuer die Umweltverträglichkeit kein Thema.

Allerdings gibt es die BFU-Zertifizierung nur im höheren Preissegment. Migros erzielt nach eigenen Angaben sehr gute Umsätze mit Produkten, die nicht zertifiziert sind. Sowieso sei der Grossverteiler im Schulsackgeschäft vor allem stark in der Einsteigerpreislage. Ein M-Budget-Thek sei allerdings nicht geplant, sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel. Migros habe bereits Theks ab 30 Fr. im Sortiment, was durchaus einem M-Budget-Preis entspreche.

Im Gegensatz zu Migros ist Coop nicht nur in der tiefen, sondern auch der hohen Preiskategorie stark vertreten. Laut Coop-Sprecher Karl Weisskopf zeigt sich auch bei den Schultheks eine deutliche Zweiteilung des Marktes. Im Retailgeschäft verkaufe Coop vor allem die Billigprodukte aus Fernost, in den Warenhäusern dagegen werden die Markenprodukte abgesetzt. Die beiden Sparten konkurrenzierten sich kaum.



Top-Schulthek-Verkäufer

FirmaSchulsäcke Umsatz

Anzahl in Fr.

Manor 6000 720000

Migros 450000

Coop 7000 400000

Funke 15000

Debrunner 10000

Quelle: Unternehmen