Zwar hat der Nationalrat mit dem Ja zum Staatsvertrag die offene Konfrontation mit den USA abgewendet. Doch der Druck aus den Vereinigten Staaten wird nicht vollständig verebben. Denn bisher haben sich 16  500 amerikanische Kunden bei der US-Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) selbst angezeigt; laut Schätzungen stammen davon nur etwa 4000 von der UBS. Es sind also noch zahlreiche andere Banken betroffen.

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Munition für weitere Verfahren liefern die Angaben der reuigen Steuersünder: Auf dem Formular des IRS zur Selbstanzeige müssen sie lückenlos erklären, welche Konti sie bei welchen Banken unterhielten und wer dort in den letzten zehn Jahren ihre Betreuer waren. Damit entsteht beim IRS eine mächtige Datenbank: ein Kriminalprofil über Schweizer Banker und ihre US-Kundenkontakte. Betroffen sind durch die Zehnjahresfrist auch Banken, die ihr US-Geschäft längst abgewickelt haben. Das Problem der Banker: Keiner weiss, ob er sich im Visier des IRS befindet.

Die Folge: Die verunsicherten Geldmanager verzichten auf Reisen in die Vereinigten Staaten. «Die Vernunft gebietet, derzeit nicht in die USA zu reisen», sagt Michel Dérobert, Generalsekretär der Vereinigung Schweizerischer Privatbankiers. Bär-Verwaltungsratspräsident Raymond Bär verkündete schon vor einigen Monaten bei einer Veranstaltung, im jetzigen Umfeld nicht mehr in die USA zu reisen, obwohl seine Bank längst den Ausstieg aus dem US-Vermögensverwaltungsgeschäft verkündet hatte. Auch kleinere Zürcher Privatbanken bestätigen, dass sie derzeit auf Reisen nach Amerika verzichten. Der Umgang mit dem früheren UBS-Bankier Martin Liechti, der von den US-Behörden mehrere Monate in Miami festgehalten wurde, hat die Bankierszunft verängstigt. «Bei uns gibt es einen Reisestopp in die USA», betont auch Sarasin-Privatbankier Eric Sarasin. «Wir haben das US-Geschäft abgewickelt und betreuen aus der Schweiz keine amerikanischen Kunden mehr. Deshalb reisen wir geschäftlich auch nicht mehr dorthin.» Die Grösse der Bank spielt dabei keine entscheidende Rolle: Zwar zeigte der IRS bisher vor allem an den grösseren Instituten Interesse, weshalb vor allem CS und Bär als nächste Ziele gelten. Doch wenn es eine Häufung von Fällen bei kleineren Banken gibt, dürfte es auch für diese gefährlich werden.

Betroffen sind vor allem Kundenberater und bekannte Bankiers. Wenig bekannte Führungskräfte ohne Kundenkontakt fliegen zu Investorenbesuchen oder Fachanlässen. So reisten jüngst der Chefjurist von Pictet, der Kommunikationschef von Bär oder der Asset-Management-Chef von Vontobel ohne Probleme in die USA.